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Das wahre Wesen der Dinge (German Edition)

Das wahre Wesen der Dinge (German Edition)

Titel: Das wahre Wesen der Dinge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ted Chiang
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Frage. Aber auch dann, wenn die Antwort »ja« lautet, bedeutet das nicht, dass wir das Angebot von Binary Desire akzeptieren sollten.
    Wer eine sexuelle Fantasie umsetzen will, kann dafür ganz normale Software benutzen. Er sollte sich nicht eine Frau aus dem Ausland bestellen und ein Dutzend InstantCare-Pflaster auf sie pappen, aber genau das möchte Binary Desire seinen Kunden im Grunde bieten. Wollen wir, dass unsere Digis ein solches Leben führen? Wir könnten sie mit virtuellen Endorphinen vollpumpen, bis sie auch in einem Schrank auf Erde 2.1 glücklich wären, aber dafür liegen sie uns zu sehr am Herzen. Wir sollten nicht zulassen, dass andere Leute sie mit weniger Respekt behandeln.
    Zugegebenermaßen war Sex mit einem Digi für mich zunächst keine schöne Vorstellung, aber im Prinzip lehne ich die Idee nicht ab. Für mich selbst kann ich mir das zwar nicht vorstellen, aber solange kein Missbrauch stattfindet, habe ich kein Problem damit, wenn jemand das anders sieht. Solange es dabei um Geben und Nehmen geht, könnte es vielleicht so sein, wie Derek gesagt hat: vorteilhaft für Digis und Menschen. Aber wenn der menschliche Partner das Belohnungssystem des Digis anpassen oder das Digi so lange zurücksetzen darf, bis er eine Instanz hat, die für seine Zwecke perfekt passt, wie kann man da noch von Geben und Nehmen sprechen? Binary Desire sagt seinen Kunden, sie müssten sich in keiner Weise auf die Vorlieben ihrer Digis einstellen. Ob das nun Sex einschließt oder nicht – das ist keine echte Beziehung.

    Jedem Mitglied der Usergruppe ist es freigestellt, das Angebot von Binary Desire anzunehmen, aber Anas Argumentation ist so überzeugend, dass vorerst niemand das tut. Ein paar Tage nach dem Meeting erzählt Derek Marco und Polo von dem Angebot, da sie es seiner Meinung nach verdienen, über die Vorgänge auf dem Laufenden gehalten zu werden. Polo ist neugierig, welche Modifikationen Binary Desire vornehmen will; er weiß, dass er ein Belohnungssystem hat, hat aber nie darüber nachgedacht, was es bedeutet, es zu verändern.
    »Vielleicht mein Belohnungssystem verändern ist lustig«, sagt Polo.
    »Du kannst nicht dein Belohnungssystem verändern, wenn du arbeitest für andere«, sagt Marco. »Du kannst nur verändern, wenn du bist selbst Firma.«
    Polo wendet sich Derek zu. »Das wahr?«
    »Na ja, ich würde dir das nicht erlauben, nicht einmal, wenn du eine Firma wärst.«
    »Hey«, protestiert Marco. »Du gesagt, wenn wir Firma, wir entscheiden allein.«
    »Das habe ich tatsächlich gesagt«, gibt Derek zu, »aber ich hatte dabei nicht daran gedacht, dass ihr eure Belohnungssysteme bearbeiten könntet. Das könnte sehr gefährlich sein.«
    »Aber Menschen können eigene Belohnungssysteme verändern.«
    »Was? Wir können nichts dergleichen tun.«
    »Was ist mit Drogen, die Menschen für Sex nehmen? Afrosaka?«
    »Aphrodisiaka. Die wirken nur vorübergehend.«
    »InstantCare vorübergehend?«, fragt Polo.
    »Das nicht«, sagt Derek, »aber das zu benutzen, ist oft ein Fehler.« Ganz besonders, wenn man dafür bezahlt wird, denkt er.
    »Wenn ich Firma bin, ich kann eigene Fehler machen«, sagt Marco. »Das ist gerade Sinn davon.«
    »Du bist noch nicht bereit, eine Firma zu sein.«
    »Weil du nicht magst meine Entscheidungen? Bereit sein heißt, ich immer so denke wie du?«
    »Wenn du vorhast, dein Belohnungssystem zu verändern, sobald du eine Firma bist, bist du noch nicht bereit.«
    »Ich nicht hab gesagt, dass ich machen will«, sagt Marco nachdrücklich. »Ich nicht will machen. Ich hab gesagt, wenn ich bin Firma, ich kann das machen. Ist großer Unterschied.«
    Derek schweigt einen Moment lang. Das verliert man schnell aus den Augen, aber zu genau diesem Schluss ist die Usergruppe bei den Forendiskussionen über die Eintragung der Digis als Firmen gekommen: Wenn der Status als juristische Person nicht nur ein Wortspiel sein soll, muss man dem Digi dabei eine gewisse Autonomie zugestehen. »Ja, du hast recht. Als Firma darfst du Dinge tun, die ich für falsch halte.«
    »Gut«, sagt Marco zufrieden. »Wenn du entscheidest, dass ich bereit, dann ist nicht, weil ich denke wie du. Ich kann bereit sein, auch wenn ich nicht denke wie du.«
    »Das stimmt. Aber bitte sag mir, dass du nicht dein Belohnungssystem verändern willst.«
    »Nein, ich weiß, ist gefährlich. Kann dabei Fehler machen, den ich nicht mehr reparieren kann.«
    Derek ist erleichtert. »Danke.«
    »Aber mein Belohnungssystem von

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