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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Stelle, die schon bald nicht mehr Ihre sein könnte. Wenn Sie also so freundlich wären, nachzuschlagen, was eine Swatter ist? Abgesehen von einer Fliegenklatsche? Bitte. Tun Sie mir den Gefallen.«
    Er konnte sich gut vorstellen, wie sie sich die Strickjacke an die Brust drückte und ihre Lippen zusammenkniff. Eine solche Anfrage war unter ihrer Würde. Er hörte die Tastatur klappern.
    »Aha!«, sagte sie dann. »Es gibt sogar Fliegenklatschen mit Strom. Zufrieden?«
    Er hätte sie erwürgen können. »Nein. Suchen Sie weiter.«
    »Sind Sie an einem bestimmten Modell interessiert?«
    »Wie bitte?«
    »Es gibt jede Menge unterschiedliche Modelle. Aber Sie meinen sicher die 9M17P, oder?«
    Er biss sich auf die Wange. »Ja, wahrscheinlich. Können Sie sie beschreiben?«
    »Nur in metrischen Maßen. Also, Länge 1165 Millimeter, Gewicht 31,5 Kilo. Einsatzreichweite 450 bis 4000 Meter, mittlere Fluggeschwindigkeit 200 Meter pro Sekunde. Durchschlagsfähigkeit 500 mm, die Wahrscheinlichkeit eines Volltreffers mit Modell C beträgt neunzig Prozent. Zufrieden?«
    Wie bitte? Was hatte die Frau da gerade gesagt?
    »Wir reden von einer – Rakete?«
    »Jedenfalls nicht von einem Weihnachtsbaum. Möchten Sie sonst noch etwas wissen, Herr Vizepräsident? Soll ich Ihnen vielleicht ein Exemplar der amerikanischen Verfassung schicken? Zum Beispiel die Passagen zum Recht auf freie Meinungsäußerung?«
    John konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Die Frau hatte Mut, Hut ab. »Ja, wenn Sie es mir schon so nett anbieten. Rufen Sie doch mal bitte die Wikipedia auf und sehen Sie nach, was Sie unter sechster Oktober finden können.«
    »Am sechsten Oktober hatte mein Großvater Geburtstag. Und Carole Lombard. War es das, was Sie wissen wollten?«
    »Entschuldigen Sie bitte, aber wie war doch gleich Ihr Name?«
    »Deirdre Boyd. Warum? Wollen Sie mich zum Essen einladen? Da muss ich leider ablehnen, das lässt sich nicht mit meiner Auffassung von Integrität vereinbaren.«
    Deutlicher konnte sie ihre Abneigung kaum zum Ausdruck bringen, und John war jetzt so weit, sich zu wünschen, er hätte sich nicht für Sunderland ausgegeben.
    »Mrs. Boyd!«, rief er.
    »Miss!«
    »Miss Boyd. Nehmen Sie sich bitte zusammen. In fünf Minuten werde ich mit Ihrem Chef sprechen. Da wäre es doch schade, wenn seine Mitarbeiterin einen bleibenden naseweisen Eindruck bei mir hinterlassen hätte.«
    Naseweis – das ließ eine Vasar-Absolventin nicht auf sich sitzen.
    »Ich habe keine Ahnung, warum ich Ihnen noch einen Gefallen tun sollte.« Dennoch klapperte im Hintergrund die Tastatur.
    »Also«, sagte sie nach einer halben Minute. »Das war der Tag im Jahr 2000, an dem Slobodan Miloševic zurückgetreten ist. Meinen Sie das?«
    »Nein, ich glaube nicht!«
    »Außerdem ist der sechste Oktober der Deutsch-Amerikanische Tag.«
    »Was steht da sonst noch?«
    »Jede Menge, das sind bestimmt drei Seiten. Ich habe keine Zeit, das alles vorzulesen. Haben Sie nicht noch irgendeinen Hinweis?«
    »Cairo. Sehen Sie nach, ob es irgendetwas gibt, das den sechsten Oktober und Cairo verbindet.«
    Keine fünf Sekunden später sagte sie: »Ägyptens Nationalfeiertag.Da feiert man den Sieg in Sinai, mit dem der Oktoberkrieg anfing. Aber den hatten sie dann doch verloren, dachte ich? Außerdem wurde Präsident Anwar as-Sadat an dem Tag in Kairo ermordet. 1981.«
    Schlagartig wurde John alles klar. Er legte auf und sah durch den Regen zum Weißen Haus. Er war also zusammen mit einem Putschisten auf dessen Motorrad durch die Gegend gebraust. Und wie es aussah, befanden sich dieser Putschist und seine acht Offiziersfreunde jetzt ebenfalls in Washington. »Die Swatter ist beim Großen Bruder«, hatte er gesagt. Wer auch immer der Große Bruder war. Jedenfalls war die Rakete offenbar abschussbereit. Und sie würden das Ding zünden, wenn sie den Zeitpunkt für gekommen hielten. Dann wäre Amerika ohne Präsidenten. Die Truppen des ägyptischen Präsidenten Anwar as-Sadat hatten es ihnen vorgemacht. Während einer Militärparade hatten ihn seine eigenen Leibwächter in aller Öffentlichkeit getötet.
    Sein Handy klingelte. Er sah eine Weile aufs Display und nahm dann ab. »Ja?«, sagte er und lauschte. Nichts. Sie hatten ihn geortet.
    Er legte auf und pfefferte das Handy in den nächstbesten Abfalleimer.
    Normalerweise brauchte man zu Fuß vom Market Square zum Weißen Haus eine gute Viertelstunde, aber John erreichte sein Ziel erst nach einer Stunde. Das lag zum einen an

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