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Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Titel: Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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erwiderte sie. »Ich habe versucht, das Wesen dieses Geschöpfes zu übernehmen, und das war ein Fehler. Wir dürfen bloß so wie sie wirken. Wir dürfen nicht so werden, oder wir werden uns selbst schrecklich verändern.«
    Wir waren also gewarnt, und ich war dankbar für die Zeit, da ich diesen Körper bewegen und ausprobieren konnte. Es dauerte etwas, aber schließlich waren wir imstande, die Erscheinung ungefähr glaubwürdig zu gestalten, ohne daß unser eigenes Wesen davon berührt wurde. Ich war so erschöpft, als wäre ich meilenweit gelaufen.
    »Ruh dich aus«, sagte Mavin. »Hier ist Essen. Wir werden etwas davon mit uns nehmen, denn die Götter des Spieles mögen wissen, was wir dort drinnen vorfinden.«
    Sogar während dieser kurzen Ruhepause merkten wir, wie wir unseren neuen Gestalten zu entfliehen versuchten. Mavin stieß ein kurzes bellendes Lachen aus.
    »Mavin Vielgestalt«, sagte sie höhnisch zu sich selbst. »Ich verdiene diesen Namen nicht.«
    Ich dachte an Gestalten, die ich leicht, fast ohne Proben, angenommen hatte. »Es ist kein Zeichen fehlenden Talentes«, sagte ich, überzeugt, daß ich recht hatte, fühlte es mit einem innerlichen Zurückweichen, als ob mein Verstand vor dem zurückschrecke, was ich war. »Die Gestalten sind böse, Mavin. Mehr noch, sie sind dazu geschaffen, böse zu sein.«
    Sie widersprach mir nicht, und wir gingen so böse gestaltet zu dem murmelnden Mund hinüber, innerliche Barrieren aufbauend, die uns davor schützen sollten, das zu werden, wonach wir aussahen. Ich weiß nicht, was Mavin tat, aber ich baute eine Art Gehäuse zwischen mir und dem Image von Fettmann, und darin hausten Peter und die Spielfiguren von Barish, darin zwar, aber doch kein Teil von diesem Ding.
    Mavin hatte offenbar den FLECK eine ganze Zeitlang beobachtet, denn sie wußte, daß man die Münder öffnen konnte, indem man mit einem Stock heftig gegen sie schlug und mit des Dupies Stimme rief: »Geh auf, geh auf, verrücktes altes Ding. Geh auf und laß die Dupies rein …«
    Von drinnen hörte man Knirschen und Rattern, dann öffnete sich der Mund und streckte seine lange metallene Zunge heraus. Eingekerbte Rillen teilten sie längs, Rillen, in die der flache Karren hineingepaßt hatte. Der Fettwaggon paßte nicht hinein, aber es gelang mir, mit meinen eigenen Rädern darüber und hinter der Dupiegestalt die Rampe hinauf und in den Mund hineinzufahren. Ich hatte einen Tunnel erwartet, einen Ort nicht unähnlich den Katakomben unterhalb Bannerwells. Was ich vor mir sah, war völlig unerwartet.
    Die Wände waren aus Metall, große Platten, dunkel und leicht schimmernd, ehemals poliert, aber nun leicht beschlagen. Hier und da wurde das Metall von Glaspaneelen unterbrochen, viele von ihnen zerborsten, die Scherben auf dem Fußboden. Hinter einigen der heilen Fenster sah man grünliche Lichter, schwache, trübe Lichter. Es reichte, um den Weg zu finden, aber nicht, um wirklich etwas zu erkennen, und wir strengten uns an, etwas zu sehen und die Dämmerung mit unserem Geist zu durchdringen, ein Bemühen, das uns reizbar machte und verstimmte. Über uns weiteten sich die Metallplatten zu einer hohen, gekurvten Decke, in der sich vergitterte Löcher befanden, die Seufzer und Tropfen durchließen, schwermütige Winde und Feuchtigkeit, die nach Verfall roch. Irgend etwas an diesem Ort versuchte uns zu helfen, indem es den Weg vorn erleuchtete, aber gleichzeitig hinter uns die Lichter auslöschte. Jede dieser Bemühung war von verzweifeltem Klicken und Schwirren begleitet, und hatte oft nur das Ergebnis, uns vollkommen in Dunkelheit versinken zu lassen. Dann ertönten Geräusche, als laufe jemand, es summte und quietschte, wie von gemarterten Gurten oder Geräten, und das Licht ging wieder an, bloß um gerade dann wieder zu erlöschen, wenn wir es am meisten brauchten.
    »Götter des Spieles«, sagte Mavin wutentbrannt. »Warum kann uns dieser Ort nicht einfach vergessen und in Frieden lassen?« Beim Klang ihrer Stimme verdoppelte sich das Klicken und Summen zu einem erfolglosen Gerassel. Sie hielt inne, die Stirn gerunzelt. »Es hört mich.«
    »Sag ihm, es soll die Lichter anmachen und sie dann in Ruhe lassen«, knirschte ich zwischen den Zähnen hervor. Bei meinen Worten gingen über die ganze Länge des Korridors die Lichter an, und die Geräusche verstummten. Wir schauten uns an, in der Erwartung anderer Dinge, die gleich passieren würden, aber es blieb still. Wasser tropfte hinter uns hinab, der

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