Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das war eine schöne Reise

Das war eine schöne Reise

Titel: Das war eine schöne Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
Vom Netzwerk:
Ercole, was ist bei dir los? Welchem Gauner hast du Unterschlupf gewährt?«
    »Ich verstehe Ihren Schmerz durchaus, Signor Gualdini«, sagte Herr Schnürchen mit einem Ausdruck herzlicher Anteilnahme an so hartem Geschick, »aber ganz abgesehen davon, daß Herr von Berg kein Gauner ist, sondern nur das Pech hatte, einem Gaunerquartett in die Hände zu fallen, weiß ich wirklich nicht, wie ich Ihnen aus Ihren Kalamitäten heraushelfen könnte...«
    »Oh, Signore, wenn nur meine deutschen Sprachkenntnisse nicht so erbärmlich wären! Einer meiner Freunde besitzt in der Via Bengasi in bester Lage ein neuerbautes Hotel, in dem er auch einige Feriale-Reisende beherbergt. Da einer seiner Gäste mit dem Essen unzufrieden ist — der Mann muß magenkrank sein, denn die Küche in der Via Bengasi ist ausgezeichnet! — ist er gern bereit, Signor von Berg bei sich aufzunehmen und diesen Herrn zu mir zu schicken.«
    Herr Schnürchen verzog das Gesicht: »Hm, Signor Gualdini, das ist aber eine reichlich delikate Mission, doch ich will sehen, ob ich etwas für Sie tun kann. Ich hatte ohnehin die Absicht, Herrn von Berg zu besuchen. Sagen Sie mir noch, ob die Polizei etwas Besonderes zu melden hatte...«
    »Nun, man glaubt dort, eine Spur der Banditen entdeckt zu haben. In Cesenatico ist heute nacht ein Franzose auf die gleiche Art ausgeplündert worden wie Signor von Berg.«
    »Und das nennt man eine Spur?«
    »Ich nicht, Signore, das war die Meinung der Polizei«, antwortete Signor Gualdini mit einem Schulterzucken.
    Herr Schnürchen schlenderte durchs Haus, ging durch den großen Speisesaal, in dem schon die ersten Gäste in Erwartung des Pranzo Platz genommen hatten, überquerte den Hofplatz und stieg gemächlich und in Gedanken versunken zum ersten Stockwerk des Nebengebäudes empor, wo er schließlich an der Tür des Zimmers von Herrn Vonberg klopfte. Der junge Mann war gerade dabei, sein Gesicht im Spiegel einer gründlichen Untersuchung zu unterziehen. Die Schwellungen waren zurückgegangen, die Platzwunde am Kopf deckte der Scheitel, aber unter der braunen Gesichtshaut leuchtete das Violett der Blutergüsse um so intensiver. Die Banditen hatten ihn wirklich grausam zugerichtet.
    »Ah, Herr Schnürchen, wie nett, daß Sie mich auch einmal besuchen!« rief er und löschte das Licht über dem Spiegel. »Wenn Sie Raucher wären, könnte ich Ihnen wenigstens eine Zigarette anbieten, sonst besitze ich leider nichts, um Gäste zu verwöhnen.« Er sah das Buch in der Hand von Herrn Schnürchen: »Haben Sie mir etwas zum Lesen mitgebracht...?«
    Herr Schnürchen warf einen flüchtigen Blick auf den Pappband: »Novelle per un anno, eine amüsante Lektüre, ich bürste damit mein Italienisch auf...«
    »Bitte, nehmen Sie doch Platz«, sagte Herr Vonberg und räumte das halbe Dutzend Illustrierte von einem Stuhl.
    »Danke, ich habe nicht die Absicht, lange zu bleiben. Die Gäste sammeln sich schon zum Mittagessen. Ich wollte mich nur von Ihnen verabschieden...«
    »Wie? Sie wollen Rimini verlassen?« rief Herr Vonberg erstaunt.
    »Wie kommen Sie darauf, Herr Vonberg? Ich fühle mich hier ausgezeichnet. Aber ich nehme an, daß Sie den Urlaub abbrechen werden. Denn abgesehen vom Verlust unseres Geldes werden Sie mit diesem Gesicht auch sonst wenig Freude an Ihrem Urlaub haben.«
    »Was sagten Sie da?« fragte Herr Vonberg scharf.
    »Sie haben doch gerade in den Spiegel geschaut, Herr Vonberg. Bis dieses Farbenspiel vergeht«, er wiegte den Kopf hin und her, »vergehen meiner Meinung nach gut und gern zwei Wochen.«
    »Überlassen Sie das mir, Herr Schnürchen! Und was den Verlust meines Geldes betrifft...«
    »Ich sagte: unseres Geldes! Herr Vonberg — und das haben Sie auch genau verstanden! Und Sie haben darauf so rasch reagiert, wie nur ein Mann reagieren konnte, der genau weiß, worum es geht!«
    »Hören Sie mal, Sie lächerlicher Gartenzwerg«, sagte Herr Vonberg und trat, die Schultern vorgelegt und mit pendelnden Fäusten, einen Schritt vor...
    »Ach, Herr Vonberg, lassen Sie das doch«, sagte Herr Schnürchen gelangweilt, »Sie haben in Ihrem Leben schon so viele Dummheiten begangen, daß Ihr Konto längst überzogen ist. Sie können sich doch hoffentlich denken, daß ich mich gegen alle Eventualitäten abgesichert habe, ehe ich Ihr Zimmer betrat.« Er neigte den Kopf mit einer leichten Drehung zur Tür, als würde sie draußen von zwei baumlangen Carabinieri flankiert.
    »Wer, zum Teufel, sind Sie überhaupt?« sagte Herr

Weitere Kostenlose Bücher