Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
allein zurecht! Es gibt genügend Möglichkeiten! Vor nicht allzu langer Zeit haben wir in Alaska neue Ölvorkommen entdeckt. Riesige Ölvorkommen, die für Jahrzehnte reichen werden. Und gleichzeitig werden wir alle lernen, weniger Energie zu verbrauchen und alternative Energiequellen zu nutzen. Amerika kann alles, das wissen Sie! Und wir werden es der ganzen Welt zeigen und vorangehen!«
John wollte aufstehen, aber er war schon zu betrunken, geriet ins Trudeln, stolperte über die eigenen Füße und landete geräuschvoll auf dem Couchtisch.
Erschrocken schlug Danny die Augen auf.
»Mach den Scheiß da aus!« John zeigte auf den Fernseher. »Mach die Scheißglotze aus, sonst tret ich sie ein!«
Es war nicht das erste Mal, dass Danny John so erlebte. Stillschweigend räumte Danny auf, wischte John den Schweiß vom Gesicht und gab ihm Wasser zu trinken.
John griff nach Dannys Hand und küsste sie. »Ich liebe dich, alter Bursche. Ich lebe nur für dich.«
Danny lächelte, konnte aber nicht überspielen, dass ihm etwas auf der Seele lag. »Jetzt versuch kurz, dich zu konzentrieren, John, und hör mir zu. Vorhin war jemand für dich hier, und zwar dieser unsägliche Tom Jumper von der noch unsäglicheren Fernsehshow, zusammen mit Miss B. Ist ungefähr zwei Stunden her. Sie wollten mit dir reden. Miss B. war völlig aufgelöst.« Er drückte Johns Hand. »Was hast du mit Tom Jumper zu tun? Das ganze Land ist hinter ihm her. Du bist doch nicht etwa in Schwierigkeiten, John?«
John saß mittlerweile auf dem Boden. Er bemühte sich,klarer zu denken. Danny hatte gerade gesagt, dass Miss B. auf freiem Fuß war. Das waren doch gute Nachrichten. Aber wieso kreuzte sie hier zusammen mit Tom Jumper auf?
»Ich hab keine Ahnung, was die von mir wollen«, sagte er und rappelte sich auf.
Mitten in der Nacht klopfte es an die Verandatür. Es regnete in Strömen.
Zwei zitternde und völlig durchnässte Gestalten standen vor der Tür und sahen sich ängstlich um, wie Flüchtlinge: Tom Jumper und Miss B.
Miss B. war viel dünner, als John erwartet hatte. Abgemagert. Aber er fand sie immer noch schön. Miss B. war anmutig und zart – und eine tickende Zeitbombe für die Regierung. John hatte größten Respekt vor ihr. Als Erstes gab er den beiden zwei Kimonos und warf die nassen Sachen in den Trockner.
Tom Jumper glotzte ihn mit derselben Schamlosigkeit an, die man aus seinen Shows gewohnt war und die ihn so populär gemacht hatte. Jumper konnte sich vermutlich ausrechnen, was John von ihm hielt. Was sollte ein auch nur halbwegs gebildeter Mann schon von jemandem halten, der sich millionenfach daran bereichert hatte, die ärmsten Seelen der Gesellschaft zu Unterhaltungszwecken vorzuführen? Haftbefehl hin oder her: Tom Jumper war eine Schande für seinen Berufsstand, und keiner wusste das besser als er selbst.
»Du musst uns helfen, John.« Miss B. band den Kimono zu und fasste John am Arm.
»Wissen eure Verfolger, dass ihr in Georgetown seid?«, fragte er. Wenn ja, dann mussten sie schnellstens von hier verschwinden.
»Dann würden sie uns wohl kaum frei rumlaufen lassen, oder?« Auch Jumper zog den Kimono an. »Nein, sie wissen nicht, wo wir sind. Wir sind nicht so doof, uns in drahtloseNetzwerke einzuwählen und Handy oder Kreditkarte zu benutzen. Zurzeit sind ganze Heerscharen von Sicherheitsleuten mit nichts anderem beschäftigt, als solche Daten auszuwerten.« Er klopfte auf die Tasche, die er bei sich hatte. »Wir zahlen alles in bar.«
Bargeld hatte er sicher genug, nach allem, was man so hörte. Die Summe, die er pro Show eingestrichen hatte, war unanständig gewesen. »Warum seid ihr beiden zusammen unterwegs? Kennt ihr euch?«
Miss B. nickte, während sie sich die vor Kälte blauen Zehen massierte. »Wir waren zusammen auf der Journalistenschule und sind befreundet.«
John staunte nicht schlecht. Wie oft hatte er sich nicht in Miss B.s Gegenwart schon über den Scharlatan ausgelassen? Tausend Mal bestimmt. »Aber du weißt doch, dass er gesucht wird.«
»Ja, und ich auch, John. Gegen mich liegt ein Haftbefehl vor. Vor zwei Stunden habe ich mit Alastair Hopkins gesprochen und er hat mich dringend davor gewarnt, mich irgendwo öffentlich zu zeigen, wenn mir meine Freiheit lieb ist.«
»Das hat unser Chefredakteur zu dir gesagt?« John zog den Vorhang ein wenig zur Seite und sah hinaus. Nichts als Finsternis und Regen. »Doch nicht wegen der Ohrfeige, die du dem Zensor verpasst hast, oder?«
»Die Ohrfeige?
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