Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
starken Kandidaten anschließen und für ihn unentbehrlich werden.
Thomas lächelte. Sein neues Projekt hieß »Thomas Sunderland,graue Eminenz der Vereinigten Staaten von Amerika, einer der mächtigsten Männer der Welt«.
»Gut, Kane«, sagte er. »Dann fangen wir damit an, dass wir berichten, ich hätte die Verletzten in Sicherheit gebracht und nicht Sie. Ich verspreche Ihnen, dass Sie es nicht bereuen werden. Der Orden wird uns beiden weiterhelfen, vertrauen Sie mir.«
Gemeinsam schmiedeten sie Pläne. Kane stellte nicht viele Forderungen. Er kam aus einfachen Verhältnissen, da träumte man höchstens nach einer zu schweren Mahlzeit. Er würde Sunderland schon helfen. Und weil Sunderland einen Eid darauf schwor, genauso viel für Kanes Karriere zu tun wie für seine eigene, und dafür zu sorgen, dass Kane eines Tages finanziell unabhängig sein würde, wurden sie sich handelseinig.
In den folgenden Jahren beschäftigte sich Sunderland fast ausschließlich damit, sich politisch und wirtschaftlich zu bilden und den passenden Präsidentschaftskandidaten zu finden.
Als Bruce Jansen in Virginia Gouverneur wurde, hatte Sunderlands Suche ein Ende. Selbst war er gewiss kein Demokrat, ganz im Gegenteil. Aber dieser Mann gewann reihenweise die Stimmen weiblicher Wähler und trieb seinen Gegnern den Schweiß auf die Stirn. Ja, Jansen war der richtige Kandidat für ihn. Gar kein Zweifel.
In der Zwischenzeit hatte Sunderland außerdem eine etwas jüngere Frau gefunden, die sich gut an seiner Seite machte: kühl, beherrscht, stilvoll in ihrem Auftreten und aus bester Familie. Es war eine reine Zweckverbindung, beiderseits. Jeder kümmerte sich um seine eigenen Belange.
Alles verlief nach Plan. Sie bekamen zwei Kinder, die schon bald aufs Internat gingen. Keinerlei familiäre Sorgen. Alles vorzeigbar und unproblematisch.Als Jansen Thomas Sunderland einstellte, gewann er den loyalsten und unentbehrlichsten Mitarbeiter, den man sich vorstellen konnte. Es dauerte nicht lange, bis Jansen vollkommen abhängig war von seinem Wahlkampfchef und strategischen Sparringspartner.
Dann wollte es das Schicksal, dass Jansens erste Frau in China ermordet wurde. Caroll Jansen war eine dumme Gans gewesen und vielen ein Dorn im Auge, darum hinterließ nicht der Mord bei Sunderland großen Eindruck, sondern dessen Auswirkungen auf Jansen. Ohne Sunderland und ein paar andere wichtige Berater hätte er seine politische Karriere an den Nagel gehängt, da war sich Sunderland ganz sicher. Denn Jansen entwickelte schleichend und für viele lange Zeit nicht erkennbar eine tiefe Depression.
Das Perfide war, dass er nach außen hin völlig souverän und gefasst auftrat. Doch Thomas Sunderland hatte ein untrügliches Gespür für das, was mit Jansen vor sich ging. Dessen Leibarzt vertraute Suderland eines Tages an, dass er es kaum fassen könne, dass Jansen nicht längst den Verstand verloren habe. Sunderland hörte sehr genau zu. Und sein alter Traum meldete sich wieder. Konnte das sein Schlüssel zum Oval Office werden? Jansen war nicht unverwundbar. Vielleicht musste das Präsidentenamt doch nicht unerreichbar bleiben. Vielleicht konnte er hier und da ein wenig Einfluss nehmen, wenn sich die Gelegenheit bot. Vielleicht war Ben Kanes Idee, über den Umweg des Vizepräsidenten ins Präsidentenamt zu gelangen, doch so abwegig nicht. Selbstverständlich konnte Thomas Sunderland Präsident werden! Nur eben nicht durch Wahl, sondern durch Ernennung. Auf die Weise wäre sein persönlicher Hintergrund auch kaum mehr von Bedeutung. Zunächst musste er Stabschef werden, dann zu gegebener Zeit einen Weg finden, dass der Vizepräsident verschwand und er zu seinem Nachfolger ernannt wurde. Und schließlich würde er dafür sorgen müssen, dass der Präsidenteliminiert wurde. So konnte er sein Ziel erreichen, ohne je einen Wahlkampf für sich geführt zu haben. Der Mord an Jansens Frau hatte ihm den Weg aufgezeigt. Zugegeben, er war weit und verschlungen, aber nicht unpassierbar. Ganz bestimmt nicht.
Im folgenden Jahr machte Sunderland sich innerhalb der demokratischen Partei einen Namen als Problemlöser und als robuster, verlässlicher Mitarbeiter. Selbst führende Republikaner äußerten, solange Sunderland in Jansens Stab sei, gebe es immer jemanden, mit dem sie verhandeln könnten. Ihm wurden diverse Wahlkreise angeboten, doch er lehnte jedes Mal dankend ab, sodass er in der Folge ironischerweise auch für seine Genügsamkeit geschätzt wurde.
Als
Weitere Kostenlose Bücher