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Das war eine schöne Reise

Das war eine schöne Reise

Titel: Das war eine schöne Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Oma...«
    »Und die Mutti bekommt sie nun vermutlich?«
    »Ja«, sagte Herr Blumm mit einem Seufzer, der erleichtert und zugleich bedrückt klang, »die wird sie wohl bald bekommen —, aber wie ich meiner Mutter beibringen soll, daß eine neue Frau ins Haus kommt, das macht mir noch Kummer. Wenn ich mal davon anfing, dann hieß es gleich: Aber, Heinrich, du hast doch mich! Und ich habe doch meine schöne Pension, und es ist doch so ein ruhiges, friedliches Leben, das wir führen... Und die gleichen Sprüche hörte ich schon, bevor ich das erste Mal heiratete.«
    »Sind Sie etwa auch einziger Sohn?«
    »Nee, Zwilling, aber mein Bruder stürzte schon als junger Bursch in den Drei Zinnen tödlich ab. Ich war selber mal ein begeisterter Kletterer. Aber Sie können sich ja denken, daß ich mir seitdem die Berge nur noch von unten ansehen durfte. Und als ich einmal einen Freiflug über Frankfurt gewann...«
    »Hören Sie auf!« sagte Otto Lobedanz und schüttelte Herrn Blumm tiefbewegt die Hand, »mir brauchen Sie nichts zu erzählen. Diese Geschichten erlebe ich täglich.«
    Die beiden Damen kamen kichernd aus der Umkleidekabine.
    »Na«, sagte Herr Blumm und bot Fräulein Sonntag galant den Arm, »dann wollen wir mal ein bißchen Theater spielen. Und wenn Sie sich bei Tisch mal zufällig versprechen sollten, Fräulein Sonntag — ich heiße Heinrich mit Vornamen.«
    »Sie sind ein patenter Mann, Herr Blumm«, sagte Sonny Sonntag lachend, »schade, daß Sie und Fräulein Lenz nicht gleich in unser Abteil kamen. Aber so weit wollen wir das Spiel gar nicht treiben, daß Frau Lobedanz womöglich denkt, hier würden Bäumchen gewechselt. Es genügt, wenn sie sich gar nichts denkt.«
    »Ah, weder so — noch so...«
    »Genau!« sagte Otto Lobedanz und ließ das andere Paar vorangehen, damit er, wenn er schon Sonnys Gesellschaft entbehren mußte, doch wenigstens ihren Anblick genießen konnte. —

IX

    Der Zyklon zog an Rimini vorbei. Beim Mittagessen fielen ein paar Regentropfen aufs Weinlaub der Pergola, und Windstöße, die kaum Kühlung brachten, schüttelten die Platanen. Man hörte später, daß das Unwetter in Cesenatico einige Bäume gefällt und auf einem Campingplatz Zelte weggerissen und auch sonstige Verheerungen angerichtet hatte. Herr von Berg erschien nicht zum Essen, es wurde ihm auf sein Zimmer gebracht, eine entsetzlich dicke Suppe, von der die Damen Lobedanz und Pütterich nicht einmal einen Löffel probierten, und ein unglaublich dünnes Naturschnitzel, das aber reichlich mit Salaten garniert war.
    »Sollte man Herrn von Berg nicht einen Kondolenzbesuch abstatten?« fragte Otto Lobedanz die kleine Runde.
    »Wenn dich dein gutes Herz dazu treibt, Otto...«, sagte Frau Lobedanz nicht allzu begeistert.
    »Ja«, meinte Herr Schnürchen, »Sie können ja einmal nach ihm schauen. Einen allzu erfreulichen Anblick werden Sie dabei allerdings nicht erleben.«
    »Waren Sie übrigens auf der Polizei, Herr Schnürchen?« fragte Fräulein Sonntag.
    »Der junge Mann ist einer typischen Bande von Bauernfängern ins Garn gegangen«, antwortete Herr Schnürchen, ohne damit eigentlich auf die Frage zu antworten.
    »Wenn er total blank ist«, meinte Frau Pütterich, »dann müßte man ihm ja ein wenig unter die Arme greifen, wie?«
    Frau Lobedanz hüstelte und warf ihrem Otto einen Blick zu, der zu sagen schien: daß du mir aber dieses Mal nicht wieder einen Fünfzigmarkschein herausrückst!
    »Das hat wohl noch ein wenig Zeit«, meinte Fräulein Sonntag und fand mit ihrer Bemerkung zum erstenmal die volle Zustimmung von Frau Lobedanz.
    Als die Früchte zum Nachtisch gereicht wurden — »wo nehmen die bloß diese steinharten Birnen her?« —, erschien Signor Cerini, der Feriale-Vertreter in Rimini, erkundigte sich sprachgewandt nach dem Wohlergehen der Reisenden und verteilte Prospekte mit Vorschlägen für kleine Autobus-Ausflüge nach San Marino...
    »Der soll bloß mit San Marino aufhören!« flüsterte Frau Pütterich Frau Lobedanz zu.
    ... nach Ravenna und über Riccione und Pesaro nach Ancona, mit einer in dem Fahrpreis von 1500 Lire inbegriffenen Kaffeestunde nach deutscher Art mit Apfelkuchen und Schlagrahm.
    »Der Kaffee könnte mich nach dem Plurksch, den man hier vorgesetzt kriegt, fast reizen, Frau Lobedanz. Wie steht’s, machen Sie mit?«
    »Was meinst du dazu, Otto? Und was hast du für den Nachmittag vor?«
    »Wir wollten uns eigentlich heute nachmittag die alten Römerbauten in Rimini ansehen«, sagte Herr

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