Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das war eine schöne Reise

Das war eine schöne Reise

Titel: Das war eine schöne Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
Vom Netzwerk:
Salzkammergut. An den Mondsee. Und dann goß es vierzehn Tage ununterbrochen, Tag und Nacht, es war eine richtige Sintflut...«
    »Das war vor fünf Jahren, nicht wahr?«
    »Ja, das war vor fünf Jahren. Aber weshalb fragen Sie?«
    »Nun«, stotterte er und spürte, wie er rot wurde, »ich meine, damals, als Sie an den Mondsee fuhren, da müssen Sie aber noch sehr jung gewesen sein...«
    »Wenn Sie es ganz genau wissen wollen, damals war ich neunzehn Jahre alt.«
    »Und Ihre Eltern ließen es zu, daß Sie allein in den Urlaub fuhren?«
    »Natürlich gab es das erste Mal einen Riesenwirbel, besonders von seiten meines Vaters. Inzwischen hat er sich ein wenig beruhigt. Er ist noch einer von der ganz alten Schule... «
    »Nun ja«, murmelte er und rieb sich das stachlige Kinn, »bei einem Mädchen ist das ja schließlich auch so eine Sache.«
    »Nun machen Sie aber mal ‘nen Punkt!« rief sie heftig. »Sie reden ja genau wie mein alter Herr. Als Mädchen ist das so eine Sache... Warum? Glauben Sie vielleicht, daheim braucht man nicht auf sich aufzupassen? Haben Sie eine Ahnung!«
    »Es kommt natürlich auf das Mädchen an...«
    »Natürlich kommt es auf das Mädchen an!« sagte sie mit blitzenden Augen. »Und wenn man einen Charakter besitzt, dann hat man ihn in Frankfurt genauso wie in Rimini! Das versuche ich meinem Vater seit Jahren beizubringen.«
    »Leben Sie bei Ihren Eltern?«
    »Ja, aber nicht mehr lange, wenn mein Vater so weitermeckert. Meine Schwester Monika hat sich schon vor zwei Jahren von daheim abgesetzt und ist nach Stuttgart gegangen. Sie arbeitet in einem chemischen Labor...«
    »Was ist Ihr Herr Vater von Beruf, wenn man fragen darf?«
    »Mein Herr Vater ist Lehrer«, antwortete Fräulein Sonntag ein wenig spitz, »und er ist sonst ein ganz vernünftiger Mann. Nur in dem einen Punkt, wenn es um meine Freiheit geht, geraten wir manchmal aneinander.«
    »Mein Vater starb, als ich vierzehn Jahre alt war. Er war ein kleiner Postbeamter. Sie können sich ja denken, daß es bei uns mit der winzigen Pension ziemlich schmal zuging, bis meine Mutter sich auf Stottern eine Strickmaschine anschaffte und damit die Butter zum Brot herbeischaffte.«
    »Respekt vorm Dampfschiff!« sagte Fräulein Sonntag.
    »Vielleicht finden Sie es komisch, daß ich mit meiner Mutter zusammen in den Urlaub fahre...«
    »Das finde ich durchaus nicht komisch, vorausgesetzt natürlich, daß Ihre Mutter nicht mitgekommen ist, um auf ihren Bubi aufzupassen.«
    »Na, hören Sie!« rief er und wölbte die Brust heraus, »das würde ich mir aber schwer verbitten! Und unter dieser Voraussetzung habe ich sie überhaupt mitgenommen. Ich hatte nämlich die Wahl zwischen einer Flugreise nach Mallorca für eine Person und eben dieser Feriale-Reise für zwei Personen. Aber erwähnen Sie das, bitte, vor niemand, nicht einmal vor meiner Mutter!«
    »Das müssen Sie mir schon näher erklären, Herr Lobedanz. Was heißt das: Sie hatten die Wahl zwischen zwei Reisen?«
    »Ich habe diese Reise bei einem Quiz gewonnen«, sagte er sehr verlegen. »Ich hätte auch allein für vierzehn Tage nach Mallorca fliegen können, aber meine Mutter hat mich so lange gelöchert, bis ich es aufgab. Wo man doch soviel von Flugzeugabstürzen liest... Na, Sie wissen schon, Fräulein Sonntag...«
    »Das hätte ich mir aber gründlich überlegt! Mallorca...!«
    Er schluckte ein wenig: »Nun, heute bin ich sehr froh, daß ich mich für Rimini entschieden habe...«
    »So?« sagte Fräulein Sonntag und malte mit der Spitze des Zeigefingers Kringel auf die Fensterscheibe, »na ja, mit der dicken
    Witwe Pütterich haben Sie ja auch eine sehr angenehme Reisegesellschaft angetroffen. Aber erzählen Sie mir doch etwas von dem Quiz. Eine Reise zu gewinnen, finde ich einfach märchenhaft.«
    »Ich habe Glück gehabt, das war alles...«
    »Das können Sie mir nicht erzählen, solch einen Gewinn schafft man nicht mit Glück, sondern mit Köpfchen. Und das haben Sie! Das habe ich gleich gemerkt...«
    Hinter ihnen zwängte sich Herr von Berg durch die Abteiltür. Auch er sah reichlich zerknittert aus. Das Strickmuster seines Pullovers, den er zusammengerollt als Kopfkissen benutzt hatte, zeichnete sich so deutlich auf seiner rechten Wange nach, daß Frau Lobedanz keine Schwierigkeiten gehabt hätte, es nachzustricken.
    »Hallo«, sagte er schlecht gelaunt, »sind Sie schon lange auf?«
    »Seit einer Stunde«, antwortete Fräulein Sonntag.
    »Haben wir Bologna schon hinter

Weitere Kostenlose Bücher