Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
Toby O’Neill dort Position bezog. Der Revolver mit den künstlichen Fingerabdrücken von Curtis sollte hinter dem Vorhang liegen, wo Toby O’Neill ihn an sich nehmen und einsetzen sollte. Das war zwar nicht ganz unproblematisch, aber durchaus möglich – so lange, bis die Secret-Service-Leute die Aufgabe übernahmen, den gesamten Flur und alle anderen Räumlichkeiten noch einmal zu überprüfen.Nur anderthalb Stunden vor der erwarteten Ankunft des Präsidenten mit seinem Helikopter.
Wie verdammt noch mal sollten sie denn nun die Waffe so auf dem Gang verstecken, dass die Graujacken mit ihrem Röntgenblick sie nicht fanden? Ein Ding der Unmöglichkeit.
Darum stand Ben Kane plötzlich vor Sunderland. »Ich kann die Waffe nicht bei mir haben, Thomas«, sagte er. »Die grauen Wichser haben ihre Augen überall. Du musst das Ding mit in den Flur nehmen und O’Neill geben. Du bist unverdächtig, dich werden sie nicht abtasten. Du kannst alles Mögliche in den Taschen haben. Machst du das, Thomas? Sonst müssen wir die ganze Sache abblasen.«
Einen kurzen Moment sah Thomas Sunderland seinen ausgeklügelten Plan in sich zusammenstürzen. Er sollte dem Mörder die Waffe übergeben? Er würde doch Fingerabdrücke darauf hinterlassen! Und wie sollte er das einfädeln, wo er doch ständig mit irgendjemandem im Gespräch sein würde? Er zögerte, weil es ein Ding der Unmöglichkeit war, nicht, weil er Angst davor hatte, es zu tun.
»Unmöglich, Ben. Ich werde pausenlos von irgendwelchen Leuten belagert sein. Und ich kann mir auch schlecht auf einmal Handschuhe überziehen, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Es geht nicht.«
Ben Kane nickte.
Sie überlegten hin und her, bis sie eine Lösung fanden, die zwar nicht optimal, aber brauchbar war. Dann übten sie eine halbe Stunde mit Kanes Revolver, bis der Ablauf saß.
Sie würden sich beide nahe der Wand den Flur hinunter bewegen, Ben Kane vor Thomas Sunderland. Sunderland sollte Bud Curtis’ Waffe in der Tasche haben. Sobald der Secret Service Toby O’Neill zum letzten Mal abgetastet hatte, sollte Sunderland ganz nah an Kane herantreten, einen Schritt um ihn herumgehen oder sich hinter ihn stellen, dabei die Waffe durch das Futter des Jacketts packen und so positionieren, dassKane sie mit seinem Jackettzipfel zu fassen bekam und Sekunden später in die Tasche von Toby O’Neills knallroter Jacke schieben konnte. Zu diesem Zeitpunkt würde vor dem Gemälde ein ziemliches Gedränge herrschen, sodass wohl kaum jemand den Vorgang bemerken würde.
Sie riefen O’Neill zu sich und schärften ihm ein, der Ablauf habe sich ein klein wenig geändert. O’Neill war das egal. Er brauchte einfach nur bei jeder Leibesvisitation die Arme auszubreiten und sich ansonsten nichts anmerken zu lassen. Hinterher wäre dann alles ganz einfach. Wenn er merkte, dass die Waffe in seiner Tasche war, sollte er ein paar Sekunden warten, dann die Hand in die Tasche stecken, die Waffe ziehen und auf Jansens Frau schießen. Nichts einfacher als das. O’Neill bebte bei der Vorstellung. Krank im Kopf oder nicht – er war der perfekte Kandidat. Perfekt, um zu töten. Und um getötet zu werden.
Hatten sie jedenfalls geglaubt.
Denn die Absprache lautete ja, dass er lediglich Mimi Jansen töten sollte. Sonst niemanden.
O’Neill bekam die Waffe von Kane und schoss wie besprochen. Aber dann wollte der Idiot plötzlich noch einmal schießen. »Ihr könnt mich mal, das Schwein muss auch sterben!«, hatte er geschrien und die Waffe auf Jansen gerichtet. Sunderland war in Panik geraten, Kane hatte seine Waffe gezogen und O’Neill an Ort und Stelle erschossen, obwohl das eigentlich nicht der Plan gewesen war. Nein, das hatte einer der schwarz oder grau gekleideten Agenten erledigen sollen. Aber so hatte Kane keine Wahl, er musste schießen, weil er nicht sicher sein konnte, dass die Agenten O’Neill rechtzeitig erwischten.
Wie sich zeigen sollte, hatte Kane die Situation richtig eingeschätzt. Bei den vielen Menschen und der Panik, die sich breitmachte, hätte jederzeit noch mehr schiefgehen können.Kane, der Profi, hatte genau das Richtige getan, und er begann direkt nach dem Mord zu improvisieren – was blieb ihm auch anderes übrig? Als Erstes ließ er Curtis’ Glas in seiner Hosentasche verschwinden. Dann verschwand er selbst für ein paar Minuten, um sich des Wasserglases, der Mordwaffe und seines Jacketts zu entledigen, das sicher Ölspuren der Mordwaffe trug. Da Kane mehrere gleiche
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