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Das wandernde Feuer

Titel: Das wandernde Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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menschliche Berg, und auf seinen Schultern saß, lachend und elfengleich, kein anderer als Diarmuid, Prinz von Brennin.
    Kevin begann nun selber zu lachen, und er bemerkte, dass überall in der Menge Wetten abgeschlossen wurden, während die zwei Paare einander vorsichtig umkreisten. Sogar mitten im Krieg, dachte er und betrachtete den Prinzen. Leute standen auf den Tischen, um besser sehen zu können; andere waren die Treppe hochgestiegen, um den Kampf von oben zu verfolgen. Kevin entdeckte Carde und Erron, die jeder mit einer Handvoll Wettscheinen auf der Theke standen. Neben ihnen erkannte er, nach sekundenlangem Zögern, Brock – den Zwerg, der ihnen damals die Nachricht vom Verrat in Eridu überbracht hatte. Er war älter als Matt, mit einem helleren Bart, und er lachte laut, was bei Matt Sören nur höchst selten vorkam. Sämtliche Augen waren auf die Kämpfenden gerichtet; keine Menschenseele hatte von den drei bisher Notiz genommen.
    »Weichet, ihr Eindringlinge von der Nordfeste!« brüllte Tegid. Da wurde Kevin unvermittelt einiges klar.
    »Das sind Ailerons Männer!« rief er Dave und Paul zu, während Tegid sich stolpernd und schlingernd in Trab setzte, auf die anderen beiden zu.
    Sein ebenfalls riesenhaftes Gegenüber trat geschickt zur Seite, und Diarmuid, der nun vor Lachen quietschte, gelang es kaum, dem Zugriff des anderen Reiters zu entgehen, der versuchte, ihn zu Boden zu zerren. Tegids Lauf fand ein Ende, indem er auf der gegenüberliegenden Seite des Rings mit einem Tisch zusammenstieß, dabei die Zuschauer arg zurichtete und seinen Reiter beinahe aus dem Sattel gehoben hätte.
    Langsam und mit röchelndem Atem drehte er sich um. Diarmuid senkte den Kopf und schrie seinem wenig standfesten Reittier einige Befehlsworte ins Ohr. Dieses Mal geschah ihr Vorrücken mit größerer Umsicht, da Tegid nun, um die Balance zu halten, mit weit gespreizten Beinen über strohbedeckten Boden watschelte.
    »Du trunkener Walfisch!« verspottete ihn der gegnerische Reiter.
    Tegid hielt in seinem bedächtigen Ansturm inne und beäugte ihn mit vor Zorn hochrotem Gesicht. Dann füllte er seine Lungenflügel prall mit Luft und brüllte mit ohrenbetäubender Lautstärke: »Bier!« Sogleich eilte ein Mädchen mit zwei schäumenden Krügen herbei, und Diarmuid und Tegid leerten jeder einen mit einem einzigen Zug.
    »Zwölf!« schrien Carde und Erron von ihrem Platz auf der Theke her im Chor. Der Kampf dauerte offenbar schon einige Zeit. Diarmuid warf seinen Krug wieder dem Schankmädchen zu, während Tegid den seinen über die Schulter schleuderte; ein Gast hatte es mit dem Ducken zu eilig und brachte den Tisch zum Kippen, auf dem er und vier weitere Männer standen. Gestanden hatten. Das war zuviel für Kevin Laine.
    Einen Augenblick später wurde das Duo von der Nordfeste durch einen Angriff aus dem Hinterhalt auf unentschuldbare Weise zu Boden geworfen. Ein raffinierter Überfall war es nicht; sie waren schlicht umgerannt worden. Während sich das Geheul und das Geschrei in unvorstellbarem Ausmaß steigerten, wandte sich Kevin, sicher auf Daves breiten Schultern hockend, dem Paar aus dem Schwarzen Keiler zu.
    »Jetzt geht’s euch an den Kragen!« schrie er.
    Doch Tegid war da anderer Ansicht. Mit einem Freudenschrei stürzte er sich mit offenen Armen auf Dave, nahm ihn in seine gigantischen Arme und sorgte dafür, längst keiner so komplexen Handlung mehr fähig, wie es das Stehen bleiben nun einmal war, dass sie alle vier in einem wirren, durchnässten Haufen auf dem Boden landeten.
    Auf dem Bauch liegend, begann er ihnen beiden eine Reihe heftiger Rippenstöße zu versetzen, die, daran zweifelte Kevin nicht, eigentlich Zuneigung und Freude ausdrücken sollten, jedoch mächtig genug waren, dass sich der ganze Raum um ihn zu drehen anfing. Er lachte atemlos und versuchte Tegids Überschwang abzuwehren, da hörte er, wie Diarmuid ihm etwas ins Ohr flüsterte.
    »Gut gemacht, Freund Kevin.« Der Prinz war ihm nicht im geringsten gram. »Es hätte mir gar nicht behagt, zu verlieren. Aber hier drunten am Boden haben wir ein Problem.«
    »Welches?« Der Ton, in dem er das sagte, hatte Kevin aufhorchen lassen.
    »Während der letzten Stunde habe ich, auf Tegids Rücken sitzend, ein Auge auf jemanden gehabt, der in der Nähe der Tür stand. Ein Fremder, fürchte ich. Es hat mich nicht sonderlich beunruhigt, weil ich eigentlich damit gerechnet hatte, er würde den Feind in Kenntnis setzen, wir seien schlecht auf den Krieg

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