Das Weihnachtshaus
sich.
Andrew, oder vielmehr der Weihnachtsmann, gab mir eine goldene Schachtel mit einem roten Band. Ich dankte ihm höflich und spielte mit, indem ich einen Knicks machte. Julia tat es mir gleich und kicherte vor Vergnügen.
«Euch allen eine frohe Weihnacht!»
«Auch dir eine frohe Weihnacht!» Julia konnte sich kaum beruhigen, als Andrew auf das stämmige Pferd stieg und langsam davonritt.
«Danke, Weihnachtsmann!», rief Mark hinter ihm her, während der liebenswerte Mann und sein Pferd eine Spur auf der langen Zufahrt hinterließen. «Komm nächstes Jahr wieder!»
«Und bring mir ein Pony mit!», rief Julia laut.
Edward und Ellie lachten.
«Kann ich mein Geschenk jetzt aufmachen?» Julia zappelte herum. «Bitte, Mami?»
«Natürlich, aber willst du nicht erst ins Haus gehen?»
«Ja, ich habe kalte Füße.»
Wir stimmten alle zu, stampften mit unseren Füßen auf und gingen in den gemütlichen Salon zum Feuer zurück. Dort setzten wir uns mit unseren Geschenken auf dem Schoß.
Julia und Mark ließen sich das nicht zweimal sagen und packten ihre Geschenke sofort aus. Julia packte ein Teeservice für Kinder aus und jauchzte vor Freude. Sofort machte sie sich daran, den Tisch an einem Ende mit den kleinen Tassen zu decken.
Mark holte aus seiner Schachtel ein Set mit Pfeil und Bogen, mit Köcher und mit einem langen Gurt zum Umhängen. Er freute sich riesig.
Ellie und Edward tauschten Blicke aus, die besagten, dass sie wohl noch einmal mit Andrew darüber reden müssten.
«Kann ich es gleich ausprobieren?», fragte Mark. Der Köcher mit drei Pfeilen hing über seiner Schulter, und er war schon auf dem Weg aus dem Raum.
«Geh vors Haus», sagte Ellie, «damit wir dir zuschauen können.»
«Und ziel vom Haus weg», fügte Edward hinzu.
Mark grinste seine Eltern vergnügt über die Schulter an, um ihnen zu zeigen, dass er alt genug war, um die Pfeile in die richtige Richtung zu schießen.
«Was hat dir der Weihnachtsmann gebracht?» Julia kam zu mir und betrachtete das einzige noch ungeöffnete Geschenk im Raum. Ellie hatte die Schachtel mit Süßigkeiten schon ausgepackt, die sie und Edward bekommen hatten.
«Ich weiß es nicht.» Ich hielt die kleine Schachtel ans Ohr und schüttelte sie. «Ich habe keine Ahnung, was es sein könnte. Du vielleicht?»
«Ich glaube, es ist eine Schildkröte», meinte Julia.
Ich lächelte über ihre seltsame Antwort. «Könnte sein. Würdest du mir beim Auspacken helfen?»
Ich gab das Geschenk an die Expertin weiter, die auch sofort mit ihren flinken kleinen Fingern begann, das Geschenkpapier aufzureißen.
«Es ist keine Schildkröte.» Ein wenig enttäuscht blickte sie hoch. «Es ist nur eine Teekanne an einem Band.»
Julia ließ den niedlichen Weihnachtsanhänger vor mir baumeln.
«Wie schön», sagte Ellie. «Und zerbrechlich, nicht wahr, Julia? Pass schön auf, dass der Anhänger nicht herunterfällt.»
«Es gefällt mir sehr.» Julia legte das Geschenk vorsichtig in meine geöffneten Hände. Es war der erste Weihnachtsschmuck, den ich je bekommen habe. Die Liebenswürdigkeit, die Ellie und nun auch Katharine mir entgegenbrachten, war mir unbegreiflich. Waren alle Briten so vertrauensvoll und großzügig Fremden gegenüber? Oder fühlten sich Katharine und Ellie mir ebenso verbunden, wie ich mich ihnen verbunden fühlte?
«Ich weiß, wo du die Teekanne sicher aufbewahren kannst», meinte Julia.
«Und wo?»
«Du kannst sie in deinen Strumpf stecken. In deinen Weihnachtsstrumpf.»
«Das ist eine gute Idee, Julia. Das mache ich.»
«Wenn du willst, kann ich sie für dich in den Strumpf stecken. Dann kann sie nicht kaputtgehen, oder, Mami?»
«Das stimmt, mein Liebling. In einem Strumpf kann man so einen empfindlichen Anhänger sehr gut aufbewahren.»
Ich gab Julia die kleine Teekanne. Sie hüpfte los, und Edward ging zum großen Fenster, wo er Mark zunickte, der sich in Position gestellt hatte, um mit Pfeil und Bogen auf einen Baum zu zielen. Ellie räumte auf und plauderte dabei über die Berge von Geschenkpapier und dass alles noch viel unordentlicher aussah als in den letzten Jahren.
Ich stellte fest, dass sich jetzt eine gute Gelegenheit für mich bot. Viel besser als vorhin, als die Kinder im Raum waren. Was ich zu sagen hatte, war nur für Edward und Ellie bestimmt.
«Nimm deinen Ellenbogen hoch, Mark!», rief Edward durch das Fenster und deutete mit dem Finger darauf. Leise fügte er hinzu: «Ich muss diese Woche noch ein Wörtchen mit Andrew
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