Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Titel: Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
Ruinen sind, Bursche«, sagte er. »Nur wegen mir brauchst du dich jetzt unterwegs nicht so anzustrengen.« Der Oberexaminierer gab keinen Kommentar ab. Wir mußten ihm immer noch sagen, wenn er trinken oder zum Pinkeln in die Büsche gehen sollte, aber Didir meinte, daß tief in ihm wieder Anzeichen von Persönlichkeit aufzutauchen begännen. Augenscheinlich hatte die teuflische Kappe das gleiche getan, was auch ein teuflischer Dämon hätte tun können, nämlich sämtliche gewöhnlichen Verbindungen in einem Gehirn auszulöschen, ohne daß eine Spur davon zurückbleibt. Mein Gewissen nagte immer noch an mir. Es gab schlimmere Dinge als den Tod, und dies mochte eines davon sein.
    Als meine Züge sich wieder zu meinem eigenen Gesicht glätteten, wurde die Reise angenehmer. Die Ruinen, Dindindaroo, lagen nicht weit von Xammer entfernt, nicht mehr als einen kurzen Tagesritt. Außer uns waren noch viele andere unterwegs, durch das immerwährende Kommen und Gehen nach und von Xammer, nicht nur von Bündnisjägern, sondern auch von Kaufleuten, für die Xammer ein profitabler Zwischenaufenthalt und ein bequemer Ort war, wertvolle Güter für die Verschiffung weiter nördlich einzukaufen. Eines Tages würde auch ich nach Norden gehen, entschied ich, und mir die Dschungelstädte anschauen. Im Augenblick vergnügten Chance und ich uns damit, Spieler, die uns begegneten, zu erkennen. Ich sah einige Drachen, die flatternden Umhänge mit Mustern aus Flügeln und Flammen bemalt, die Brustwehren aus Feder im Windzug aufwirbelnd. Sie nickten uns zu, als sie vorbeiritten, rasch irgendwohin nach Norden, vielleicht in das Gebiet des Feuerdrachen, das bekannt dafür war, von Himmelsschlangen bevölkert zu sein. Eine Menge exotischer Spieler waren unterwegs. Ich sah ein Phantom, grau und blau, das Visier facettenhaft wie einen Edelstein, und einen hellgelben Trillerer, der uns im Vorbeireiten einen Gruß zuschmetterte, dessen Über- und Untertöne unsere Pferde erzittern und sämtliche Fustigare in den Wäldern im Umkreis aufheulen ließ. Wir begegneten einer Truppe braungekleideter Holzfäller, einem in den Hidamanbergen weitverbreiteten Talent, wo sie geschätzt werden, um Glutherde aufzuspüren und Feuer zu bekämpfen. Sie besitzen die Gabe, vorherzusagen, wo ein Feuer entstehen wird und können die Erde bewegen und Gegenfeuer entfachen. Allerdings hatte ich einmal von einem Holzfäller gehört, der seine Truppe die halbe Bergkette hinuntergehetzt hatte, um ein Feuer zu verfolgen, das er GESEHEN hatte, das aber versehentlich von seiner Truppe selbst verursacht wurde, nachdem sie angekommen waren. Selbst der alte Windlow hatte gesagt, daß SEHEN nicht sehr verläßlich war, und ich nahm an, daß es einen Großteil Geschwafel beinhaltete. Vielleicht zögerte ich wegen dieser Meinung auch, Sorah zu rufen, denn ich hatte das Gefühl, daß sie mir deshalb nicht besonders wohlgesonnen sein würde.
    Wir sahen einen Thaumaturgen, einen Feuertänzer und einen Salamander und erreichten dann gegen Abend die Straßengabelung, von der ein verschlungener Pfad nach Dindindaroo führte, ein Pfad, der mit Gestrüpp überwachsen war und wirkte, als hätte ihn seit langer Zeit niemand mehr benutzt. Ich wollte Dindindaroo nicht in der Dämmerung erreichen, obwohl Didir in meiner Tasche sagte, sie entdecke keinerlei Gedanken weit und breit. Also schlugen wir unser Nachtlager auf. Chance, der schwachsinnige Oberexaminierer und ich, der kochte. Chance vergnügte sich damit, den Oberexaminierer Feuer anzünden und Holz sammeln zu lassen. Ich glaube, er machte ein Haustier aus dem armen Geschöpf. Es tagte kaum, da waren wir bereits wieder auf den Beinen und ritten im frühen Licht den Pfad entlang, wobei ich meinem Gesicht sorgfältig Ähnlichkeit mit dem Unterherold verlieh. Ich spürte aber, wie diese Ähnlichkeit schon wieder schwand, noch bevor wir sahen, daß es in den Ruinen von Menschen wimmelte. »Unveränderliche«, sagte Chance, und ich wußte sofort, daß er recht hatte. Nun, Rätsel war möglicherweise bei ihnen, und er kannte Chance, so war es vielleicht nicht schlimm, daß ich mein eigenes Gesicht nicht verbergen konnte. Am besten ging ich also als ich selbst und erzählte einen Teil der Wahrheit.
    Die Männer, die in den Ruinen arbeiteten, hatten Abschnitte mit Pflöcken und gespannten Seilen markiert, gruben emsig und transportierten Erde in großen Karren hinweg. Wir hielten etwas entfernt und warteten, daß man auf uns aufmerksam würde,

Weitere Kostenlose Bücher