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Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Titel: Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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ein kleines enttäuschtes Flackern darin, und Jinian sah es auch. Sie begrüßte ihn trotzdem auf höflichste Weise, und ihre Stimme klang, wie man es sich nur wünschen konnte, sanft und freundlich, nicht im geringsten erschöpft oder verbittert über die Verwechslung.
    »Meine Ehrerbietung, König Kelver«, sagte sie. »Ihr habt mir sehr viele Freundlichkeiten überbringen lassen, und ich danke Euch für diese mannigfaltigen Bekundungen, derer ich mich noch gar nicht würdig erwiesen habe.«
    Er verneigte sich, ein bißchen überrascht über ihre Ruhe und Haltung. Sie war in keiner Weise mädchenhaft, wie ich schon früher festgestellt hatte. Ich selbst war darüber auch schon mehrmals überrascht gewesen.
    »Ich grüße Euch, Jinian. Seid versichert, daß diese Bekundungen ohne Verpflichtungen, sondern nur im Interesse andauernder Freundschaft zwischen Eurer Familie und der meinen gegeben wurden.« Es waren feinfühlige Worte, und ich stellte fest, daß mir der Mann sympathisch war. Er sagte damit, daß er nicht beabsichtigt hatte, sie zu kaufen, sondern lediglich Freundschaft angeboten hatte und daß die endgültige Entscheidung immer noch bei ihr lag. Jinian lächelte ihn an, und ich sah seine Augen aufleuchten. Sie besaß ein wunderbares Lächeln.
    »Gut, gut«, mischte sich der rührige Queynt ein, »haben sich jetzt alle miteinander bekannt gemacht … meine Damen, werter junger Herr? Ja? Dann genug der Zeremonie, jetzt, nach dem Ende eines langen Rittes, wo Staub und des Tages Wirken uns all dessen, was wir am frühen Morgen an Frische und Jugend besaßen, beraubt haben und die Haut nach der Erquickung durch ein Bad und die Kehle nach der wundervollen Labung durch des Winzers Kunst dürstet. Ach, werter Herr, verzeiht diesen erschöpften Reisenden und mir, der ich den ganzen langen Weg mit ihnen gekommen bin, und gestattet uns, uns zu erfrischen und zu säubern, damit wir der ehrenvollen Gesellschaft würdiger sind, die Ihr uns so freundlich angeboten habt …« Und mit vielen Verbeugungen drängte er uns von dem König fort, der dieser geschmacklosen Erscheinung nachstarrte, die uns zur Treppe führte und mit der Macht ihrer Zunge die Stufen hochtrieb. »Geht jetzt, Peter, in das Zimmer am Ende der Treppe, wo in Bälde ein Bad bereitet sein wird, und ihr, meine Damen, in das Zimmer daneben, wo bereits ein Bad auf euch wartet … Ihr Müßiggänger von Bauern hier, husch, husch, flink wie ein Speckstreifenfalke hinauf mit dem Gepäck, damit es meinen jungen Freunden nicht an der nötigen Kleidung oder Salbe oder kühlenden Medizin mangele, die sich darin befinden mag. Wenn dann alles sauber und rein ist wie die Wasser des Waenbane, der in unaufhörlichem Silberstrom aus den Höhen hinabstürzt, dann wollen wir zu diesem guten König Kelver zurückkehren und mit ihm das köstliche Mahl genießen, das er in seiner Voraussicht und Großzügigkeit sicher vorbereitet haben wird.«
    Schweigen folgte auf diese letzten Worte, und als ich einen Blick über das Geländer zu eben diesem König wagte, sah ich, daß sein Mund noch immer offenstand, um seine Augen aber ein belustigter Zug lag. Demnach fühlte er sich nicht beleidigt.
    Kaum hatte ich mein Zimmer betreten, hörte ich ein leises Pochen an der Tür, in der, als sie sich einen Spalt öffnete, Chance in der Kleidung eines Kochs stand, von Kopf bis Fuß der herrschaftliche Diener einer stolzen Domäne. Noch bevor ich ihn begrüßen konnte, schlüpfte er ins Zimmer, legte mir den Finger auf den Mund und zischte: »Wer ist dieser Kerl, der bei dir ist? Dieser Clown? Wo hast du den aufgegabelt?«
    Ich erklärte, daß nicht ich Queynt, sondern er mich aufgegabelt hatte und daß der Mann uns bis jetzt kein Leid zugefügt habe.
    »Das erkennt man meist erst später«, sagte er unheilschwanger, warf sich in einen Sessel und fächelte sich mit dem Handtuch Luft zu. Er wirkte überhitzt und abgekämpft. Offenbar war sein Aufzug keine Verkleidung. Er bestätigte das umgehend. »Nachdem ich ein solches Theater in Dreibuckel verursacht hatte, wollte ich in Zukunft weniger auffällig wirken. Also ließ ich die Pferde draußen vor der Stadt in einem Stall und begab mich wie ein beliebiger Bauer, der Arbeit sucht und beste Referenzen hat, nach Reavebrücke hinein.«
    »Beste Referenzen?« Ich wollte ihn nicht aufziehen, konnte aber nicht verhindern, daß es so klang.
    »Beste Referenzen«, bestätigte er mit entschiedener Stimme. »Ich war vorausschauend genug, mir von

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