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Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Titel: Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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sagte sie. »Und sehr überraschend. Jetzt, da ich weiß, welch wunderbare Dinge meiner harren, bin ich vorbereiteter. Und falls es wirklich gefährlich werden sollte, nun ja – es ist auch nicht ungefährlich, Kinder zu gebären. Und darum macht sich auch niemand ständig Gedanken.«
    Seidenhand hatte sich in bekümmertes Stillschweigen zurückgezogen, das ich nicht unterbrach. Als wir uns hingelegt hatten, um zu schlafen, fragte ich: »Wirst du von Vorboldhaus dafür zur Verantwortung gezogen, wenn Jinian beschließt, König Kelver warten zu lassen, nur weil es ihr so beliebt?«
    Sie seufzte, wandte sich um, und ich sah den Schein des Feuers in ihren großen Augen. »Nein, von ihnen nicht, Peter. König Kelver ist möglicherweise wütend auf mich, aber wer bin ich, daß ich Jinian vorschreiben könnte, was sie tun soll und was nicht? Die Verhandlungen sind abgeschlossen; sie hat zugestimmt. Nun sagt sie ja, aber warte noch ein Weilchen. Wer weiß, wer wen von uns für verantwortlich hält? Mach dir darüber keine Sorgen.« Und sie schloß die Augen.
    Als wir in den Schlaf hinüberglitten, waren wir drei Deckenbündel, die verteilt um das Feuer lagen. Als ich am Morgen erwachte, hockte ich wie dumm da, unfähig, weniger als vier zu zählen, wachte dann aber durch einen kratzenden Ruf vom Flußufer vollends auf. Zwei ungeheuer große Vögel tranken dort, auf weitgegrätschten Stelzen, die langen Hälse wippend. Vögel … Ja. Von ihren hornigen riesenhaften Klauen bis zu dem Federbusch, der sie krönte, gemessen so hoch wie zwei Mann, mit einem Kreischen wie ein groteskes Federvieh auf dem Bauernhof. Und das vierte Bündel, das auf der anderen Seite des Feuers lag, mußte derjenige – oder was auch immer – sein, der sie mitgebracht hatte. Ganz vorsichtig begann ich, meine Arme und Beine zu entwirren, was aber nur ein fröhliches: »Aha, Ihr seid also auch wach?« zur Folge hatte. Ein kleiner rundlicher Mann entrollte sich aus dem vierten Deckenbündel und stand gähnend und sich streckend über mir, als wäre er seit Jahren mein bester Freund. Ich sah, wie Jinians Augen zu voller Wachsamkeit aufschnappten, während Seidenhand nur ein müdes Aruhmm hören ließ und weiterschlief.
    Jedenfalls war er gutgelaunt, dieser kleine, bärtige, fast kahlköpfige Mann, der so bizarr gekleidet war, daß ich ihn einen Augenblick lang für den Lakai eines Waffenträgers hielt, dann für einen Kaufmann, dann eher für einen Irren, der seinen Wärtern entkommen war und nun die Gegend unsicher machte. Der eine Stiefel war purpurfarben, der andere blau, der Umhang rot und gelbgestreift, wie die Kleidung eines Afrit, und er hatte einen unmöglichen Hut auf dem Kopf, aus dem ein fantastisches Horn hochragte, in Schwarz und Rost, den Farben eines Waffenträgers. Außer dieser sonderbaren Ausrüstung trug er noch ein hellgrünes Hemd und Hosen aus weichem Zellerleder, eine geschmacklose Zusammenstellung, aber nicht unbedingt irrsinnig.
    »Erlaubt mir, mich Euch vorzustellen«, sagte er, beugte sich über mich, der ich in einem Wirrwarr von Decken lag, und packte meine Hand, um sie heftig zu schütteln. »Vitior Queynt. Vitior Vulpas Queynt. Ich sah gestern nacht zufällig den schwachen Schein eures Feuers und dachte bei mir selbst, aha, Queynt, hier ist Gesellschaft für dich, für den nächsten Tag und vielleicht noch länger. Außerdem – wer will bestreiten, daß die Anzahl von Reisenden und die Geschwindigkeit der Reise in direktem Zusammenhang steht? Vier sind mindestens ein Viertel schneller als drei, stimmt’s? Sind dann hundert so schnell wie der Wind? Mhm … Haha! Oder es scheint jedenfalls so, weil mit jedem dazustoßenden Reisegefährten die Langeweile abnimmt … Habe ich nicht recht? Oh, es ist bitter, allein auf der Reise zu sein, bitter, nicht wahr? Also, ich mache jetzt das Frühstück.«
    Immer noch über irgend etwas vor sich hinbrabbelnd, wandte er sich ab, um einen Topf zu nehmen, mit ihm zum Fluß zu gehen, um Wasser zu schöpfen, wiederzukommen, das Feuer neu zu entfachen und den Topf zum Kochen darüber zu stellen, ohne dabei nur eine Sekunde das Gespräch mit sich selbst oder den Vögeln oder dem Fluß zu unterbrechen. Ich kämpfte mich ganz aus den Decken und brachte mich in Ordnung, wobei mir ein rascher Griff zum Kinn sagte, daß ich aufs Rasieren verzichten konnte. Ich setzte mich ans Feuer zu unserem seltsamen Besucher.
    »Äh … diese Vögel«, sagte ich. »Sind sie … ich wollte sagen, welche Art von

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