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Das War Ich Nicht

Das War Ich Nicht

Titel: Das War Ich Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristof Magnusson
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einen Flug zu buchen. Wahrscheinlich würden sie es tun, Lars würde es wohl auch tun, vielleicht sogar Arthur, nein, Blödsinn, Arthur ganz bestimmt auch. Sie würden dafür sorgen, dass ich zurück nach Deutschland käme; es wäre demütigend, aber auch angemessen für die Sackgasse, in die ich mich manövriert hatte, nach meiner Flucht aus der Welt der Weinklimaschränke und Maria-Sophies; dem Leben ohne Autos, dafür mit Salzmühlen von Peugeot. Wenn Arthur oder Lars mir meine Rückreise bezahlten, wäre das der endgültige Sieg des Lebens, das ich verlassen hatte, über das Leben, das ich mir aufbauen wollte.
    »Ich würde den Flug für Sie umbuchen«, sagte Trisha. »Aber ich kann es einfach nicht. Der Computer würde das nicht annehmen. Haben Sie denn auch keine Kreditkarte mehr?« »Nein.«
    »Das tut mir so leid«, sagte sie.
    »Das ist alles, was ich noch habe«, sagte ich und zeigte ihr den BlackBerry, in der lächerlichen Hoffnung, dieses Gerät könnte so viel wert sein wie ein Flug nach Hamburg, doch sie sagte nur:
    »Gibt es niemanden, den Sie anrufen können?«
    JASPER
    Im ersten Moment dachte ich, Meike hätte meinen BlackBerry weggeschmissen. Jemand hatte ihn gefunden und rief mich nun an. Doch es war Meike.
    »Das im Palmenhaus tut mir leid. Ich hatte einen wichtigen Termin vergessen«, sagte sie.
    »Kein Problem«, sagte ich und stellte mich in die Schlange am Check-in-Schalter.
    »Aber jetzt habe ich alles geschafft.« »Und? Erfolgreich?«
    »Okay«, sagte sie. Sie klang müde. Meike machte es richtig. Verdiente sicher weniger Geld als ich, aber sie war fleißig, in einem normalen, ehrlichen Job.
    »Und bei dir?«, fragte sie.
    »Super. Hab einen Bonus gekriegt.« »Wollen wir uns noch mal treffen?«
    Das war die letzte große Demütigung. Die ganze Zeit lief ich Meike hinterher, und in dem Moment, wo sie Interesse zeigte, war ich auf dem Weg, das Land zu verlassen.
    »Das geht nicht. Zu viel los. Auf der Arbeit.«
    Sie schwieg. Dann sagte sie. »Und morgen?«
    »Auch das wird nicht gehen.«
    »Ich wollte dich eigentlich fragen, ob ich ein paar Tage bei dir wohnen kann?«
    Mir war zum Heulen. Als wollte irgendein Gott mir zeigen, dass ich im Privatleben genauso versagt hatte wie im Beruf. Nun hatte sich wirklich eine Form von Work-Life-Balance eingestellt:
    Es war in beiden Bereichen gleich mies. »Das geht nicht«, sagte ich.
    »Ich habe kein Geld mehr.«
    »Bist du überfallen worden?«
    »Ja. Nein. Henry LaMarck hat mich gefeuert.« »Gefeuert?«
    »Ich werde ihn nicht mehr übersetzen.«
    »Warum denn das? Der ist doch so nett, hast du gesagt.« »Henry LaMarck ist durchgedreht.«
    »Und was wird jetzt aus dir?«
    »Das ist ihm egal.«
    »Aber du findest doch bestimmt was Neues. So gut, wie du im Geschäft bist.«
    »Aber bis dahin habe ich kein Geld.«
    »Ich kann dir Geld leihen«, sagte ich, ohne daran zu denken, dass ich kurz davor war, in ein Flugzeug zu steigen und nicht mehr in die Stadt zurückkonnte, um es ihr zu geben.
    »Einen Flug habe ich auch nicht. Ich muss dringend zurück nach Deutschland.« Während sie noch sprach, hatte ich meinen Platz in der Warteschlange aufgegeben. Lief durch das Termina lgebäude zu einem Internetcafé. Nickte dem Mann an der Kasse zu. Ließ mir eine Nummer geben.
    » ... ich kann dir gern einen Flug buchen. Von mir aus jetzt gleich«, sagte ich, ließ mich auf den Stuhl am Computer Nummer 1 8 fallen und ging auf lufthansa.com.
    »Geht das? Einfach so?«
    »Natürlich geht das einfach so«, sagte ich und fragte sie nach ihrem Geburtsdatum. »Wann willst du fliegen?«
    »Am liebsten sofort.«
    »Welcher Flughafen ist für dich am besten? Hamburg? Da gibt es einen Flug über London. In drei Stunden. Schaffst du das?«
    »Ja«, sagte sie.
    »Warte«, sagte ich und gab ihren Namen ein. Vergaß alles um mich herum. Und in mir. Klickte mich durch die gelben Seiten der Lufthansa und buchte einen Flug für MEIKE URBANSKI MRS. Wenigstens eine gute Sache konnte ich noch tun, bevor meine Zeit in Chicago zu Ende war. Eine gute Sache in fünf Jahren, dieser Flug. Als es ans Bezahlen ging, fiel mir die Mappe mit den Kontodaten von Henry LaMarck ein, die in meiner Tasche war. Ich hatte sie eigentlich wegschmeißen wollen, hatte sie dann aber doch mitgenommen, für den Fall, dass ich mal beweisen müsste, dass er mir seine Unterlagen gegeben hatte. Schlug sie auf. Da war doch irgendwo ein Zettel mit seinen Kreditkartendaten. Henry LaMarck, dieser hinterhältige

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