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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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den Mann, den sie einst vergöttert hatte, kaum wiedererkannt – und ihn dafür gehasst. Aber gestern war er wieder er selbstgewesen, sein Blick war wieder stark und besonnen. Und er hatte alles gesagt, was er sagen wollte. Sie konnte seine Wärme und Güte spüren, und es kamen ihr starke Zweifel. Unerbittlich nagten sie an ihr – es war der reinste Albtraum.
    Heute war Dienstag. In nur einer Woche würde ihr Vater schon tot sein. Sie wählte die Nummer der Dienststelle des Sheriffs von Highland County. Zum ersten Mal bemerkte sie ein leises Klicken in der Leitung. Wesley hatte also recht – die Büros wurden abgehört. Unfassbar. Aber eigentlich war es nur logisch. Die Sicherheitsvorkehrungen im Westflügel waren nicht zu übersehen. Der Secret Service und Jansens schwarz gekleidete Leibwächter befanden sich in sämtlichen Winkeln des Hauses. Kollektive Paranoia hatte sich breitgemacht.
    Eine reichlich genervte Frauenstimme am anderen Ende der Leitung erklärte ihr, warum Sheriff Perkins unter dieser Nummer nicht zu erreichen war. Also wählte Doggie seine Handynummer. Wieder hörte sie das leise Klicken. »Komm schon, T.«, seufzte sie und wartete so lange, bis es aufhörte zu klingeln. »Wieso hast du denn nicht deine Mailbox aktiviert, du Dussel?«, brummte sie und wählte dann die Nummer ihrer Mutter.
    Sie kam gleich zur Sache. »Mum, ich rufe an, weil ich wissen möchte, wo du Dad kennengelernt hast. Das habt ihr mir, glaube ich, nie erzählt.«
    »Wieso willst du das ausgerechnet jetzt wissen, Dorothy?«, entgegnete sie ruhig. Offenbar wollte sie mit der Antwort nicht so ohne Weiteres herausrücken.
    »Dad hat gesagt, ihr hättet euch während einer Wahlkampfkampagne kennengelernt, stimmt das? Hast du damals bei den Kampagnen für Goldwater mitgemacht, Mum?«
    »Nein!«
    Doggie schüttelte den Kopf. Also war es gelogen. Hatte sie es sich doch gedacht. Und sie war trotzdem unendlich enttäuscht.
    »Jedenfalls nicht direkt«, fügte ihre Mutter leise hinzu. »Aber dein Großvater.« Sie hielt kurz inne. »Und der hatte mich immer dabei.«
    Jetzt wurde Doggie schlagartig heiß. »Soll das heißen, dass dein Vater die Wahlkämpfe von Goldwaters unterstützt hat?« In Doggies Erinnerung war ihr Großvater ein gütiger Mann mit warmen, weichen Händen und freundlichem Blick. Ein wunderbarer, liebevoller Mensch. Zumindest solange es um seine Familie ging. »War er denn ein überzeugter Anhänger? Ich erinnere mich ganz anders an ihn.«
    Die Stimme ihrer Mutter wurde etwas schärfer. »Dein Großvater war politisch sehr aktiv, Dorothy, und dagegen war auch überhaupt nichts einzuwenden.«
    Wie bitte? Was hatte ihre Mutter da gesagt? Doggie sah zu dem Bild von Präsident Jansen, das über ihrem überquellenden Regal hing. Nichts war, wie es schien. »Also hast du Dad bei einer der Veranstaltungen kennengelernt?«
    »Ich habe dir doch erzählt, dass dein Vater mich monatelang aus der Ferne verehrt hat, oder?« Sie lachte kurz auf. »Natürlich hatte ich das bemerkt, aber ich hatte damals einen festen Freund, und darum hatte er keine Chance.«
    »Und dein Freund hat auch für Goldwater gearbeitet?«
    »O ja, er war ungeheuer aktiv.«
    »Also hat Dad diese Wahlkämpfe nur unterstützt, um an dich heranzukommen?«
    Wieder lachte ihre Mutter glockenhell, und mehr brauchte Doggie nicht zu wissen.
    Vor ihr lag ein leeres Blatt Papier. Darauf würde sie jetzt viele wichtige Dinge notieren. Diese Notizen würden T. Perkins als Fahrplan dienen, wenn sie ihn denn endlich erreichte und er bereit wäre, ihr und ihrem Vater zu helfen.
    Doggie durchdachte alles äußerst gründlich. Sie schrieb von dem verschwundenen Wasserglas, von dem Sicherheitsagenten Wunderlich, den es nie gegeben hatte, und notierte sämtlicheFragen rund um das Attentat. Sie musste alles schwarz auf weiß vor sich haben, wenn sie T. Perkins anrief. Sie würde ihn schnell überzeugen müssen. Ihr Vater sollte in sechs Tagen hingerichtet werden, und außer ihr gab es keinen Menschen auf seiner Seite.

15
    John Bugatti war das einzige Kind eines Arztes in der Provinz, der auch als Frauenarzt praktizierte. Sein Vater hätte ihn gern als Nachfolger in seiner Praxis gesehen. Aber die Gebrechen der Menschen interessierten John nicht, schon gar nicht die der Frauen. Durch den Kontakt zu einem der Jungen aus der Fußballmannschaft hatte er begriffen, was er in seinem Leben wollte – nämlich viele Männer kennenlernen. Und am liebsten auch einen wild geschminkten

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