Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das War Ich Nicht

Das War Ich Nicht

Titel: Das War Ich Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristof Magnusson
Vom Netzwerk:
Spiegelbild anlächelnd. »Alec Baldwin. Oder?«
    »Nein, ich bin nicht dick«, antwortete ich und schloss die Augen, bevor ich sehen konnte, ob er auch das wieder lustig fand. Das Erste, das vor meinem inneren Auge auftauchte, war ein Bild von Andrew. Es wunderte mich, dass ich überhaupt noch so genau wusste, wie er aussah; ich hatte mir seit Ewigkeiten kein Bild mehr von ihm angesehen, vor einigen Monaten erst hatte ich im Internet nach einem gesucht und keins
    Doch das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert. Noch nicht mal eine Musikbox. Da draußen steht meine Inspiration. Warum freue ich mich nicht darüber, dass ich ihn so schnell gefunden habe? So musste ich es sehen, schließlich ging es hier um meinen Roman! Ich öffnete die Tür, in der Hoffnung, dass der verzweifelte Business-Boy noch da war. Doch er war weg. gefunden. Stattdessen war ich auf eine Seite namens www.rate myprofessors.com gestoßen, hatte erfahren, dass er zurzeit an der Universität in Athens/Georgia Einführungskurse in französische Literatur gab und verfolgte seitdem mit, wie ihn Monat für Monat Studenten dafür rügten, dass er der unordentlichste Professor sei, den sie je hatten. Dort las ich, wie viele Seminararbeiten Andrew verspätet und mit Kaffeeflecken bzw. von einer Katze zerfetzt zurückgab, wenn er sie nicht gleich verschlampte. Andrew hatte also jetzt eine Katze - für mich ein sicheres Anzeichen, dass auch er Single war. Dann sagte der Stylist so etwas wie:
    »So ... «
    Ich öffnete die Augen. Sah in den Spiegel. Genoss den GruseI. Grau, die Farbe der Vergänglichkeit. Es passte zu mir, nun, wo selbst mein jugendlicher Liebhaber Professor geworden war. Grau ging ich durch die kathedralenhafte Eingangshalle, sah den Rezeptionisten, alle jung, Männer wie Frauen in figurbetonten Anzügen, dabei zu, wie sie Gäste eincheckten, Geschäftsleute, die wahrscheinlich im Estana abstiegen, weil das Hotel so aussah, als würden hier Künstler absteigen.
    Zurück in meiner Juniorsuite stellte ich fest, dass das Zimmermädchen beim abendlichen Abdeckservice wieder ein Schokoladentäfelchen auf das Kopfkissen gelegt hatte, auf das ich gleich mein graues Haupt betten würde. Doch diesmal war ich gewarnt und fegte die Schokolade so energisch hinunter, dass sie bis in den Wohnbereich meiner Suite flog. Dann hörte ich meine Mailbox ab. Nichts.
    Meine Inspiration war zum Greifen nah gewesen. Während die Stadt sich langsam in die Nacht verabschiedete, nahm ich einen Whiskey aus der Minibar und ein stilles Mineralwasser, das heartsease hieß und aus Wales kam, benannt nach heartsease pansy, dem wilden Stiefmütterchen, das die Kraft besaß, traurige Herzen zu heilen. Nachdem ich ein paar Tropfen davon in den Whiskey getan und ihn mit einem Schluck ausgetrunken hatte, fühlte ich mich etwas besser.
    JASPER
    Der Fahrstuhl war so voll, dass ich normalerweise starr auf die Stockwerkanzeige geblickt hätte. Doch nun musste ich einfach in die verspiegelte Seitenwand schauen. Musste wissen, wie Meike mich eben gesehen hatte. Stellte beruhigt fest, dass meine Haare nicht zu unordentlich waren. Dann fiel mir auf, dass ich lächelte.
    Wenig später öffneten sich die Fahrstuhltüren im 16. Stock.
    Die Welt der Telefone, Monitore und Lautsprecherstimmen hatte mich wieder. Sofort checkte ich auf Bloomberg den Kurs von HomeStar. 68,97. Ich kniff die Augen zu. Öffnete sie gleich wieder, da aktualisierte er sich: 69,09. Vor meiner Mittagspause waren es 59,03 gewesen. Plus 18 % in nicht mal einer Stunde. Ich sah auf die Analystennachrichten. Dort stand es gleich drei Mal, fett markiert und rot: ein Gerücht, dass ein Investor im großen Stil HomeStar-Aktien kaufte. Je weiter der Kurs stieg, desto mehr Anleger glaubten daran. Und kauften auch.
    Schmerz bohrte sich durch meinen Magen, von unten, Richtung Speiseröhre. Jeder meiner Kaufoptionskontrakte war nun zehn Dollar mehr wert. Während ich im Caribou mit Meike redete, hatte ich 200.000 Dollar verdient. Mit einem einzigen Geschäft. Das wird auffallen. Ich rieb meine Magengegend mit der linken Hand, die rechte Hand auf der Maus, ließ den Pfeil von Monitor zu Monitor springen.
    Telefon. Ich ging nicht ran.
    Daran, dass auch ein Gewinn zu groß werden konnte, hatte ich nicht gedacht. Wie sollte ich das Alex erklären? Ich hatte ohne Erlaubnis mit dem Geld der Bank spekuliert. Alex müsste mich abmahnen, da war es egal, ob ich gewonnen oder verloren hatte.
    Typisch: gerade angefangen, Karriere zu machen und

Weitere Kostenlose Bücher