Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
Augenblick traten zwei Sicherheitsbeamte, ein kleiner blonder Typ im grauen Anzug von einer Seite und von der anderen ein Kleiderschrank von einem Mann, in schwarzem Armanianzug und mit schweren Goldketten am Handgelenk, auf den schmächtigen Mann zu. Blitzschnell tastete ihn der graue Secret-Service-Beamte ab. Der sollte es wagen, mich mal so anzufassen, dachte Bugatti. Darüber vergaß er vollständig die Veränderung, die er gerade an seiner jungen Freundin beobachtet hatte.
Als der Sicherheitsbeamte in Grau fertig war und einen Schritt zurücktrat, sagte Bud Curtis »Bitte sehr«, und die Menschen rückten näher. Der Kleine zog an einer Schnur, und der Vorhang fiel zur Seite weg. Zum Vorschein kam ein mindestens fünf mal fünf Meter großes Gemälde, auf dem Senator Jansen und seine Frau vor dem Weißen Haus dargestellt waren. Ein strahlendes Paar vor einer wahnsinnig bunten Kulisse aus Sonnenschein, blühenden Bäumen und Vögeln, deren Zwitschern man zu hören meinte. Schlimmer als Disney-Produktionenund Werke von Norman Rockwell und allen seinen Nachahmern zusammen, fand Bugatti.
Aber offenbar war man sich einig, darüber hinwegzusehen. Die Menschen applaudierten und drängten nach vorn, sodass der kleine Mann nach hinten treten musste, um nicht an die Wand gepresst zu werden. Bugatti beobachtete ihn. Er passte kein bisschen in diese Umgebung.
Da tat Mimi Todd Jansen einen Schritt nach vorn, um sich das Bild genauer anzusehen. Sie hatte ein Talent, mit solchen Situationen umzugehen, selbst wenn ihr angestrengtes Lächeln verriet, dass auch sie schon schönere Gemälde gesehen hatte. Sie wechselte ein paar Worte mit dem Hoteldirektor, der nickte und lächelte, sich dann durch die Menge zurückzog und blitzschnell durch eine Seitentür verschwand. Senator Jansen reichte seiner blassen Frau den Arm, um mit ihr zu dem Konferenzraum zu gehen, in dem das Interview stattfinden sollte. In diesem Augenblick ertönte ein Schuss.
Blitzschnell drehte Bugatti sich um und sah sich einem wilden Durcheinander gegenüber. Einige Menschen rannten in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, andere davon weg. Thomas Sunderland gehörte zu denen, die Bugatti in alldem am klarsten erkannte. Panik stand ihm ins Gesicht geschrieben, er wirkte verkrampft, das Futter einer Jackentasche war herausgestülpt, der Kragen aufgestellt. Er sah aus, als hätte man ihn geschlagen. Der größte der schwarz gekleideten Sicherheitsbeamten schob sich gewaltsam vorwärts. Genau im selben Moment trat der kleine Mann, der das Gemälde enthüllt hatte, zwei Schritte auf Jansen zu und schrie etwas. Erst jetzt erkannte Bugatti den Revolver in der Hand des Kleinen. Rauch und Pulvergeruch hingen in der Luft, die Menschen schrien, viele warfen sich zu Boden. Weitere Schüsse fielen, ein Kopfschuss traf den Attentäter und besudelte das Gemälde und die Fahnen. Bugatti spürte einen Schmerz und sah an sich hinunter. Sein Nachbar fasste sich an die Brust,auch ihn hatte ein Querschläger getroffen. Die Kamera lag neben Bugatti auf dem Boden, das rote Licht blinkte. In dem Tumult war sie dem Kameramann aus der Hand gefallen. Bugatti sah, wie sich auf seinem Hemd unter dem Arm ein Blutfleck ausbreitete. Doggie ließ ihn los und schrie wie alle anderen. Er berührte seine Wunde und begriff erst jetzt, was gerade passiert war.
Ein paar Meter weiter drückten mehrere Sicherheitsbeamte Senator Jansen auf den Boden, aber das konnte dessen Entsetzen nicht verbergen: Vor ihm auf dem Läufer lag seine Frau, Mimi Todd Jansen, mit weit aufgerissenen Augen, um Luft ringend, in einer Blutlache.
Der stechende Schmerz in Bugattis Lende wurde stärker, und er fiel auf die Knie.
Bis auf die Sicherheitsbeamten und Bugatti mit seinem verstörten Kameramann war die Hotellobby menschenleer.
Bugatti schickte nun schon zum vierten Mal seit dem Attentat vor zwei Stunden seine Kommentare in den Äther. Senator Jansen und seine Frau hatte man sofort weggebracht. Dutzende von FBI-Leuten und Mitarbeiter der Mordkommission von Richmond hatten seither alle vernommen, die sich während des Attentats in diesem Abschnitt des Korridors aufgehalten hatten. Ein Team von Spezialisten analysierte die Videoaufzeichnungen der Überwachungskameras und die Kopie des Bandes von Bugattis Kameramann, die ihnen die Techniker aus dem Übertragungswagen gegeben hatten. Zur gleichen Zeit wurde der Mittelgang minutiös untersucht, und in dem festlich geschmückten Raum wurden zum
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