Das War Ich Nicht
wieder schloss, und stieß dabei mit ihm zusammen, sodass er sich umdrehte.
»Mr. LaMarck?«
»Ich muss kurz mit Ihnen ... « »Sie dürfen hier nicht rein.«
»Es dauert nicht lange«, sagte ich. Er sagte gar nichts, lief einfach nur schneller.
»Sie ... «, schaffte ich noch zu sagen, als wir in einen Fahrstuhl stolperten, der schon fast voll war. Ich sah ihn an und sah nur noch Müdigkeit, Augenringe, nach vorne gefallene Schultern was auch immer er tat, er musste damit aufhören.
Der Fahrstuhl hielt im 12. Stock, ich sah starr nach vorne. Ein Telefon klingelte. Es war nicht seins. 16. Stock. Zwei Frauen mit Kaffees machten Platz. Er verließ den Fahrstuhl, ich hinterher, rempelte die Frauen an, sagte nichts. Ohne mich anzusehen, eilte er zu einer Drehtür und hielt die Karte erneut an einen Sensor.
»Es geht ganz schnell. Und wichtig ist es auch.«
Unter dem Lesegerät piepte etwas. Er stellte sich auf die auf dem Boden vorgezeichneten Umrisse von zwei Füßen, alles leuchtete grün, die Drehtür setzte sich in Bewegung. Ich sprang hinein und schubste Jasper von den grünen Fußumrissen nach vorne gegen die Scheibe. Dieser Ort war wirklich nicht groß genug für zwei.
»Sie müssen leider gehen. Wir können später sprechen, aber nicht hier.«
»Sie müssen gehen. Abhauen! So schnell Sie können«, sagte ich, während wir der Bewegung der Drehtür stolpernd folgten. »Was auch immer Sie da für Spekulationen machen, Ihr Chef weiß alles«, schaffte ich zu sagen, bis die Drehtür ihre halbe Rotation vollendet hatte und wir aus der Enge in einen riesigen Saal fielen.
Wir fielen wirklich. Irgendwie hatten sich unsere Beine in der Drehtür verknotet, und wir verloren das Gleichgewicht. Lagen in dem riesigen Saal, der mir merkwürdig dunkel vorkam.
»Verstehen Sie?«, flüsterte ich, während wir uns aufrappelten.
Es war still in diesem Saal, überall Monitore, Zahlen, Telefone. Menschen, die uns ansahen. Dann nahm ich meine Sonnenbrille ab.
»Was weiß mein Chef?«, flüsterte Jasper.
»Long-Straddle-irgendwas«, sagte ich, dann sah ich, wie ein Sicherheitsmann auf uns zukam. Sehr schwarz gekleidet. Sehr schnell.
»Wir dürfen uns nie wieder sehen«, sagte Jasper.
Nun hörten uns alle zu. Jasper Lüdemann sah in dieselben unverhohlen grinsenden Gesichter wie ich, dann packte der Sicherheitsmann mich am Arm und begann, wie er es nannte, mich hinauszubegleiteten.
Kurz danach fand ich mich in einer Gasse auf der Rückseite des Gebäudes wieder, auf die ich durch einen Notausgang nicht mit dem Gesicht zuerst geschmissen, sondern nur ein klitzekleines bisschen geschubst worden war. Ich erinnerte mich an mein blaues Auge und setzte die Sonnenbrille wieder auf.
JASPER
Nachdem der Sicherheitsmann mit Henry verschwunden war, ging ich an meinen Platz. Ich musste gar nicht in den Saal sehen. Wusste eh, dass alle wieder grinsten. Was sie sich dazu dachten, wollte ich lieber nicht wissen. Wenn jetzt jemand kam und fragte, was dieser Typ mit der Sonnenbrille wollte, der sich mit mir auf dem Boden gewälzt hatte, was sollte ich sagen?
Ich wusste es doch selbst nicht. Hatte keine Ahnung, woher Henry LaMarck von meinen Geschäften wusste. Außer ... außer Meike hatte ihm erzählt, was ich ihr damals im Caribou über meine unautorisierten Positionen anvertraut hatte. Sie stand mit Henry LaMarck in Kontakt, das war klar. Doch warum behauptete Henry nun, dass Alex davon wüsste? Wenn Alex von meinen Millionenverlusten wusste, wäre ich nicht mehr hier. Henry LaMarck log. Und er hatte mich bis auf die Knochen blamiert.
War das ein Spiel von zwei Literatursnobs, die einen Banker veralbern wollten? Meike und Henry. Ich hatte sie beide im Caribou kennengelernt. Kurz hintereinander. Durch merkwürdige Zufälle. Dann stimmte es wohl gar nicht, dass Henry LaMarck so beeindruckt von meiner Kompetenz war. Dass er mich zu seinem Vermögensverwalter gemacht hatte, war dann wohl auch ein Witz. Bestimmt hatte er mir irgendwelche veralteten Kontodaten gegeben, und wenn ich sie eingab, passierte nichts.
Ich nahm die Mappe zur Hand, die er mir gegeben hatte und fand seine Kontonummer. Wie war das Passwort? Henry48. Ich gab es ein. Und sah wenig später sein Geld. Über neun Millionen Dollar. Einfach so. Er hatte mir wirklich seine echten Daten gegeben. Mit dem Pfeil meiner Maus wanderte ich in seinem Konto herum. Klickte auf Umsatzaufstellungen, sah mir seine Daueraufträge an. Dass man mit Büchern so viel Geld verdienen konnte,
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