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Das war eine schöne Reise

Das war eine schöne Reise

Titel: Das war eine schöne Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Ich gehe diesen Brüdern am liebsten aus dem Wege und bin froh, wenn sie mich zufrieden lassen.«
    Herr Schnürchen lächelte erheitert: »Eine Frage noch, Giancarlo: hatte der junge Mann viel Geld bei sich?«
    Giancarlo legte den Kopf auf die Seite: »Was heißt viel, Signore? Er hatte genug bei sich, um die vier Geier zu reizen, ein hübsches Bündel 10 000-Lire-Noten und gut und gern tausend Mark in deutschem Geld...«
    Herr Schnürchen hob überrascht die Brauen: »Haben Sie es gezählt, Giancarlo?«
    Der Mixer grinste flüchtig: »Dafür bekommt man in meinem Beruf einen Blick, Signore, und außerdem ließ der junge Herr seine Brieftasche oft genug leuchten«, und er machte mit dem Daumen eine Bewegung, als blättere er ein Kartenspiel auf. »Seine Zeche bei mir betrug übrigens rund zehntausend Lire. Mit dem Trinkgeld war er nicht besonders großzügig... «
    Herr Schnürchen erhob sich: »Danke, Giancarlo, Ihre Auskünfte waren mir sehr wertvoll.«
    Giancarlo klopfte auf die Tasche, in die Herr Schnürchen ihm den Schein zur Auffrischung seines Gedächtnisses gesteckt hatte: »Ich danke Ihnen, Signore!«
    Herr Schnürchen verließ den Garten des Embassy und steuerte die nächste öffentliche Telefonkabine an.
    Er hatte einige Mühe, dem Beamten am Schalter für postlagernde Sendungen seinen für einen Italiener einfach zungenbrecherischen Namen — »scusi, Signore, ancora una volta — Snurken? Ah, capisco! Snürgen...« — deutlich zu machen, und erfuhr schließlich nach langem Hin und Her, daß für ihn noch nichts eingegangen sei.
    Am Strand wurde es leerer. Über der See, noch weit entfernt, braute sich ein Wetter zusammen. Die Bootsvermieter zogen ihre Barcas höher auf die Spiaggia hinauf und vertäuten sie sorgfältig an tief in den Sand gerammten Pflöcken. Die Sonne stach unerträglich, und obwohl sie über Rimini ungetrübt im Zenit stand, begann das Wetter sich bleiern zu verfärben. Die Bagnina, die es ja wissen mußte, sagte den Ausbruch des Zyklons für eine gute Stunde voraus.
    Aber diese Wetter waren unberechenbar, sie konnten auch schneller herüberkommen. Mit den Schweizern zusammen machten sich auch die deutschen Gäste der Villa Annabella auf den Heimweg.
    Während die beiden Damen sich noch in den Kabinen ankleideten, bot draußen Otto Lobedanz Herrn Blumm eine Zigarette an und ließ sich Feuer geben.
    »Daheim gießt es ununterbrochen«, sagte Herr Blumm mit einem Blick auf die Wetterwand, die sich langsam über den Horizont ausbreitete, »und hier wartet man direkt auf ein bißchen Abkühlung...«
    »Hoffentlich regnet es sich nicht ein!«
    »Keine Sorge, Herr Lobedanz, solch ein Zyklon macht ein wenig Wind und meistens noch weniger Regen und zieht in einer halben Stunde vorüber.«
    »Sagen Sie, Herr Blumm, würde es Ihnen etwas ausmachen, für den Heimweg Fräulein Sonntag zu übernehmen und mir die Begleitung von Fräulein Lenz zu erlauben?«
    Herr Blumm schaute zuerst ein wenig komisch aus dem Kragen.
    »Um Himmels willen, Herr Blumm, ich habe nicht die leiseste Absicht, Ihnen ins Gehege zu kommen«, sagte Otto Lobedanz rasch, »mein sonderbarer Vorschlag hat ganz andere Gründe...«
    »Ach so...«, murmelte Herr Blumm mit einem kleinen Grinsen, »diese Gründe glaube ich zu kennen.« Er zwinkerte Otto Lobedanz zu: »Wollen Sie Ihrer Mutter die freudige Überraschung noch ein wenig vorenthalten?«
    »Genauso ist es! Und aus diesem Grunde...«
    »Kein Wort weiter, Herr Lobedanz, klar, daß ich bei dem kleinen Tarnmanöver dabei bin! Ich rede gleich mit Luise — äh — ich meine Fräulein Lenz.«
    »Das hat Sonny — äh — Fräulein Sonntag inzwischen schon besorgt«, sagte Otto Lobedanz und kniff ein Auge zu, »die Idee stammt nämlich von ihr. Mir persönlich paßt das alles, ehrlich gesagt, nicht so ganz...«
    »Na, Herr Lobedanz«, sagte Herr Blumm ein wenig verkniffen, »wie ich Ihre Mutter kenne...«
    Otto Lobedanz sah ihn an, als wolle er fragen, ob sie denn wirklich so fürchterlich sei. Aber Herr Blumm schüttelte den Kopf: »Nicht doch, Herr Lobedanz, nichts gegen Ihre Mutter! Aber wie nun Mütter einmal sind...Sehen Sie, meine Frau starb vor vier Jahren. Brustkrebs, ein elendes Dahinsiechen, bis der Tod sie endlich erlöste. Jedenfalls — seit dem Tode meiner Frau zog meine Mutter zu mir und führt uns die Wirtschaft...«
    »Haben Sie Kinder?«
    »Ein Tochterchen von sechs Jahren, das mich täglich löchert, warum andere Kinder eine Mutti haben und sie nur eine

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