Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent
erwähnt gewesen.
»Interessiert nicht, Spieler«, sagte sie schroff. »Abgesehen von den Gebieten um das Stürmische Meer und den See Yost sind praktisch alle Gegenden und Domänen gebirgig. Ihr seid doch schon gereist! Das muß Euch doch aufgefallen sein. Wie viele Ebenen habt Ihr kennengelernt?«
Ich mußte zugeben, daß es nur wenige gewesen waren. Das Tal von Bannerwell war recht flach, wie auch die Täler, die in das Lange Tal im Südwesten mündeten. Außer diesem fiel mir noch das weite Hochland ein, das über dem Fluß Haws und südlich der Feuerhügel und Schlaizy Noithn lag. Davon erzählte ich der Spielmeisterin nichts, aber es erinnerte mich an etwas anderes. »Schattenmenschen!« sagte ich. »Wie heißt die Gegend, in der die Schattenmenschen angeblich hausen?«
»Nennt mir eine Gegend, in der sie angeblich nicht hausen«, erwiderte sie. »Sie leben hoch im Norden und Westen, in den südlichen Gebirgen unterhalb der Hohen Domäne, in der Gegend um das Gebiet des Großen Drachens herum weit östlich von hier. Nein, das hilft Euch auch nicht weiter, Spieler. Laßt mir etwas Zeit, ich werde mich darum kümmern. Der Name Bleer hat irgendeine Erinnerung bei mir wachgerufen. Ich habe ihn schon mal auf einer Karte gesehen.« Ich erinnerte mich auch irgendwie an ihn, aber ich wußte beim besten Willen nicht, wo ich ihn gehört hatte. Hätte ich die richtige Frage gestellt, ich hätte raschere Antworten bekommen.
Wie dem auch sei, Spielmeisterin Joumerie kam am Abend des selben Tages wieder, um zu sagen, daß sie die Gegend gefunden habe.
»Die Einöde von Bleer«, teilte sie mir mit und leckte sich dabei die Lippen, als schmecke sie den Ort, »liegt im Norden. Ein Hochland, mit den Schluchten des Grauwasser auf der westlichen Seite, dem großen Tal des Flusses Reave auf der östlichen, wo auch Leamer oder Leamers, wie man es manchmal nennt, liegt. Falls Ihr vorhabt, dort hinzugehen, empfehle ich Euch die Straße nach Betand zu nehmen und von dort aus die östliche Route über den Grauwasser. Es gibt eine hohe Brücke bei Kiquo, die einzige im Umkreis von vielen Meilen. Oder den Fluß Reave entlang, der bis Reavebrücke schiffbar ist, oder sogar bis Leamer bei Hochwasser. Von dort aus führen Wege ins Hochland.«
»Welche Spiele, Spielmeisterin?« fragte ich. »Gibt es dort Schwierigkeiten zu erwarten? Welche Domänen sind tätig?«
Sie schnaubte. »Vorsichtig, wie? Ihr seid zu jung, um so vorsichtig zu sein. Meine jüngsten Karten zeigen nichts Besonderes. Das Gebiet des Feuerdrachen liegt nördlich des Flusses Reave, aber es gibt dort im Augenblick keine Spiele, und es werden auch keine erwartet. Wer weiß aber schon, welche verdeckten Spiele im Gange sein mögen? Oder Intrigenspiele oder Spiele aus Verzweiflung?« Ihr Blick war durchdringend wie der eines Speckstreifengeiers. »Wenn Ihr so vorsichtig seid, Bursche, wäre es das beste, Ihr trätet in mein Schulhaus ein, um zu lernen, wie man sich verstellt, wie die Mädchen hier.«
Ich lief rot an. Sie marschierte zur Tür, daß der Boden unter ihr erbebte. An der Tür blieb sie stehen und sagte freundlicher, weil sie gemerkt hatte, daß sie mich ziemlich getroffen hatte: »In Xammer gibt es einen Kartographierer, in der Straße der Künstler. Sein Name ist Yggery. Er ist vertrauenswürdig, so weit man das als Kartographierer sein kann, womit ich sagen will, daß er keine Dinge einzeichnet, von denen er weiß, daß sie falsch sind oder Sachen wegläßt, die er genau kennt. Es bedeutet allerdings, daß seine Karten leerer sind als die meisten anderen. Wenn Ihr aber vermögend genug seid, kauft eine Karte von ihm, bevor Ihr in den Norden reist. Und falls Ihr Seidenhand mitnehmt (denn ich kann an euer Nasenspitze ablesen, daß Ihr das vorhabt), kümmert Euch gut um sie. Sie hat mehr an Spielen erlebt als viele von uns und sich selbst in der Sorge um andere fast aufgerieben.«
Bis zu diesem Augenblick hatte ich wirklich nicht daran gedacht, Seidenhand mitzunehmen. Ich hatte angenommen, sie wolle Vorboldhaus nicht verlassen. Um dies zu prüfen, fragte ich sie und war überrascht, sie sagen zu hören, daß sie sowieso in den Norden gehen wolle.
»Ich begleite Jinian, meine Schülerin«, erklärte sie. »Und ich muß einige Zeit aus Vorboldhaus fort. Es gibt einige hier, die ihre Augen von den Schülerinnen weg zur Spielmeisterin wenden, und ich habe das … ziemlich satt.«
»Bist du belästigt worden?« Ich war wütend und deshalb so offen. Ich
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