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Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Titel: Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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flink zu wandeln. Zuerst zeigte sie sich den beiden Kindern, die zuletzt hinter dem schwankenden Langmann hergingen, trennte sie von den anderen und schickte sie in einen Seitengang. Dann wurden wir diese Kinder, speicherten dabei Masse, wie Mavin hastig befahl, und folgten dem Langmann, der mechanisch dahinschritt, in seinem beschatteten Gesicht kein Zeichen von Mißtrauen, geheimen Gedanken oder Verwirrung. Ich fühlte mich wie ein Kloß, eingequetscht in diese kleinere Form, aber es ging einigermaßen.
    An den Türen wurde Huskpaw beauftragt, eine Gruppe weiterer Zauberkünstler herbeizurufen. Ein Kommen und Gehen entspann sich, ausführliche Reden mit viel Papiergewedel. Die Zeremonie nannte sich offenbar ›Verleihung von Ehrengraden‹. Die beiden echten Kinder reagierten auf nichts, außer wenn sie angeschubst wurden; Mavin und ich verhielten uns genauso. Die Augen der Mädchen zeigten eine Leere wie die des Langmannes, nur noch tiefer. Daran merkte ich, daß es doch keine gewöhnlichen Kinder waren, sondern etwas anderes, vielleicht etwas, für das ich keinen Namen wußte. Schließlich zogen die Zauberkünstler jedem von uns eine Robe über, so schwarz wie ihre eigene, und die Zeremonie schien beendet zu sein. Wir wurden durch die Türen in einen großen Empfangsraum gescheucht, wo unsere Gruppe von anderen Zauberkünstlern erwartet wurde und von ein paar kostümierten Bauern, die so still und geistlos wirkten wie die kleinen Mädchen, Wein und süßes Gebäck serviert bekam. Die Mädchen, wir unter ihnen, standen in einer losen Gruppe auf der einen Seite des Raumes, abgesehen von gelegentlich lüsternen Blicken Manacles weitgehend unbeachtet. Ich war für diese scheinbare Unsichtbarkeit dankbar. Ich hatte erwartet, nur Fremde an diesem Ort zu finden, und der Eintritt von jemandem, den ich kannte, versetzte mir einen jähen Schock.
    Er trat durch eine der Pfeilertüren, gekleidet wie ich ihn zuletzt in Bannerwell gesehen hatte, in Silber, mit dem halben Dämonenhelm. Huld. Thalan von Mandor. Mein Peiniger in Bannerwell; ihn, den ich im Gegenzug besiegt und eingekerkert hatte. Nun war er hier. An diesem Ort. Ich konnte ein unwillkürliches Schaudern nicht unterdrücken. Er hatte keine Veranlassung, mich hier zu vermuten, aber ich schauderte trotzdem. Wenn er irgendeinen Grund hatte, Verdacht zu schöpfen, würde er mich in dieser Menge binnen weniger Augenblicke LESEN und entdecken. Nur das Gedankenwirrwarr im Raum verbarg mich vorübergehend. Didir bewegte sich in mir, flüsterte: »Ich werde dich abschirmen, Peter. Geh hinunter, ganz tief, wie du es schon einmal getan hast …« Ich konnte ihren Rat nicht annehmen. Ich mußte Mavin warnen.
    Die zwei kleinen Mädchen hielten sich an der Hand, klammerten sich aneinander wie zwei Kätzchen an einem ihnen unbekannten Platz. Ich tat es ihnen nach, nahm Mavins Hand in meine und malte Buchstaben in ihre Handfläche. Sie erstarrte und richtete ihren Blick auf ihn, gerade als ich mich vor sie stellen wollte, um sie vor seinen Augen zu verbergen. So sah sie den Dämonenhelm, und das reichte. Ihr Gesicht wurde leer, und ich wußte, daß sie an irgendeinen unsinnigen Reim dachte, irgendeine Melodie, um ihre Gedanken an der Oberfläche zu beschäftigen – und so, was darunter lag, unentdeckbar zu machen. »Geh hinunter, Peter«, sagte Didir erneut, »ich werde dich abschirmen. Paß auf, hör zu, aber sei nicht vorhanden …«
    Ich hatte es in Bannerwell schon einmal getan, war ein geistloses Nichts geworden, das mit nicht mehr Hirn als eine Küchenkatze herumgelaufen war. Nun tat ich es wieder. Ich wurde das Kind, dessen Körper ich nachahmte, wurde ein Mädchen ohne Verstand, ein passiver Leib, sank tief in diese weiche Leere hinein und horchte. Worte flossen über mich wie Wasser, bedeutungslos wie Wellengekräusel. Es war gleichgültig, was sie bedeuteten. Wenn die richtige Zeit gekommen war, würde ich mich daran erinnern, oder Didir würde es mir sagen.
    »Huld, mein Lieber!« Mit diesen Worten erging sich Manacle in kräftigem Schulterklopfen, was Huld veranlaßte, die Lippen zusammenzupressen und verärgert zu lächeln. Manacle fiel das nicht auf. »Lieber Freund, wie schön, daß Ihr uns besucht! Der Anlaß ist genau richtig. Nur noch zwei Tage bis SIGNAL-Tag und dann ist es wieder Zeit, uns an unseren historischen Auftrag zu erinnern. Wir haben hier ein paar Monster zur Fortpflanzung, ordentlich geweiht natürlich. Meine Stellung gebietet es, der erste zu sein,

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