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Das war eine schöne Reise

Das war eine schöne Reise

Titel: Das war eine schöne Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Beziehungen spielen und erreicht wenigstens Namensänderung. Da Adelsprädikat Bestandteil des Familiennamens, setzt er Vonberg durch ...«
    »Verstehe — um sich Hochstapeleien offen zu halten.«
    »Nein, Herr Schnürchen, seit seiner Entlassung im März 1964 hat er sich nichts zuschulden kommen lassen — zum mindesten nichts, was sich in einer Strafakte niedergeschlagen hätte. Er hat sich nach seiner Entlassung ein halbes Jahr lang mit Unterstützungen seines Bruders und seiner Schwester durchgeschlagen und schließlich — wahrscheinlich auf Fürsprache seines Bruders — eine Stellung als Kraftfahrzeugmechaniker gefunden, in der er sich bislang gut geführt hat. Sein Chef ist mit ihm zufrieden, die Meister halten ihn für einen tüchtigen Mechaniker, die Kollegen nennen ihn einen prima Kumpel, und die Mädchen...«
    »Na, was ist mit den Mädchen, Alvensleben?«
    »...die Mädchen laufen ihm nach. Er soll ein bildhübscher Kerl sein... «
    »Im Augenblick sieht er wie ein nicht mehr ganz frisches Beef à la Tatare aus, aber das wird sich wohl wieder ändern. Und damit sind wir wohl am Ende, nicht wahr?«
    »Ja, Herr Schnürchen. Nähere Einzelheiten finden Sie in meinem Eilbrief. Ich nehme an, daß Sie ihn morgen erhalten werden.«
    »Alsdann, lieber Alvensleben, schönen Dank und arrivederci!«
    »Grüßen Sie die Sonne und sagen Sie ihr, sie soll uns hier nicht ganz vergessen!«
    »Ich werde es ihr ausrichten. Und schicken Sie ein paar Regentropfen herunter, die Blumen verdursten hier in den Töpfen.« Er legte das Blatt mit den Notizen in den Pirandello und verließ die unerträglich stickige Telefonkabine. Die Rechnung, die er am Schalter zu zahlen hatte, veranlaßte den Beamten, ein Gesicht zu machen, als ob er sich entschuldigen müsse: »Das Gespräch hat acht Minuten gedauert, Signore...«
    »Das war es wert!« sagte Herr Schnürchen und beglich seine Schuldigkeit.
    Er hatte das Bedürfnis, sich Bewegung zu verschaffen. Was er soeben gehört hatte, übertraf seine schlimmsten Befürchtungen. Er war der Meinung gewesen, es mit einem kleinen Hochstapler zu tun zu haben, den ein verführerischer Name verlockt hatte, im Urlaub als das aufzutreten, was er in heimlichen Träumen zu sein wünschte, und der keine Skrupel kannte, sich des Inhaltes einer fremden Brieftasche zu bedienen, wenn sie ihm so günstig in die Finger geriet wie in diesem Falle — vielleicht mit schlechtem Gewissen oder mit einem Gefühl des Unbehagens, da er ja annehmen mußte, daß die gefundene Brieftasche einem armen Teufel gehörte. Immerhin hatte er dem armen Teufel einen Fünfzigmarkschein zukommen lassen und damit wohl jedes ungute Gefühl aus der Welt geschafft. Aber nun stellte es sich heraus, daß dieser junge Mensch tatsächlich einer alten, guten Familie entstammte, daß er kein kleiner Schwindler, sondern ein Dieb war, ein unverbesserlicher Dieb von Kindheit an, ein Dieb, den die erste, auf Bewährung ausgesetzte Strafe nicht gewarnt hatte, ein Dieb, der drei Jahre seines Lebens hinter Gefängnismauern zugebracht hatte. Ein halbes Dutzend Autodiebstähle. Vielleicht noch ein halbes Dutzend mehr, bei denen er nicht erwischt worden war. Eine Unterschlagung. Wozu? Um Freunden und Mädchen zu imponieren, um mit flotten Wagen anzugeben und Bardamen eine gut gespickte Brieftasche zu zeigen. — Der Vater gefallen. Die Mutter auf der Flucht verschollen. Ein hartes Schicksal. Aber konnte man dieses Los, das er mit Tausenden und aber Tausenden teilte, für seine Verfehlungen verantwortlich machen?
    Es war halb zwölf, als Herr Schnürchen das Haus betrat und in dem kleinen Empfangsraum, in dem einige Spielautomaten hingen, von Signor Gualdini aufgehalten wurde. Er erfuhr, daß vor einer knappen Stunde schon wieder die Polizei im Hause gewesen sei, um von Herrn von Berg noch einige Auskünfte einzuholen, wobei er schlecht und recht den Dolmetscher gespielt habe.
    »Mißverstehen Sie mich nicht, Signore Snürken, ich habe nichts gegen Signor von Berg, und ich habe nichts gegen die Polizia, und es war auch außer dem Schweizer Herrn, der mit einem bösen Sonnenbrand in seinem Zimmer liegt, kein Gast um diese Stunde im Hause — aber ich habe etwas dagegen, daß die Polizei in meinem Hause aus und ein geht wie in einer üblen Haienspelunke. Ich bitte Sie, Signore, in der Straße, in der ein Albergo neben dem andern liegt, in der ein Dutzend befreundeter und weniger befreundeter Albergatori über den Zaun spitzen und einem Zurufen: Ehi,

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