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Das wahre Wesen der Dinge (German Edition)

Das wahre Wesen der Dinge (German Edition)

Titel: Das wahre Wesen der Dinge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ted Chiang
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Digis haben jedoch keine physikalische Basis. Marco will wissen, wie Sprechen in mechanischer Hinsicht funktioniert, und fragt ständig, ob er Derek die Finger beim Sprechen in den Mund stecken darf. Polo ist verblüfft, als er entdeckt, dass das Essen beim Schlucken tatsächlich Dereks Mund passiert, anstatt wie das Digifutter einfach zu verschwinden.
    Derek hatte zuerst befürchtet, die Digis würden wegen der Beschränkungen ihres physischen Körpers traurig sein, aber sie finden sie einfach nur lustig.
    Ein unerwarteter Vorteil des Roboterkörpers ist, dass man die Gesichter der Digis aus geringerer Entfernung betrachten kann als auf Erde 2 . So kommt die Arbeit, die Derek in das Mienenspiel der Digis gesteckt hat, besser zur Geltung. Eines Tages kommt Ana zu seinem Arbeitsplatz und sagt aufgeregt: »Du bist großartig!«
    »Ähm … danke?«
    »Marco hat gerade so lustige Gesichter gemacht. Das musst du sehen. Darf ich?« Ana deutet auf seine Tastatur, und Derek rollt seinen Stuhl vom Tisch weg, damit sie die Tastatur erreichen kann. Sie öffnet zwei Videofenster auf seinem Bildschirm: Das eine zeigt eine Aufnahme der Roboterkamera, die Welt aus der Perspektive des Digis; auf der anderen sieht man, was währenddessen auf dem Display des Digikopfs zu sehen ist. Dem ersten Fenster nach zu urteilen waren sie wieder einmal auf dem Parkplatz.
    »Letzte Woche ist er auf eine von SaruMechs Exkursionen gegangen«, erklärt Ana, »und natürlich fand er es toll, deswegen ist der Büropark jetzt langweilig für ihn.«
    Auf dem Bildschirm sagt Marco: »Will zum Park von Exkursion.«
    »Hier ist es genauso lustig.« Auf dem Monitor fordert Ana ihn mit einer Geste auf, ihr zu folgen.
    Das Bild gerät ins Schlingern, als Marco den Kopf schüttelt. »Nicht genauso lustig. Park besser. Ich zeig dir.«
    »Wir können nicht in den Park zurück. Er ist weit weg; es würde sehr lange dauern, bis wir dort wären.«
    »Einfach Portal aufmachen.«
    »Tut mir leid, Marco, hier in der Außenwelt kann ich keine Portale öffnen.«
    »Jetzt schau dir sein Gesicht an«, sagt Ana.
    »Versuch. Bitte versuch, bitte, bitte.« Marco legt einen flehenden Ausdruck in sein Pandagesicht; Derek hat diesen Gesichtsausdruck noch nie gesehen, und er bricht in lautes Gelächter aus.
    Auch Ana lacht und sagt: »Schau weiter zu.«
    Auf dem Bildschirm sagt sie: »Es spielt keine Rolle, wie sehr ich es versuche, Marco; in der Außenwelt gibt es keine Portale. Nur Erde 2 hat Portale.«
    »Dann wir gehen Erde 2, machen da Portal auf.«
    »Falls dann dort ein Körper wäre, den du tragen könntest, würde das bei dir funktionieren, aber ich kann keinen anderen Körper anziehen, ich müsste diesen hier bewegen, und das würde lange dauern.«
    Marco denkt darüber nach, und zu seiner Freude sieht Derek, dass die Miene des Digis tatsächlich seine Ungläubigkeit widerspiegelt. »Außenwelt blöd« , verkündet das Digi.
    Derek und Ana lachen los. Sie schließt das Fenster und sagt: »Da hast du tolle Arbeit geleistet.«
    »Danke. Und danke fürs Zeigen; damit hast du mir eine große Freude gemacht.«
    »Gern geschehen.«
    Es ist schön, daran erinnert zu werden, dass seine frühere Arbeit Früchte trägt, denn die meisten von Dereks derzeitigen Aufgaben sind nicht annähernd so interessant. Die Digis von Origami und Fabergé gibt es mit einer immer größeren Auswahl von Avataren wie Babydrachen, Greifen und anderen mythologischen Geschöpfen, daher will Blue Gamma ähnliche Avatare für die Neuroblast-Digis anbieten. Die neuen Avatare sind simple Modifikationen der bereits existierenden, weswegen für ihre Mimik keine Neuentwicklung nötig ist.
    Bei seinem neuesten Auftrag soll Derek sogar einen Avatar erschaffen, der gar kein Mienenspiel hat. Ein paar Hobbyentwickler künstlichen Lebens sind vom Potenzial des Neuroblast-Genoms beeindruckt, und anstatt darauf zu warten, dass sich in den Biomen von allein Intelligenz entwickelt, haben sie Blue Gamma damit beauftragt, für sie eine fremdartige, intelligente Spezies zu entwerfen. Die Entwickler haben ein spezielles Taxon erarbeitet, das sich stark von den Wesen unterscheidet, die Blue Gamma verkauft, und Derek entwirft jetzt einen Avatar mit drei Beinen, zwei Tentakeln statt Armen und einem Greifschwanz. Ein paar der Bastler möchten sogar einen noch fremdartigeren Entwurf für den Körper haben und auch einen Lebensraum mit anderen physikalischen Gesetzen, aber Derek hat sie daran erinnert, dass sie für die

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