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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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seinem schmerzenden Fuß und zum anderen an dem enormen Aufgebot an Sicherheitskräften. John hätte es nur wenig ausgemacht, von einem der Soldaten in Tarnkleidung kontrolliert zu werden – aber die Herren in Zivil machten ihn nervös, die Männer mit steifem Oberkörper und wachsamem Blick, die ihn nicht militärisch grüßten. Wenn einer von denen ihn anhielt, war er verloren.
    Als er um Viertel nach eins am Westflügel des Weißen Hausesankam, war er klatschnass. Im selben Moment erschien ein Hubschrauber über dem Lafayette Square und überflog das Weiße Haus.
    »Ach du Scheiße«, brummte John. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Jetzt ging es los. Eine bessere Gelegenheit gab es wohl kaum.
    »Lassen Sie mich durch«, rief er ein paar Soldaten in Regenponchos zu. »Das ist ein Notfall.«
    Kalt sahen sie ihn an und empfahlen ihm, sich zurückzuhalten, wenn er keine Unannehmlichkeiten wollte.
    Das Flappen der Rotorblätter verschwand hinter dem Gebäude. Neunzig Prozent Treffsicherheit, hatte Deirdre gesagt.
    »Lassen Sie mich durch!«, schrie er dem Wärter hinter dem Gitter zu. »Hören Sie! Es wird gleich ein Attentat auf den Präsidenten geben!«
    Das Wort »Attentat« ließ den Wärter zum Telefon greifen. Die Soldaten fokussierten ihn, und zwei der Herren in Zivil zogen ihre Pistolen und gingen auf ihn zu, bereit, jederzeit abzudrücken. John beschloss, jetzt besser die Hände hoch in die Luft zu recken. »Lassen Sie mich mit Wesley Barefoot reden.«
    Doch der Wächter rief nicht Barefoot an.
    Seit zehn Minuten saß er nun schon in dem kleinen Büro. Immerhin hatten sie ihm keine Handschellen angelegt, aber die Sicherheitsbeamten hatten ihre Hand an der Waffe. Ständig sprachen sie in ihre Manschetten. Sie hielten John schlicht für ein Ablenkungsmanöver.
    Dann kam der Sicherheitsbeamte mit den dicken Ketten am Arm herein. Der, von dem Bugatti vor laufendem Mikrofon behauptet hatte, dass er beim Mord an Mimi Jansen seine Finger im Spiel gehabt haben könnte. Der Mensch, den er in diesem Moment am allerwenigsten treffen wollte: Vizepräsident Sunderlands Schatten, Ben Kane.
    »Habt ihr ihn überprüft?«, fragte Kane seine Männer.
    Sie nickten.
    »Und?«
    »Keine Waffen. Falscher Schnurrbart und Perücke. Angemalte Augenbrauen.«
    »Identität?«
    »Tony Clark, 54 Jahre, Offizier im Ärztekorps. Wurde nach den Kämpfen in den Catoctin Mountains als gefallen gemeldet. Wahrscheinlich einer der desertierten Offiziere, die sich einer Miliz angeschlossen haben.«
    Kane lächelte. Johns Arme fingen an zu zittern. Er war machtlos. Er hatte verloren.
    Ben Kane ging vor ihm in die Hocke. »So, so. Mr. Tony Clark. Wenn Sie mich fragen, sehen Sie einem gewissen Mr. John Bugatti zum Verwechseln ähnlich, der bis vor wenigen Tagen einer unserer besten Reporter war und dann zu einem erbärmlichen Lügner wurde und die Flucht ergriff. Was passt Ihnen denn nun besser? Wären Sie gerne ein toter Offizier des Ärztekorps? Kein Problem, das lässt sich einrichten.«
    »Lassen Sie mich mit dem Präsidenten sprechen«, entgegnete John nur.
    »Ihr könnt rausgehen, ich komme schon zurecht«, sagte Kane zu seinen Männern. Das klang gar nicht gut. Doch bevor sie den Raum verlassen konnten, erschien ein weiterer Sicherheitsoffizier an der Tür.
    »Sunderland will dich bei Burton sehen. Jetzt!«, war alles, was er sagte.
    Kane bedachte John mit einem kalten Blick. »Sie bleiben sitzen. Das werden wir klären. Und ihr«, sagte er zu zweien seiner Untergebenen, »ihr bleibt hier bei ihm. Und ihr beiden da drüben behaltet ihn schön im Auge.«
    Er ließ die Tür offen stehen. Kaum war er in Richtung Stabschef verschwunden, fing Bugatti an, auf die Sicherheitsbeamten einzureden.
    »Ist euch eigentlich klar, dass nicht ich der Verbrecher bin, sondern euer Chef? Wisst ihr eigentlich, wozu der fähig ist? Ich werd’s euch sagen.«
    Er erzählte in irrwitzigem Tempo von allen Ungereimtheiten im Mordfall Mimi Jansen, von der Rolle, die Kane in dem Spiel wahrscheinlich hatte, vom drohenden Attentat. Doch er stieß auf taube Ohren. Ihre Aufgabe war es, ihn zu bewachen. Nicht, ihm zuzuhören. Sie zeigten keinerlei Regung.
    Vom Flur her waren Stimmen und Schritte zu hören, wenige Sekunden später defilierte eine kleine Delegation an der offenen Tür vorbei zum Roosevelt Room. Er hörte ihnen an, dass sie Briten waren. Sie sahen kurz zu ihm herein, nahmen aber nicht weiter Notiz von dem Mann in Uniform.
    Soll ich um Hilfe rufen?, fragte er

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