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Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Titel: Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Vögeln ist das?«
    »Ach, die Krylobos? Wahrlich große, ganz unglaubliche Geschöpfe, stimmt’s? Man würde kaum glauben, daß man sie einschirren kann, und tatsächlich haben sie auch so ihre Mucken und Tricks, tun so, als hätten sie ein gebrochenes Bein oder einen lahmen Flügel – obwohl sie ihre Flügel kaum benutzen, außer um Obst zu pflücken oder Nester zu weben –, oder sie liegen auf dem Boden und zucken oder hinken, als würden sie gleich verenden, bis dann auf einmal ein Jäger mit hungrigen Augen erscheint, auf ein Abendessen erpicht, und plötzlich, so schnell könnt Ihr gar nicht gucken, sind diese alten Krylobos auf den Beinen, der Federbusch sträubt sich, klatsch, klatsch, zwei Tritte, und der Pombi oder was immer es auch sein mag, liegt tot am Boden. Ich habe gesehen, wie sie Gnarlibare auf diese Weise erledigten, die nicht ganz ausgewachsen waren oder nicht zu übermäßig groß. Also, der linke der beiden ist Yittleby und der rechte Yattleby. Ich werde Euch nachher bekanntmachen, damit sie wissen, daß Ihr ein Freund vom alten Queynt seid und Euch keine Streiche spielen. Wie möchtet Ihr das Ei?«
    Er hielt ein Ei, nur ein einziges, in seinen kleinen klobigen Händen, aber dieses Ei sah groß genug aus, um uns vier und noch eine ganze Reihe Fustigare zu ernähren.
    »Haben sie – sie das gelegt?« fragte ich überrascht.
    »Oh, nicht sie, junger Herr, nein, nicht sie. Meine Güte, Yattleby wäre empört über diese Vorstellung, denn er ist ein großer Herrscher, ein richtiger Hahn, und würde eine solche Beschuldigung nicht eine Sekunde auf sich sitzen lassen. Nein, Yittleby legt die Eier, und Queynt ißt sie von Zeit zu Zeit, außer wenn Yittleby schlecht gelaunt wird und verlangt, eine Familie gründen zu dürfen, was so einmal im Jahr vorkommt, und während dieser Zeit muß der alte Queynt ohne sein Fuhrwerk auskommen. Wie möchtet Ihr euer Ei?«
    Ich sagte, daß ich mich freuen würde, das Ei in jedweder Zubereitungsform zu essen, in der er es mir anbieten würde und trat dann in die Büsche, um etwas nachzudenken. Es ging keine Gefahr von dem Mann aus, das spürte ich, keine Feindschaft. Doch bei den Göttern des Spiels, was für eine Überraschung! Ich überlegte kurz, Didir zu rufen, verwarf die Idee aber wieder. War er ein Spieler oder nicht? Würde er ein solches Forschen in seinen Gedanken entdecken oder ihm widerstehen? Ich beschloß, die Sache für den Augenblick auf sich beruhen zu lassen und schlenderte zum Feuer zurück, wobei ich kurz bei dem Fuhrwerk hielt, das er erwähnt hatte und das friedlich unter den Bäumen abgestellt war und genauso bizarr wirkte wie der Mann selbst. Es hatte ein spitzes Dach, Räder, die mir bis zur Schulter reichten, Fenster, unter denen Kästen hingen, in denen Kräuter wuchsen, und an seinem Ende einen Käfig mit etwas darin, was ich noch niemals zuvor gesehen hatte, das mich eifrig mit: »Gibt’s Thrilp? Thrilp dabei?« begrüßte, bevor es sich kopfüber hängte, das schwanzlose Hinterteil in die Höhe, und an einem Fuß baumelte. Kein Schwanz, dachte ich. Die Krylobos hatten auch keinen. Und Queynt natürlich auch nicht, ein Gedanke, der mir aber nicht weiterhalf.
    Jinian weckte Seidenhand und flüsterte ihr Erklärungen ins Ohr, gerade als ich zu den beiden zurückkam. Die Krylobos pflückten mit ihren Flügelfingern Nüsse von den Bäumen und knackten sie in ihren riesigen, metallisch aussehenden Schnäbeln, in deren Winkeln eine Art Knackvorrichtung eingebaut schien. Plopp, verschwand eine Nuß im Schnabel, dann knirschte es, wenn der Vogel daraufbiß, dann knirrrrrschte es noch einmal, wenn er ein zweitesmal zubiß, und dann fiel das Nußmehl in den Schnabel oder in die wartenden Finger. »Krrwah« sagte der eine Vogel zu dem anderen. »Krrwah, witt, herrch, herrch.«
    »Wie haltet Ihr sie auseinander?« fragte ich Queynt, außerstande, zwischen Yittleby und Yattleby einen Unterschied zu entdecken.
    »O mein Junge, das ist eines der großen Rätsel des Lebens. Wie unterscheidet man einen männlichen Krylobo von einem weiblichen? Niemand weiß es. Nun, die Krylobos wissen es selbst gut genug, ohne Zweifel, und erkennen es immer. Ein Weibchen erkennt ein anderes über ein ganzes Tal hinweg und fordert sie heraus, aber ein Männchen läßt sie herankommen und sich von ihr den Hof machen, ohne einen einzigen drohenden Laut von sich zu geben. Doch wo sieht man zwischen ihnen einen Unterschied? Nirgends. Das ist die reine Wahrheit. Einfach

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