Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
Koordinationsstelle für Katastrophenhilfe FEMA zu sich zu rufen. Natürlich erregte das große Besorgnis, sodass die Wogen immer höher schlugen. Auf den Fluren des Weißes Hauses herrschte ungewöhnliche Geschäftigkeit, auffällig viele hochdekorierte Uniformträger waren zu sehen.
In der Zwischenzeit drängten die Waffenlobby und die Sprecher der NR A in die Medien. Die Regierung verstoße gegen die Verfassung und den zweiten Verfassungszusatz, mit dem den Bürgern der USA seit 1791 das Recht auf Selbstverteidigung mit eigenen Waffen zugestanden wurde. Was nützten einem die Waffen, wenn man keine Munition dafür kaufen durfte? Es handele sich eindeutig um einen Verfassungsverstoß, und der Präsident müsse umgehend zurücktreten.
Die Anwälte der Munitionshersteller unterstützten selbstverständlich diese Haltung. Unterdessen wurde auf den Straßen mehr denn je geschossen. Die Menschen gerieten über Lappalien in Streit und bestanden auf ihrem Recht, im Falle eines Falles zurückschlagen zu dürfen. Supermärkte mit Munition im Sortiment wurden gestürmt. Die Aktienkurse der Waffenhersteller schnellten erst in die Höhe und fielen dann ins Bodenlose, sodass die Börse schließlich den Handel einstellen musste.
Binnen kürzester Zeit schien alles außer Kontrolle zu geraten. Amerika im Ausnahmezustand. Die Menschen auf der Straße und in den Mietshäusern waren wütend und die Ordnungshüter machtlos. Das Ganze erinnerte an die Rassenunruhen nach dem Übergriff auf Rodney King.
Das war genau das, was Lerner brauchte. Der gerade zurückgetretene Vizepräsident gab am laufenden Band Interviews. Er sei bereit, den 25. Zusatzartikel zur Verfassung der VereinigtenStaaten, Absatz 4, zur Anwendung zu bringen, mit anderen Worten die Amtsenthebung des Präsidenten zu initiieren. Man wusste, dass das schwierig werden würde, weil der Präsident bisher nicht gerade Handlungsunfähigkeit bewiesen hatte, aber die Andeutungen des ehemaligen Vizepräsidenten zum labilen Geisteszustand des Präsidenten wurden breit diskutiert. In den Kirchen und den Primetime-Talkshows betete man für den Justizminister.
Obwohl der Fernseher in Wesleys Büro ununterbrochen lief, hatte er die Nachrichten ausgeblendet. Für einen Moment saß er völlig in sich versunken da, wünschte sich ganz weit weg und träumte davon, was er machen würde, wenn all das hier überstanden war. Als er die Augen öffnete, fiel sein Blick auf die Unterlagen auf dem Schreibtisch. Und mit einem Schlag war er zurück in der Realität.
Er hatte gerade eine ziemlich gute Rede für den Präsidenten geschrieben, in der Jansen seiner Trauer über den Verlust des Vorsitzenden des Obersten Gerichtes Ausdruck verlieh. Theodore Manning sei der integerste und gerechteste Mensch gewesen, der je auf amerikanischem Boden gelebt habe, sagte er und warnte im nächsten Atemzug vor Moonie Quale und anderen Milizenführern. Jedem, der die innere Sicherheit bedrohte, würde mit der nötigen Härte begegnet, stellte der Präsident klar. Man wolle um keinen Preis Vorfälle wie in Oklahoma City riskieren.
Die Zahl der Toten durch Schusswaffen erreichte aufgrund nicht nachlassender Unruhen an diesem Tag einen neuen Rekord. Daraufhin wurde landesweit vorübergehend ein totales Waffen- und Munitionshandelsverbot verhängt.
Der Präsident höchstpersönlich verkündete das Verbot im Fernsehen. Zwar kämen selbst aus den kleinsten Rechtskreisen Beschwerden von den dortigen Sheriffs, doch leider gebe es keine andere Lösung. Die Ordnungshüter sollten sich auf eine Zeit mit vielen, vielen Überstunden gefasst machen, sagte er.Niemand, der von heute an gegen das Gesetz verstieß, solle sich noch sicher fühlen können. Er bezeichnete diesen Tag als »Tag Null«.
Am späten Abend des siebten März war dann deutlich geworden, dass die Polizei der Aufgabe alleine nicht gewachsen war, und die Koordinationsstelle für Katastrophenhilfe wurde gemäß Executive Order 13 010 mobilisiert. Zu dem Zeitpunkt war Wesley bereits bewusst, dass als Nächstes der Einsatz von Soldaten bevorstand. Nach nur zwei Stunden hatte das Militär dem Präsidenten seine volle Unterstützung zugesichert und die Bereitschaft signalisiert, einzugreifen. Warnstufe gelb wurde ausgerufen.
Am nächsten Tag belagerten die Presseleute Wesleys Büro. Um vier Uhr nachmittags brach seine Sekretärin vor Überanstrengung in Tränen aus. Er schickte sie nach Hause und machte sich auf die Suche nach einem geeigneten Ersatz:
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