Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
Jansens rechte Hand wohnte Sunderland Anhörungen im Kongress bei, betrieb Lobbyarbeit, schickte den Frauen wichtiger Männer Blumen zum Geburtstag. Viele dieser Männer schätzten Sunderlands Kooperationsfähigkeit und boten ihm hoch dotierte Stellen an. Ja, selbst führende Kräfte im Senat hätten ihn gerne auf ihrer Gehaltsliste gehabt.
Doch Sunderland lehnte weiterhin höflich ab. Seiner Ansicht nach gab es im ganzen Land keinen so vielversprechenden Präsidentschaftskandidaten wie Jansen – und darum wollte er bleiben, wo er war.
Keiner ahnte, wie sehr er sie alle hasste. Keiner ahnte, dass hinter der polierten Fassade des Thomas Sunderland ein Mulligan junior schlummerte, der jedes Fitzelchen Dreck, das seine Kollegen hinterließen, aufsammelte und aufbewahrte und der vor niemandem außer sich selbst Respekt hatte.
Unterdessen verfolgte Ben Kane seine militärische Ausbildung und Karriere weiter. Als Erstes lernte er, schnell und lautlos zu töten, dann lernte er, diese Morde schnell wieder zu vergessen, und irgendwann qualifizierte er sich für die Eliteeinheit desSecret Service – jene Einheit, die auf die aufpasste, die angeblich auf alle anderen aufpassten.
Nach zehn Jahren quittierte er den Dienst und gründete seine eigene Sicherheitsfirma. Zunächst übte er, indem er raffgierige Topmanager beschützte, die mit Ländern wie Irak, Liberia und Kolumbien Geschäfte machten. Das kostete auf beiden Seiten ein paar Menschenleben, zahlte sich ansonsten aber ordentlich aus. Zu gegebener Zeit überzeugte Sunderland Senator Jansen davon, zusätzlich zu den Leuten vom Secret Service eine private Sicherheitstruppe anzuheuern. Zunächst war der Senator skeptisch, aber ein persönliches Treffen mit Kane gab den letzten positiven Ausschlag. Im Prinzip gefiel Jansen der Gedanke, seine ganz eigenen Leibwächter zu haben, für die er selbst bezahlte.
Die wichtigste Hürde hatten sie genommen, als Sunderland dem Senator die attraktive und intelligente Mimi Todd vorstellte. Jansen war sofort Feuer und Flamme für sie. Jetzt hatte Sunderland seinem Präsidentschaftskandidaten auch noch eine Frau zugeführt. Nun musste er nur noch dafür sorgen, dass Jansen sie wieder verlor.
Im Prinzip hatten Ben Kane und Thomas Sunderland alles wunderbar geplant. Sie fanden, der Wahlabend sei der beste Zeitpunkt für die Ermordung von Mimi Jansen, die sie bis ins kleinste Detail durchdacht hatten. Noch dazu hatten sie einen fantastischen Sündenbock aufgetan – den Lebemann Bud Curtis, einen konservativen Reichen, der sich immer wieder äußerst abfällig über Jansen und seine Frau geäußert hatte und dessen geliebte Tochter in Jansens Wahlkampfteam mitarbeitete. Curtis’ Angebot, die Wahlparty in einem seiner Hotels auszurichten, kam ihnen mehr als gelegen, und Curtis’ Mitarbeiter Toby O’Neill war das sprichwörtliche i-Tüpfelchen.
Denn O’Neill war das perfekte Werkzeug. Dieser abgestumpfte Kerl sagte natürlich nicht Nein, als sie ihm eineSumme anboten, die sie dann von Curtis’ Konto überwiesen. Offenbar hatte der Schwachkopf nicht eine Sekunde überlegt, wann er das Geld jemals ausgeben sollte. Was wiederum dafür sprach, dass er der Richtige für den Job war. Und was Curtis betraf: Auf keinen Fall durfte wie damals bei der Ermordung Kennedys Raum für Verschwörungstheorien sein. Bud Curtis musste als Hintermann rasch überführt und hart bestraft werden, damit dann Ruhe einkehrte und der Fall ein für alle Mal abgeschlossen war. Einen selbstgefälligen, raffgierigen Staatsanwalt hatten sie ebenfalls schon an der Hand.
Dennoch ging die Sache um ein Haar schief, noch bevor sie richtig begonnen hatte.
Seit einiger Zeit war es in erster Linie Ben Kanes Firma gewesen, die für Jansens Sicherheit sorgte, aber dann war auf einmal der Secret Service auf den Plan getreten und hatte sich der Aufgabe angenommen. So wurde das Hotel vor dem Wahlabend im Prinzip zwei Mal gründlich geprüft, erst von Kanes Männern und dann von den Secret-Service-Mitarbeitern in den grauen Anzügen. Wenn es nach dem Secret Service gegangen wäre, hätten sich Kane und seine Männer komplett zurückziehen sollen, doch dagegen protestierten Sunderland und konsequenterweise auch Jansen. Kane hielt die Stellung, doch die Zuteilung der Aufgaben lag nicht länger in seiner Hand. Aber das würde er schon wieder hinbiegen, wenn Jansen erst im Oval Office saß.
Ursprünglich hatten sie geplant, dass Kane selbst den Flur inspizieren sollte, bevor
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