Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
Vom Netzwerk:
Mister President, dass das alles zu schnell geht. Zuallererst sollte sich der Kongress mit den Problemen befassen, damit wir zu einer vernünftigen Rechtsgrundlage zurückfinden.«
    »Gerne! Aber glauben Sie wirklich, dass daraus etwas wird? Überlegen Sie doch, wie oft man das schon versucht hat.«
    Wesley sah Jansen an. Wie konnte er etwas so offenkundig Demokratieverachtendes zu einem Journalisten sagen, der jeden Tag ein Millionenpublikum hatte?
    »Mister President: Der Weg durch das Parlament ist der einzig gangbare Weg, und den müssen Sie gehen. Das wissen Sie doch besser als jeder andere!«, insistierte Bugatti.
    Ein Klopfen an der Tür unterbrach sie. Kommunikationschef Lance Burton trat ein. Er stutzte, als er Bugatti sah, doch Jansen bat ihn, zu sagen, was er auf dem Herzen hatte. Er habe vor seinem alten Reisegefährten Bugatti nichts zu verbergen.
    Lance Burtons Miene war deutlich ernster als üblich. »Sir!«, sagte er und schluckte. »Im Hauptquartier der Demokraten in Wisconsin ist eine Bombe explodiert. Wahrscheinlich gibt es ziemlich viele Tote. Wie es aussieht, sind alle tot, die in dem Gebäude gearbeitet haben. Es wurde dem Erdboden gleich gemacht.«
    Wesley ließ den Kopf hängen. Die nächste Katastrophe. Das ganze war ein Albtraum. Er war völlig leer.
    Präsident Jansen sah Lance Burton lange an, bevor er sich wieder an Bugatti wandte. »Passen Sie auf, was Sie in den nächsten Tagen schreiben und im Fernsehen sagen, John! Damit würden Sie uns allen einen Gefallen tun.«
    Die Drohung hinter diesen Worten war unüberhörbar.

11
    Sein Vizesheriff hatte T. Perkins um drei Uhr nachts geweckt, weil eine Horde junger Männer wild um sich schießend durch die Hauptstraße der Stadt gerast war. Man hatte die Polizei alarmiert, und nun war der Streifenwagen vor Ort. Die Polizisten hatten einen begründeten Verdacht und verlangten einen Durchsuchungsbefehl. Als wenn er den mitten in der Nacht beschaffen könnte! Es war zum Kotzen.
    T. hatte nicht wieder einschlafen können und war zum Büro gefahren. Dort saß er nun, den Hut tief in die Stirn gezogen, und versuchte zu verstehen, was hier vor sich ging.
    Seit T. Perkins Sheriff war, hatte es in seinem Bezirk nie ein wirklich außergewöhnliches Verbrechen gegeben. Also etwas so richtig Aufsehenerregendes. Sicher, es waren Menschen erschlagen worden, so was passierte eben, wenn die Leute fremdgingen oder die Scheunen des Nachbarn anzündeten. Im Übrigen blieb es dabei, dass dann und wann mal ein Kerl ausrastete oder Mädchen sich beschwerten, Männer seien zudringlich geworden, oder es gab Schlägereien am Freitag nach ein paar Drinks. Aber richtig bizarr und ungewöhnlich war es bisher nie geworden. Der letzte Raubmord lag zehn Jahre zurück und die letzte Vergewaltigung drei Jahre. Er konnte sich an jeden seiner Fälle erinnern.
    Am deutlichsten war die Erinnerung an seinen allerersten Fall als Vizesheriff in Highland County. Ein Mann namens Leo Mulligan hatte seine Frau mit einem Schlagholz umgebracht und war für unbestimmte Zeit in die geschlossene Abteilung einer psychiatrischen Klinik gekommen, das spätere MarionTreatment Center. Der Fall war gerade wieder in den Medien gewesen, weil der Mann vor Kurzem für geheilt erklärt und entlassen worden war – nach fast zweiunddreißig Jahren. Er lebte jetzt wieder in seiner alten Bruchbude außerhalb der Stadt.
    Der Ehe entstammte ein Sohn, Leo Mulligan junior, und in den Zeitungen war vor allem über ihn geschrieben worden. Er hatte mitansehen müssen, wie sein Vater seine Mutter erschlug. Kurz nach der Vernehmung war er spurlos verschwunden und trotz intensiver Suche – der Junge war schließlich noch minderjährig – nicht aufzufinden gewesen. Später wurde er zufällig in einem Bezirk weiter östlich entdeckt, und zwar keineswegs in dem erwarteten beklagenswerten Zustand. Er hatte sich zu einem aufgeweckten jungen Mann gemausert, gut angezogen und attraktiv – er machte eine mindestens so gute Figur wie die Söhne aus den herrschaftlichen Anwesen rings um Middleburg.
    Geraume Zeit blieb es ein Rätsel, was der Junge in der Zwischenzeit getrieben hatte. Erst als bei einer der Lokalzeitungen der Brief einer »emotional belasteten« Dame einging, zeigte sich, wie aus dem hässlichen kleinen Entlein der stolze Schwan geworden war: Leo Mulligan jr. hatte sich nach seiner Flucht davon ernährt, mit verheirateten Frauen Schäferstündchen zu verbringen und sie dann zu erpressen. Die Zeitung

Weitere Kostenlose Bücher