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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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veröffentlichte sein Foto und zitierte ausführlich aus einem Brief, den sie einer der Eroberungen Mulligans abgekauft hatte. Der Skandal war gewaltig. Mindestens fünf Scheidungen gingen auf das Konto des Jungen, und einer der gehörnten Ehemänner erhängte sich. Am Ende eines peinlichen Prozesses fiel eine Entscheidung über die Vormundschaft, und Leo Mulligan jr. wurde adoptiert. Seitdem hatte man nichts mehr von ihm gehört, aber dieser Fall gehörte zu denen, die man nicht vergaß, auch wenn er schon lange zurücklag.
    Solange T. Perkins Sheriff war, hatte er im Grunde nie sonderlichAufregendes zu tun bekommen, was fälschlicherweise seiner Amtsführung zugeschrieben wurde und nicht der unglaublich niedrigen Arbeitslosenrate, zu der eine Reihe neuer Unternehmen der Gegend verholfen hatte. Doch mit der Ruhe war es nun vorbei.
    Seit der überraschenden Entwicklung in Washington hatte T. Perkins praktisch an jedem einzelnen Tag Grund zur Aufregung gehabt. Was zum Teufel dachten die sich? Der Präsident war offensichtlich durchgedreht – oder ging das aufs Konto des neu ernannten Vizepräsidenten Sunderland? Schwer zu sagen. T. Perkins konnte nicht begreifen, wieso sein alter Bekannter von der Chinareise plötzlich dermaßen an den Grundfesten der stillen und ruhigen Gemeinde in der entlegenen Gegend der Blue Ridge Mountains rüttelte.
    Was zum Teufel war aus den gemütlichen Abenden geworden? Aus den Einladungen auf eine Tasse Kaffee oder zum abendlichen Grillen? Er hatte für nichts mehr Zeit, und kein Mensch wollte ihn noch sehen. In den Augen der Bevölkerung war er zum Handlanger des Feindes geworden.
    T. Perkins war verwirrt. Seine Leute waren verwirrt. Die Welt war aus den Fugen geraten. Spätestens nach einem Bombenattentat auf das Hauptquartier der Demokraten in Madison, Wisconsin, war die gute alte Zeit wie in einem Strudel für immer verschwunden. State Street 222 – diese Adresse war jedem ein Begriff.
    Vier Tage nach dem Attentat übernahmen die »Weißkopfadler« die Verantwortung für die Bombe. Die Milizionäre konnten den Hergang bis ins kleinste Detail beschreiben. Wie sie die Bombe im zweiten Stockwerk, Abteilung Statistische Analyse, im Büro des juristischen Beraters platziert hatten, wie sich das Teufelszeug von Sprengmaterial zusammensetzte und woher sie es hatten. Es gab nichts zu ermitteln. Man konnte nur feststellen, dass die Bombe das Gebäude zum Einsturzgebracht hatte und dass alles, was Moonie Quale und seine irregeleiteten Anhänger hassten, unter Tonnen von Schutt begraben worden war. Das Hauptquartier der Demokraten in Wisconsin, das Aids-Zentrum, die Rechtshilfe, alles. Wie bei einem tropischen Sturm waren die Gebäudeteile durch die Fußgängerzone geflogen und hatten sie verwüstet. Zweihundert Menschen waren dabei ums Leben gekommen, Hunderte zum Teil schwer verletzt worden. Es war wie Oklahoma City und der 11. September an ein und demselben Tag. Und in ganz Amerika herrschten vergleichbare, geradezu bürgerkriegsähnliche Zustände. Eine Art Seuche war ausgebrochen, und Präsident Jansen und seine Leute hatten darauf unglaublich hart und kompromisslos reagiert.
    Seit fünf Tagen lebten sie nun schon in dieser zugespitzten Situation. Überall im Land sammelten sich die Milizen. T. Perkins wagte überhaupt nicht daran zu denken, was passieren würde, wenn sie mit gleicher Macht wie in Wisconsin zurückschlugen.
    Tatsache war: Es konnte jederzeit und überall geschehen. In Washington hatten die Koordinationsstelle für Katastrophenhilfe FEMA, der Nationale Sicherheitsrat und das Ministerium für Innere Sicherheit mehr als genug zu tun.
    Meinungsverschiedenheiten wurden auch beim geringsten Anlass äußerst brutal ausgetragen, die Wut über die Restriktionen war enorm. In T. Perkins’ Bezirk hatten die Schießereien zugenommen, es gab zwei Tote, zahllose Verletzte lagen im Krankenhaus. Die Menschen hatten Munition gehamstert, binnen weniger Stunden waren die Lager leer gekauft gewesen. Patronen und Kugeln zu verkaufen war inzwischen verboten, aber es gab auch nichts mehr zu verkaufen.
    Vor zwei Tagen waren die Sheriffs im ganzen Land angewiesen worden, der Bevölkerung die Munition abzunehmen. T. Perkins und seine Leute waren angehalten, für sämtliche Kreditkarten in ihrem County die Kontoauszüge der letztenvier Tage zu überprüfen; so ließen sich die Einkäufe nachverfolgen. Dann mussten sie die betreffenden Personen zu Hause aufsuchen und die gerade eingekaufte Munition

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