Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das war eine schöne Reise

Das war eine schöne Reise

Titel: Das war eine schöne Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
Vom Netzwerk:
rasiert...«
    »Wieviel haben sie ihm abgenommen?«
    »Er behauptet — und das hat er auch der Polizei gegenüber angegeben — 350 bis 400 Mark. Ein Barmixer, den ich interviewt habe — Sie sehen, wie abwechslungsreich mein Leben hier ist! — weiß es besser und will in der Brieftasche des Herrn Vonberg, alias von Berg...«
    »Beides ist richtig.«
    »... etwa 1400 Mark in deutschem und italienischem Geld gesehen haben. Aber was sollte Ihre Zwischenbemerkung, Alvensleben? Was sagten Sie?«
    »Ich sagte, daß beide Namen richtig sind. Aus einem Johannes von Berg ist ein schlichter Vonberg geworden.«
    »Na, nun einmal von Anfang an! Was sind denn das für merkwürdige Metamorphosen?«
    »Also hier die Vita des jungen Mannes in Stichworten... «
    »Warten Sie einen Moment, Alvensleben, ich will mir ein paar Notizen machen.«
    »Nicht nötig, Herr Schnürchen, ein Eilbrief ist unterwegs.«
    »Trotzdem! — Also, fangen Sie an, aber nicht zu schnell.«
    »Johannes von Berg, geboren als Sohn des Gutsbesitzers Friedrich von Berg am 8.4.1938 zu Langenhuf in der Provinz Posen. Vater im Krieg als Major gefallen. Mutter, Ellinor von Berg, gehöre von Breug-Brietzen, mit drei jüngeren Geschwistern auf der Flucht verschollen...«
    »Na, hören Sie einmal, Alvensleben...«, murmelte Herr Schnürchen und hüstelte sich einen Belag aus der Kehle.
    »Tscha, Herr Schnürchen, das waren böse Zeiten, damals. — Jedenfalls blieben von sechs Geschwistern drei am Leben, eine Schwester, die einen Amerikaner heiratete und in die Vereinigten Staaten ausgewandert ist, ein Bruder namens Georg lebt als Ingenieur in ordentlichen Verhältnissen in Stuttgart, und eben Ihr Freund, der unheilige Johannes. Damals, zu Anfang des Jahres 1945, wurden die drei Geschwister in der Familie verteilt. Der Knabe Johannes wurde von einer kinderlosen Schwester seiner Mutter aufgenommen, die in Frankfurt mit einem Diplom-Ingenieur verheiratet war. Sie ist inzwischen Witwe geworden. Dort also wuchs der Junge auf, besuchte die Volksschule, kam später auf ein Realgymnasium — und flog dort als Untertertianer heraus. Gründe unbekannt. Wurde daraufhin in ein Landschulheim gesteckt — und wieder an die Luft gesetzt...«
    »Würde mich interessieren, warum?«
    »Er wurde von seinen Pflegeeltern ziemlich kurz gehalten und holte sich das Kleingeld, das er brauchte, aus den Schränken seiner Schulkameraden...«
    Herr Schnürchen stieß einen leisen Pfiff aus: »Dann mal weiter im Text!«
    »Daraufhin Lehrstelle in einer Auto-Reparaturwerkstätte, wo er sich gut anließ und seine Gesellenprüfung als Kraftfahrzeugmechaniker bestand. Am 20.5.56 bekam er seinen Führerschein...«
    »Ihre Genauigkeit ehrt Sie, lieber Alvensleben, aber so genau will ich es gar nicht wissen...«
    »Ein verhängnisvolles Datum, Herr Schnürchen...«
    »Jetzt machen Sie mich neugierig...«
    »Weil unser Freund am 21.5.56, also einen Tag danach, aus seiner Stellung flog. Schwarzfahrt mit drei jungen Leuten, zwei davon Mädchen, mit einem zur Reparatur hinterstellten Wagen. Endete an einem Baum, wobei eines der Mädchen schwer verletzt wurde, er selber und die beiden anderen leichter...«
    »Teufel, Teufel...«, murmelte Herr Schnürchen, und es klang, als ob dieser Teufel noch mit th geschrieben würde. »Nun interessiert mich aber, wie es zum Namenswechsel gekommen ist.«
    »Dazu sollten Sie sich den Strafregisterauszug in Stich Worten anhören...«
    »Ach, lassen Sie, Alvensleben — oder begnügen Sie sich wirklich mit ein paar Stichworten. Es jammert mich, einen jungen Menschen vor die Hunde gehen zu sehen...«
    »Ich verstehe, Herr Schnürchen, Sie meinen, daß er unter normalen Verhältnissen seinen normalen Weg gemacht hätte.«
    »Ja, das meine ich — obwohl natürlich in jedem von uns alle
    Möglichkeiten stecken. Also weiter, Alvensleben: in Stichworten...«
    »Autodiebstahl — drei Monate mit Bewährung. Autodiebstahl — drei Monate Gefängnis. Autodiebstahl — vier Monate Gefängnis. Beteiligung an einem Autodiebstahl, Mitschuld nicht einwandfrei erwiesen — Freispruch mit Verwarnung...«
    »Ein dummer Kerl, autoverrückt wie alle diese jungen Leute. Immer das gleiche Delikt?«
    »Von 1960 bis 1962 einwandfreie Führung als Tankwart an einer Großtankstelle. Oktober 1962 Unterschlagung von 4000 DM — ein Jahr und zwei Monate Gefängnis...«
    »Furchtbar!«
    »Daraufhin großer Familienrat. Man will den Jungen abschieben, worauf er sich nicht einläßt. Aber man läßt

Weitere Kostenlose Bücher