Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
Vom Netzwerk:
betrachtete er Danny. So lange war es noch nicht her, dass er seinen Liebsten hätte bei der Hand nehmen und mit ihm nach Paris fliehen können. Sie hätten sich im Quartier Latin niederlassen und alles, was sie wussten, hinausschreien können. Sie wären schon zurechtgekommen. John hätte überall eine Stelle gefunden, bei ›The Times‹ oder›Le Monde‹, beim ZDF oder der BBC, und Danny wäre glücklich gewesen. Hand in Hand durch die Kolonnaden in Bologna, durch eine Ausstellung in Berlin schlendern – besser hätten sie es nicht treffen können. Aber jetzt war es zu spät. Danny war nicht reisefähig, und John konnte ihn nicht verlassen.
    Mit Tränen in den Augen ging er zu Danny und nahm seine Hand. Sie glühte, genau wie seine eigene.
    Das blaue Flimmern des Fernsehers veränderte sich. Die Nachrichten. John wandte den vom Alkohol benebelten Blick zum Bildschirm und sah direkt in die Großaufnahme von Präsident Jansens Gesicht. Der Visagist hatte nicht am Rouge gespart, aber ansonsten sah Jansen so gut aus wie immer.
    John ließ Dannys Hand los und machte den Fernseher lauter.
    Die Ansprache musste schon vor einiger Zeit aufgenommen worden sein. Anders ließ sich nicht erklären, dass Jansen die gegenwärtige Situation in aller Gemütsruhe zusammenfasste. Seit dem Attentatsversuch waren schließlich nur wenige Stunden vergangen.
    Der Präsident richtete sich an jeden einzelnen Bürger. An seine Träume und Hoffnungen, wie er sich ausdrückte – aber keiner ahnte, was sich dahinter verbarg.
    »Uns Amerikaner verbindet mehr, als uns trennt« , sagte Jansen und hatte dieses charakteristische Leuchten im Blick. »Im Moment herrscht große Verwirrung, aber mit Ihrer Hilfe wird das Land sich rasch wieder stabilisieren, und wir werden unsere gemeinsamen Ziele entdecken!« Nach einer effektvollen Pause fuhr er fort: »In unserem Land werden alle eine echte Chance bekommen. Dafür sollen ausreichende Mittel zur Verfügung stehen. In den Krankenhäusern werden alle Menschen ungeachtet ihrer Herkunft und ihres Einkommens behandelt. Während wir die Symptome der Kriminellen behandeln, sollen die Gerichtssäle leer bleiben. Es wird für jeden Bürger eine sinnvolle Arbeit geben – zum Wohle aller.«
    John verzog angewidert das Gesicht. Wenn die so weitermachten,war durch die vielen Beschäftigungsmaßnahmen bald jede Statue im ganzen Land auf Barbiegröße heruntergeschrubbt.
    Die Kameraeinstellung änderte sich. Man sah, dass der Präsident nicht allein war. John kniff die Augen zusammen. Sie waren alle da: Billy Johnson, Vizepräsident Sunderland, Verteidigungsminister Henderson, Lovell und so weiter. Selbst der sicherheitspolitische Berater und der Chef der CIA fehlten nicht.
    Jansen breitete die Arme aus, als wolle er sie alle an sich drücken. »In diesem historischen Salon sitzen die Menschen zusammen, die das Land jetzt braucht. Fähige, mutige Menschen mit einer Vision, wie unsere Träume Wirklichkeit werden. Jetzt fragen Sie sich vielleicht, von welchen Träumen die Rede ist und woher sie kommen? Bei dem einen haben sie ihren Ursprung in der Vergangenheit, bei anderen entspringen sie der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. In jedem Fall haben unsere Träume immer etwas mit sehr tiefen Gefühlen zu tun, und ich weiß, dass es nicht leicht sein wird, sie zu verwirklichen. Aber glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass das unser einziges und erklärtes Ziel ist.« Die Kameraeinstellung wechselte wieder zu der vom Anfang. Mit Nachdruck sprach er weiter. »Nicht alle unsere Maßnahmen stoßen auf Gegenliebe. Aber wir müssen sie durchführen, um weiterzukommen. Wir müssen die Grenzen schließen, um neue Zuwanderung zu verhindern. Wir müssen sämtliche Waffen aufspüren und konfiszieren. Wir müssen die Moral der Menschen ändern, und wir müssen nicht zuletzt lernen, künftig mit weniger zurechtzukommen.«
    John schüttelte den Kopf. Stalin hätte es nicht besser sagen können. Wesley Barefoot hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. John trank noch einen Schluck, um den aufsteigenden Brechreiz herunterzuspülen. Warum zum Teufel packte der Mann nicht seine Sachen und verschwand? Dann müssten sie sichwenigstens nicht mehr diese virtuos gequirlte Scheiße anhören!
    »Amerika ist schon viel zu lange von den Rohstoffen anderer Länder abhängig. Viele meiner Vorgänger haben Konflikte ausgefochten, um unserem Land diese Ressourcen zu sichern – oft mit katastrophalen Folgen. Aber ich sage Ihnen, wir kommen auch

Weitere Kostenlose Bücher