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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Doggie. Auf die Idee waren jedoch schon andere gekommen, denn nicht nur in seinem Büro war die Hölle los, sondern in sämtlichen Amtszimmern des Westflügels. Es habe weitere Bombendrohungen gegeben, hieß es, dieses Mal gegen Wasserwerke, Staudämme und Vergnügungsparks. Die Gefahrenwarnstufe orange wurde ausgerufen.
    Um zwei Uhr nachts gab Wesley auf und verließ sein Büro. Begleitet von mehreren Sicherheitsbeamten trat er hinaus und sah sich um. Hunderte Menschen hatten sich vor dem Weißen Haus versammelt. Journalisten bedrängten ihn und schrien ihm etwas zu. Die Situation wirkte so bedrohlich, dass Wesley zurückwich und entsetzt in seinen Dienstwagen floh. Da entdeckte er ein vertrautes Gesicht: John Bugatti hatte sich bis fast ganz zum Auto vorgekämpft, wurde aber von den Wachen zurückgehalten. Sein Hemd war so zerknautscht, als hätte er es seit Tagen nicht gewechselt.
    Wesley ließ das Fenster herunter.
    »Wesley. Du musst mir ein Interview geben.«
    »Und was ist mit den anderen Journalisten?«
    »Wesley, es sind Gerüchte im Umlauf, dass der Präsident Sunderland zu seinem Vizepräsidenten ernennen will. Hast du dazu was zu sagen?«
    »Woher hast du das?«
    »Gib mir eine Viertelstunde in deinem Büro, dann erzähle ich es dir.«
    Wesley sah sich um. Die Sicherheitsbeamten konnten dem Druck der Journalisten und ihrer Kameraleute kaum noch standhalten. Er meinte, Wörter wie »Staatsstreich« und »Chaos« aus dem Stimmengewirr herauszuhören.
    »Morgen, John. Morgen bekommst du dein Interview!«
    Doch auch zu Hause kam Wesley nicht zur Ruhe. Die zwei Schlaftabletten hatten den gegenteiligen Effekt und putschten ihn nur noch mehr auf. Er vertrieb sich die Zeit mit Frank-Capra-Filmen und Wiederholungen der unsäglichen Tom-Jumper-Shows. Die waren zwar zum Kotzen, aber er konnte auch nicht zu einem der Nachrichtenkanäle umschalten. Das wäre noch schlimmer.
    Am nächsten Morgen im Oval Office bestätigte Jansen Sunderlands Berufung zum Vizepräsidenten. Keiner aus dem Stab kommentierte diese Nachricht, nicht einmal Sunderland selbst, dem man aber seine Zufriedenheit mit der neuen Situation deutlich ansah. Er kannte die Kongressmitglieder, die Kongressmitglieder kannten ihn – sie würden wohl kaum gegen seine Ernennung protestieren. Sunderland hatte schon immer ein gutes Verhältnis zu allen Flügeln in beiden Kammern gehabt.
    »In zwanzig Minuten sind Sie dran, Wesley«, sagte Jansen. »Erzählen Sie den Journalisten, was Sache ist. Und sagen Sie ihnen, dass die gegenwärtige innenpolitische Lage den Kongress dazu zwingt, die Debatte zu Sunderlands Ernennung bisauf Weiteres auszusetzen. Was wir jetzt im Weißen Haus am dringendsten brauchen, ist Ruhe.«
    Wesley wich Sunderlands selbstzufriedenem Blick aus. Ihm graute vor dem Gang zum Presseraum.
    Die Journalisten glichen einer wilden Meute. Fragen für mehrere Tage flogen durch den Raum. Immer wieder waren Wörter wie »Verfassungsverstoß«, »Panikstimmung« und »Wahnsinn« zu hören, aber auch »Faschismus«, »Amtsmissbrauch« und »Neuwahlen«. Nach nicht einmal fünf Minuten wurde die Pressekonferenz abgebrochen.
    Wesley winkte seinen Freund John Bugatti zu sich und ging mit ihm in den Green Room, wo Präsident Jansen am Fenster stand und zum Schilderwald der Demonstranten hinaussah. Jansen bedeutete Bugatti, auf einem der beiden vor dem Kamin bereitgestellten Empirestühle Platz zu nehmen.
    Bugatti fragte, ob er mit seinem Handy fotografieren dürfe, und Jansen fuhr sich sofort einmal mit dem Kamm durchs Haar.
    Die ersten zwei Minuten sprachen die beiden sehr leise miteinander, doch Wesley verstand trotzdem jedes Wort. Das Interview war eine Katastrophe. Bugatti warnte den Präsidenten. Die Situation sei kurz davor, außer Kontrolle zu geraten. Jansens Miene verdüsterte sich ein wenig. Wesley sah zu dem Gemälde von Bingham und wünschte, er säße bei den Männern in dem Prahm auf dem Missouri.
    »Ehe wir es uns versehen, werden Notstandsgesetze erlassen – ist das im Sinne des Präsidenten?«, fragte Bugatti.
    »Es ist in meinem Sinne, dass alle Amerikaner friedlich miteinander leben. Mit welchen Mitteln wir dieses Ziel erreichen, das entscheiden wir alle gemeinsam. Sie müssen die Sache positiv sehen, John. Sie repräsentieren eines der einflussreichsten Medienorgane und haben deshalb eine wichtige Rolle in diesem Spiel.«
    Bugatti schwieg einen Moment lang. Von draußen hörte man die Rufe der Demonstranten. »Ich will nur anmerken,

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