Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
wollte er mit niemandem diskutieren.
Insbesondere was Billy Johnson betraf, waren sie sich nicht einig gewesen. Mehrfach hatte er Jansen kritisch darauf hingewiesen, dass Johnson, nachdem man dessen Sohn ermordet hatte, einige Zeit in der Psychiatrie gewesen war und dass das vielleicht nicht die beste Voraussetzung war, um das Ministerium für Innere Sicherheit zu leiten.
Doch Jansen hatte an Billy Johnson festgehalten. Sunderland konnte sich daran erinnern, als wäre es gestern gewesen. Wo hatte er an jenem Tag denn bloß seine Gedanken gehabt? Warum begriff er erst jetzt, weshalb Billy Johnson der perfekte Kandidat für dieses Amt war?
Billy Johnson hatte einen Sohn verloren. Der Mann war in seinen Grundfesten erschüttert, genau wie Jansen. Billy Johnsonhasste jede Form von Schusswaffen mit derselben Inbrunst wie der Präsident. So einfach war das. Und von solchen Menschen konnte Jansen gar nicht genug in seinem Kabinett haben.
Noch in derselben Nacht rief Sunderland bei Kane an und berichtete ihm von Jansens Law-and-Order-Programm. Und Kane erfasste sofort, welche neuen Möglichkeiten sich ihnen fortan boten.
Sie besprachen das weitere Vorgehen. Kane sollte den Hintergrund aller Kabinettsmitglieder beleuchten. Sunderland wollte wissen, wer außer Billy Johnson noch mit Opfern von Schießereien verwandt, verschwistert oder verschwägert war.
Die Antwort lag ihm wenige Stunden später vor und trieb seinen Puls in die Höhe. Dass ihm wirklich nicht früher aufgefallen war, mit welcher Sorgfalt Jansen sein Team zusammengestellt hatte! Kanes Nachforschungen hatten ergeben, dass über die Hälfte der Minister und Stabsmitarbeiter mehr oder weniger direkt von schweren Zwischenfällen mit Schusswaffen betroffen war. Wenn es nach Sunderland ging – und dafür würde er schon sorgen –, würde diese Zahl in nicht allzu ferner Zukunft dramatisch steigen.
Schon bald sollten noch mehr Kabinettsmitglieder erleben, dass Schusswaffen Teufelswerk waren, und hinterher würde er, Sunderland, dem Präsidenten helfen, seinen Gesetzesentwurf durchzusetzen, um die Entwicklung noch zu befeuern. Das Land sollte Zeuge einer Explosion von Gewalt werden, die Jansens Dekrete voll und ganz legitimierte. Der Kongress sollte keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen. Es würde Attentate geben, Bomben, Morde, Entführungen und alles, was sonst noch nötig war, um das Land in den Ausnahmezustand zu versetzen, denn dann würde der Kongress entmachtet und die FEMA das Kommando übernehmen. Der Vizepräsident würde ganz sicher wutentbrannt zurücktreten und der Präsidentseinen Stabschef befördern, ohne dass irgendjemand anderes dazu etwas zu melden hatte.
Und Sunderland musste lediglich diskret dafür sorgen, mit all jenen Oppositions- und Regierungspolitikern freundschaftlich verbunden zu bleiben, die Jansen den Rücken kehrten. Denn wenn Jansen erst ermordet würde – und das war nur eine Frage der Zeit –, brauchte Sunderland natürlich Freunde, die ihm den Rücken stärkten. Er würde also dafür sorgen, dass die Opposition stets darüber informiert war, wie intensiv und ernsthaft er sich dafür einsetzte, den Wahnsinn aufzuhalten. Und dann war der Boden für Thomas Sunderland bereitet.
Alle würden ihn als Jansens Nachfolger vorschlagen. Denn was wäre die Alternative?
Schon einen Tag nach der Vorlage von Jansens Gesetzentwurf im Kabinett sorgte Kane dafür, dass einer von Jansens nur bedingten Unterstützern, Justizminister Lovell, auf andere Gedanken kam. Schwer war es nicht gewesen, jemanden zu finden, der für Geld Lovells Mutter und seine Tochter überfiel. Kane sorgte dafür, dass die Täter noch in derselben Nacht liquidiert und ihre Leichen weggeschafft wurden. Jetzt hatten sie den Justizminister in der Hand. Glaubte Sunderland.
Doch auf den Fluren kursierten Gerüchte, dass Justizminister Lovell und der Vorsitzende des Obersten Gerichtshofs auf einer Kongressdebatte zu dem Gesetzesvorschlag bestehen wollten, damit alles seine Richtigkeit hatte. Deshalb musste Sunderland Kane darum bitten, die beiden aufzuhalten.
Als der Wagen, in dem der Vorsitzende des Obersten Gerichtshofs Manning und Justizminister Lovell saßen, auf dem Weg zum Kongress in die Luft flog, war Manning auf der Stelle tot. Lovell hatte mehr Glück – und änderte bezüglich der Anti-Gewalt-Kampagne des Präsidenten seine Meinung gründlich. Jansen hatte nun einen bedingungslosen Unterstützer mehr in seinem Stab.Sunderland und Kane mussten im Laufe
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