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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Spur hinterließ.
    Dann kehrte der Ton zurück.
    »Hilfe, Hilfe!«, rief Sunderland, während er ungerührt die Waffe auf den Schreibtisch legte. »So helfen Sie mir doch!«
    Wesley sah noch, wie die Tür aufflog und zwei Leibwächter mit der Waffe in der Hand langsam auf den Schreibtisch zugingen. Dann sank Wesley auf den Boden, das Gesicht in seinen verschwitzten Händen vergraben.

40
    Prügel und Demütigungen hatten Thomas Sunderlands Kindheit bestimmt. Sie fand ein jähes Ende, als sein Vater das Gesicht der lebenslustigen Mutter mit einem Baseballschläger zertrümmerte. Da war der Junge sechzehn.
    Er packte seine Tasche und verschwand, bevor die Behörden ihn abholen und über sein Leben entscheiden konnten.
    Bis dahin hieß er Junior. Leo Mulligan junior, um genau zu sein. Ganz bestimmt kein Name, auf den er stolz war.
    Aber Leo Mulligan junior hatte Großes vor. Er wollte das Höchste erreichen, was es in Amerika zu erreichen gab. »In unserem Land kann man alles erreichen, wenn man es nur will«, hatten seine Lehrer und die Leute im Fernsehen immer gesagt. »Es ist das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.«
    Bereits im dritten Wagen, in den Junior auf seiner Flucht stieg, saß eine jener nicht mehr ganz jungen Frauen, die seine Zuwendung zu schätzen wusste. Da war er gerade vierzehn. Diese Zufallsbegegnung lehrte ihn, dass kein Mensch unzugänglich war. In den nun folgenden Monaten fand Junior sein Auskommen bei vernachlässigten Vorstadtehefrauen, die ihm zeigten, wie er sie im Bett befriedigen konnte, während ihre Ehemänner bei der Arbeit waren. Seinerseits zeigte er den Frauen, wie sie ihre Zufriedenheit mit Dollarscheinen zum Ausdruck bringen konnten. Wollten sie nicht freiwillig zahlen, drohte er ihnen mit Verrat. Was waren schon fünfhundert Dollar gegen einen vor Wut rasenden Ehemann?
    Die Abende gehörten ihm. Dann zog er sich in sein Zimmer zurück, dachte viel nach, las, träumte und schmiedete seinenLebensplan. Junior wollte das Land anführen. Keiner sollte mehr über ihm stehen, keiner sollte jemals die Hand gegen ihn erheben.
    Als die Polizei ihn aufgriff, saß sein Vater bereits auf unbestimmte Zeit im Marion Correctional Treatment Center ein, was die Vormundschaftsverhandlung problematisch gestaltete. Ein Onkel in Ohio wollte sich um den Neffen kümmern, er meinte sogar, einen Anspruch auf ihn zu haben. Doch als der Onkel von der Erleichterung sprach, die eine weitere Arbeitskraft auf den Tabakfeldern für ihn bedeuten würde, kamen dem Richter Zweifel. In dieser prekären Situation suchte sich Junior im Publikum eine Frau Anfang vierzig aus, die ihn sehnsuchtsvoll betrachtete, und erwiderte ihre Blicke.
    Mrs. Sunderland brauchte nicht lange, um ihren Mann und den Richter von einer Adoption zu überzeugen. Junior hatte die richtige Wahl getroffen. Denn damit hatte er Zugang zu einer alten, traditionsreichen und vermögenden Familie gefunden, und das war nicht einfach nur ein Schritt auf seinem Weg an die Spitze – nein, es bedeutete einen Quantensprung auf der Karriereleiter.
    Junior wollte seinen Namen ablegen und setzte nach langen Diskussionen seinen Wunsch durch, sich Thomas zu nennen, nach dem größten aller bisherigen US-Präsidenten, Jefferson.
    Fortan war er Thomas Sunderland, Leo Mulligan junior existierte nicht mehr.
    Anfangs bestimmten zähe Kämpfe den Alltag zwischen Thomas und seinem gefühlskalten Adoptivvater, General Wolfgang Sunderland, doch dann zog die Familie auf die Militärbasis in Deutschland, und da wendete sich das Blatt. Denn eines Nachmittags überraschte Thomas den General mit einem schlanken schwarzen Adjutanten, der seinen Aufgaben mit mehr Hingabe nachkam, als es die Dienstvorschriften vorsahen. Damit hatteGeneral Wolfgang Sunderland den Krieg an der häuslichen Front verloren.
    Von diesem Tag an konnte Thomas tun und lassen, was er wollte. Als Erstes bekamen das die Offizierstöchter auf der Ramstein Air Base zu spüren. Eine nach der anderen verführte er, einige schwängerte er und überließ sie dann dubiosen Engelmachern. Später vergriff sich Thomas auch noch am Familienvermögen der Sunderlands.
    Der Tag, an dem er seinen Adoptivvater in flagranti ertappt hatte, war gewissermaßen Thomas Sunderlands ganz persönlicher Tag der Unabhängigkeitserklärung. Von jetzt an musste er nur noch gut planen – nichts würde ihm mehr im Weg stehen. Das zumindest hatte er geglaubt, bis er bei der Anlandung auf Grenada Sergeant Kane unter seinem Kommando

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