Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
der Zeit immer wieder einmal ein wenig nachhelfen und improvisieren – wie zum Beispiel beim Dachmörder.
Miss B., eine für ihre kontroversen und kritischen Reportagen bekannte NBC-Journalistin, hatte von ihrem Studienfreund Jumper einen Tipp erhalten und Kontakt zu dem ehemaligen FBI-Beamten aufgenommen, der sich offenbar an ganz Amerika für seine Entlassung rächen wollte. Sunderland und Kane, die Miss B. abhörten, waren so auf die Spur des Dachmörders gekommen.
Als Kane und seine Leute die Wohnung des Mörders betraten, fanden sie ihn und seine Mutter tot vor. Kane kassierte sofort das Gewehr, mit dem in New York so viele Menschen erschossen worden waren. Bei der polizeilichen Untersuchung ergab sich, dass der Mann und seine Mutter verdorbenes Paté gegessen hatten und an Botulinumvergiftung gestorben waren.
Kane heuerte einen Auftragsmörder an, mit dem konfiszierten Gewehr weitere Morde zu verüben. Denn, so erklärte Kane gegenüber Sunderland, je größer die Panik, desto größer die Zustimmung zum Vorhaben des Präsidenten, und Sunderland war ganz seiner Meinung. Hauptsache, Kane sorgte zu gegebener Zeit dafür, dass die Morde wieder aufhörten.
Und das tat er.
Dieser Killer lebte im Prospect Park in Brooklyn. Kane fädelte es so ein, dass genau dieser Bezirk bei der landesweiten Volkszählung als Nächstes an die Reihe kam und dass die mit der Registrierung betrauten Beamten misstrauisch wurden. Man ordnete die Durchsuchung der Wohnung des Mannes und seine Observierung an, und Kane sorgte dafür, dass eine Sondereinheit der Polizei dem Auftragsmörder auf dem Weg zu seinem letzten Einsatz für immer das Handwerk legte.
Später hatte dieser lästige Tom Jumper angedeutet, das Weiße Haus habe bei dem Dachmörder die Finger im Spiel gehabt,aber das machte eigentlich nichts, solange es nicht Sunderland war, dem die Verantwortung dafür und für die von Kane initiierten Bombendrohungen gegen den Kongress und andere Einrichtungen zugeschrieben wurde.
Aber das würden er und Kane schon zu verhindern wissen.
Mittlerweile wurde die Bevölkerung immer tiefer in einen Zustand der Verwirrung und Machtlosigkeit gedrängt, in dem unkontrollierbare Gruppen ein leichtes Spiel hatten. Der von den Weißkopfadlern verübte Bombenanschlag auf das Hauptquartier der Demokraten in Wisconsin zeigte das in aller Deutlichkeit – Sunderland hätte es selbst nicht besser arrangieren können. Die Ereignisse arbeiteten ihm zu.
Allerdings blieb das nicht ohne Einfluss auf Jansen, der sich in seinem Büro zu verbarrikadieren begann. Der Arzt attestierte ihm eine Art Paranoia, aber Jansen war sich vermutlich vollkommen im Klaren darüber, wie gefährdet er tatsächlich war. Den Mord an zwei Kongressmitgliedern hatte er als deutliche Warnung empfunden. Ihm war offenkundig bewusst, dass er das nächste Opfer sein könnte, ohne dass er von Sunderlands Absichten auch nur das Geringste zu ahnen schien.
Etwa zu diesem Zeitpunkt bat der Präsident Lance Burton um eine Komplettüberwachung des Weißen Hauses – was Sunderland ganz und gar nicht passte. Er wartete inzwischen nur noch auf eine günstige Gelegenheit, den Präsidenten ins Jenseits zu befördern. Die erste bot sich bereits zwei Wochen später.
Ein Agent des Secret Service, dem Sunderland und Kane nicht recht trauten, hatte zufällig ein Gespräch der beiden mitgehört. Eigentlich war es um nichts Besonderes gegangen, aber Kane war nicht wohl bei der Sache gewesen. Also schnitt er dem Agenten kurzerhand die Kehle durch und hinterlegte in dessen Spind einen Brief, in dem Jansen das gleiche Schicksalangedroht wurde. Diese dramatische Aktion hinterließ genau den beabsichtigten Eindruck. Sunderland war zufrieden.
Zur gleichen Zeit hatte Donald Beglaubter, der bezüglich Jansens Dekreten eigentlich kooperativ wirkte, begonnen, sich auf einmal für die Hintergründe des Anschlags auf den Vorsitzenden des Obersten Gerichtshofs Manning und Justizminister Lovell zu interessieren, und das konnten Sunderland und Kane gar nicht gebrauchen. Beglaubter war ein kluger Kopf, vielleicht der klügste im ganzen Haus, und wenn er erst einmal Verdacht geschöpft hatte, würde er früher oder später auf die richtige Fährte kommen. Und darauf wollte Sunderland ganz bestimmt nicht warten. Beglaubter musste sterben – am besten zusammen mit Jansen, während des Attentats, das auf den Drohbrief folgte.
Zwei Stunden hatte Kane im Tunnel gestanden, der Weißes Haus und Finanzministerium
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