Das Weihnachtshaus
gesagt, Sie wollten jemanden treffen?», fragte Ellie und fügte hinzu: «Oder wollten Sie jemanden finden?»
«Ja», sagte ich nur, «ich wollte jemanden finden.»
«Und was ist daraus geworden?», fragte Ellie.
Jetzt war es so weit. Der Augenblick war gekommen, Ellie und Edward zu erzählen, wer ich war und warum ich hier war. Ich atmete tief ein und setzte mich gerade hin.
SECHZEHNTES KAPITEL
Doch bevor ich auch nur einen Satz sagen konnte, drehten sich alle zum Fenster, durch das man auf die Zufahrt sehen konnte. Ein stämmiges Pferd in einem Geschirr mit vielen lauten Glöckchen und mit einem großen roten Sack voller Geschenke auf dem Sattel bewegte sich auf das Haus zu. Die Zügel hielt ein runder, fröhlich aussehender Mann mit einem wehenden schneeweißen Bart und einem langen Mantel.
«Der Weihnachtsmann!», rief Julia. Sie ließ ihre Puppe und das Pony liegen und rannte zum Fenster. «Das ist der Weihnachtsmann!»
Mark hörte auf, die Knöpfe an seiner Fernsteuerung zu drücken, und lief auch zum Fenster. Edward und Ellie tauschten einen erstaunten Blick. Ich stand auf, um besser sehen zu können, und einen Augenblick lang hätte ich es fast geglaubt.
«Der Weihnachtsmann! Der Weihnachtsmann!» Julia schlug mit der flachen Hand gegen die Scheibe.
«Komm mit, Ju-Ju.» Mark rannte zur Tür.
Ellie und Edward folgten ihnen, ich hielt mich hinter ihnen. Wir traten in die frische Luft hinaus. Riesige Schneeverwehungen säumten die runde Zufahrt. Als der Weihnachtsmann auf die Kinder zuging, hob er seinen Mantel ein wenig hoch, und ich erkannte Socken mit buntem Karomuster. Ich wusste, Andrew trug so etwas.
«Euch allen eine frohe Weihnacht!» Die dröhnende Stimme des Weihnachtsmannes brachte sogar eine friedvoll daliegende Schneeschicht auf einem Ast in der Nähe ins Rutschen.
Mit großen erwartungsvollen Augen hüpfte Julia in ihren gelben Entenhausschuhen in den Schnee. «Hallo, Weihnachtsmann! Ich bin’s, Julia!»
Der Weihnachtsmann kam näher und nahm ihr Kinn in seine behandschuhte Hand. «Du bist das also!»
«Wir haben unsere Geschenke schon bekommen», sagte sie. «Wir haben sie schon ausgepackt. Ich habe meinen Lion-Riegel schon gegessen. Die esse ich am liebsten. Bist du zurückgekommen, weil du noch mehr Geschenke für uns hast?»
«So ist es.»
Ich wusste nicht, ob Mark Andrew erkannt hatte, jedenfalls verzog er keine Miene und spielte seiner Schwester zuliebe mit. Irgendwie schien es, als ob auch Mark überzeugt war, dass dieser überlebensgroße Mann vor ihm tatsächlich der Weihnachtsmann war.
«Mir ist zu Ohren gekommen, dass du dieses Jahr ein überaus hilfsbereiter Junge gewesen bist», sagte Andrew, wobei er seinen schottischen Akzent recht gut zu verbergen wusste.
Mark nickte.
«Das ist sehr gut. Wirklich sehr gut. Ich habe ein besonderes Geschenk für einen jungen Mann wie dich. Mark, dieses Geschenk ist für dich.» Er griff in den roten Sack am Sattel des alten Pferdes und gab Mark eine längliche Schachtel, die in Goldfolie eingewickelt und mit einer großen roten Schleife zugebunden war.
«Und für dich, meine kleine Julia …» Er zögerte, während sie vor Aufregung zitterte und zweimal hochhüpfte. «Ah ja, hier ist es. Ein Geschenk für eine ganz besondere kleine Lady, die ihrer Mutter dieses Jahr immer zur Hand gegangen ist.»
«Danke, Weihnachtsmann!» Julia nahm ihm eine Schachtel ab, die ebenfalls in Goldfolie gewickelt und mit roter Schleife zugebunden war.
«Ich habe hier noch ein Geschenk für den Herrn des Hauses und seine wunderbare Frau.»
«Das sind meine Mum und mein Daddy! Mami, du bekommst auch ein Geschenk!»
Das Lächeln auf den Gesichtern von Edward und Ellie war echt, als sie ihre goldene Schachtel entgegennahmen. Beide schienen gerührt zu sein, was Andrew für ihre Kinder tat. Sie legten den Arm umeinander, und Ellie legte ihren Kopf an Edwards Schulter.
Angesichts dieses großartigen Auftritts fragte ich mich, ob Andrew vielleicht die Lücke schloss, die Sir James durch seinen Tod hinterlassen hatte. Jedenfalls war Andrews magische Erscheinung ein Geschenk für alle.
«Und hier habe ich noch ein Geschenk. Mal sehen. Für wen ist das? O ja, für Miranda.» Sein Akzent kam durch, als er meinen Namen nannte. Ich spürte, dass dieser eine kleine Ausrutscher Mark die Identität des Weihnachtsmannes enthüllte, wenn er es nicht sowieso schon vorher herausgefunden hatte. Aber Mark war ein guter Bruder, und er behielt die Entdeckung für
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