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Das War Ich Nicht

Das War Ich Nicht

Titel: Das War Ich Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristof Magnusson
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schon alles wieder ruiniert. Ich musste handeln. Die Position glattstellen. Jetzt. Sofort. Zögerte. Telefon.
    Ich öffnete Neelys Account. Heute war der letzte Tag, an dem wir mit dem alten Passwort reinkamen, das der Systemadministrator uns gegeben hatte. Um Mitternacht wurde der Account automatisch deaktiviert. Dann vom Back-Office gelöscht, allerdings wohl erst bei der nächsten Routineüberprüfung. Sie dachten ja, dass ab dem morgen beginnenden neuen Passwort-Turnus eh keiner mehr Zugriff hatte.
    Theoretisch konnte ich einfach ein neues Passwort eingeben und den Account weiter nutzen. Und da Chris autorisiert war, mit dem Kapital der Bank zu handeln, würde mein Gewinn dort nicht so schnell auffallen.
    Ich gab das alte Passwort ein, dann Meike als neues Passwort, wiederholte es, bestätigte: Meike. Enter. Dann markierte ich meine Gewinn-Position auf Equinox, suchte im Menü den Auftrag Routen und buchte sie rüber zu Chris. Verkaufte alles mit 223.000 Dollar Gewinn. Davon buchte ich 25.000 Dollar zu mir zurück, und der Verlust von Jeff war ausgeglichen. Es blieb sogar ein nettes unauffälliges Plus. Der Rest blieb bei Neely. Bis sich jemand fragte, warum da ein Gewinn rumlag, der nicht an einen Kunden gecleart worden war, würden ein, zwei Tage vergehen.
    Ich hatte Zeit gewonnen. Aber nicht viel. Das Plus auf Chris Neelys Account musste weg. Ich las erneut die Analystenberichte. Alle verwiesen auf die guten Fundamentaldaten von HomeStar, das enorme Potenzial im Markt mit Sub-Prime-Krediten, sagten voraus, dass die Aktie weiter steigen würde. Um Geld zu verlieren, müsste ich also auf das Fallen von HomeStar wetten. Ich gab eine Order ein: 200.000 HST Verkaufsoptionen, Basiskurs 80. Wenn HomeStar nun wirklich weiter stieg, wäre der Gewinn bald wieder weg.
    So musste ich es machen. Tat es aber nicht.
    Der Pfeil der Maus zitterte über dem Symbol Kaufen. Ich klickte es nicht an. Eigentlich müsste ich etwas ganz anderes tun. Alles sofort zu mir zurückbuchen. Zu Alex gehen und ihm sagen, dass ich einen Fehler gemacht habe. Das mit dem Karrieresprung konnte ich dann zwar vergessen, aber wenigstens würde ich dafür nicht gefeuert. Wahrscheinlich nicht. Bis jetzt konnte ich alles als Fehler darstellen, doch wenn ich nun von einem fremden Account Optionen kaufte, war klar, dass ich absichtlich die Regeln brach. Ich klickte nicht auf Kaufen, minimierte das Fenster mit der Ordermaske, sodass es an den Boden des Bildschirms sprang, zog es wieder auf den ganzen Bildschirm, verkleinerte es und schob es hin und her, immer schneller. Alles flackerte wie nach zwölf Stunden Tetris. Nein. Das werde ich nicht tun. Basta. Die Ordermaske schloss sich.
    Transaktion gespeichert stand auf dem Monitor. Hatte ich es getan?
    Ich öffnete die Transaktionsliste. Wirklich? Wirklich.
    Dann nahm ich endlich wieder das Telefon ab. Bestimmt fragten sich schon alle, was ich die ganze Zeit tat. Zehn Minuten später sah ich aus dem Augenwinkel noch mal auf den Chart von HomeStar. Der Kurs blinkte in Grün. Über 70.
    »Siehst du, was da bei HomeStar los ist?«, sagte Jeff.
    Ich antwortete nicht. HomeStar stieg. Wie ich es vorausgesehen hatte. Schon Sekunden später war meine Wette aufgegangen: Ich hatte den Gewinn aus dem unautorisierten Geschäft komplett wieder verloren. In meinem Magen statt Schmerz nun ein wohliges Kribbeln. Ich packte die Maus so
    Erst als der Bloomberg-Monitor schwarz wurde und der Bildschirmschoner mit dem Rutherford-&-Gold-Logo erschien, bewegte ich mich wieder.
    So schnell konnte es gehen. Ich hatte Jeffs kleinen Verlust auf meine Kappe genommen, wollte ihn ausgleichen, hatte dabei zu viel Geld gewonnen, und bei dem Versuch, dieses Geld wieder loszuwerden, hatte ich 650.000 Dollar in den Sand gesetzt. Wie eine unbedachte Lenkbewegung auf nasser Fahrbahn, die mich Richtung Leitplanke rutschen ließ, woraufhin ich so abrupt gegensteuerte, dass ich fast im Gegenverkehr gelandet wäre, das Lenkrad wieder rumriss, und nun schoss die Leitplanke rasend schnell auf mich zu.
    schnell, als wollte sie mir weglaufen. Hackte Meikes Namen in die Tastatur. Öffnete Neelys Account. Sah die 200.000 Kontrakte. Fand einen Kaufinteressenten für 9,05. Es hatte geklappt. Jetzt verkaufen, alles ausgleichen und so was nie wieder machen. Nie wieder! Als ich gerade auf das Kaufgesuch klicken wollte, verschwand es. Jemand anders war schneller. HomeStar stieg weiter, der Preis für Verkaufsoptionen fiel. Ich versuchte es für 8,50 dann für

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