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Das Weihnachtsversprechen

Das Weihnachtsversprechen

Titel: Das Weihnachtsversprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Vanliere
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war zu einem regelmäßigen Bestandteil seiner Abende geworden, und als er von oben auf die leere Kaufhaushalle sah, in der die Staubsauger brummten, fühlte er sich so einsam, wie er es immer gewesen war.
    Er ging in die Poststelle hinunter und schaltete das Licht an. Oben auf dem obersten Regal lag unter demLüftungsgitter ein großer weißer Umschlag. Chaz stieg auf die Theke und zog ihn herunter. Er kam von GDK Systems und war an Judy Luitweiler adressiert. Chaz ging über den Flur zum Hintereingang und schob sich durch die Tür. Der Müllcontainer stand am Ende der Laderampe. Er riss den Umschlag in kleine Stücke, bevor er ihn in den Container warf. Er wusste, dass sich in der Hektik der Weihnachtssaison niemand fragen würde, wo die Ergebnisse zu den Fingerabdrücken waren. Er schlug die Klappe des Containers zu. Jetzt konnte er sich seinen letzten Gehaltsscheck ohne Probleme abholen, und niemand würde je etwas erfahren.

SIEBTES KAPITEL
    Lachen ist die kürzeste Entfernung zwischen zwei Menschen.
    Victor Borge
    U
m halb zwei Uhr morgens schaltete Miriam das Licht in der Küche an. Als sie mich sah, fuhr sie zusammen. Ich hatte im Dunkeln am Tisch gesessen, die Hände um einen Becher mit Tee gelegt. Vor mir lag ein aufgeschlagenes rotes Notizbuch.
    »Tut mir leid, Miriam«, sagte ich. »Habe ich Sie geweckt?«
    Sie blinzelte ins Licht, ging zu einem Stuhl und setzte sich. »Ich bin wohl einfach plötzlich aufgewacht und konnte nicht wieder einschlafen.«
    Ich ließ meinen Tee im Becher kreisen und beobachtete, wie er an der Becherwand auf und ab stieg. »Noch eine plötzlich Aufgewachte«, meinte ich. »Ich bin zweiundvierzig Minuten nach zwölf aufgewacht, genau die Zeit, zu der ich an diesem Tag immer erwache.«
    »Warum tun Sie das?«, fragte sie.
    Ich trank den letzten Schluck Tee und starrte auf den leeren Becherboden. »Es ist die Zeit, zu der Walt starb.«
    Miriam schwieg eine Weile und sagte schließlich: »Ich habe Lynn nachmittags um sieben Minuten nach drei verloren, und gleichgültig, was ich an dem Tag auch tue, ich weiß einfach, wie viel Uhr es ist, und alles bleibt stehen.«
    Ich nickte und zog den Bademantel enger um mich zusammen. »Lynn war ein sehr liebenswürdiger Mann. Er war gut zu Ihnen. Das weiß ich.«
    Sie lachte. »Er war wirklich ein liebenswürdiger Mann. Die Leute liebten Lynn. Seine Studenten bewunderten ihn, und ich habe ihn verehrt. Er besaß eine Güte, die die Menschen anzog. Wir waren ein Ehepaar, aber ihn mochte jeder ganz selbstverständlich lieber als mich. Er war zu anderen Menschen sehr freundlich. Ich bin nie so gewesen.«
    »Das ist mir nie aufgefallen.«
    Sie schüttelte den Kopf und lächelte. »Ich kann ein rechthaberischer Snob sein.« Ich erwiderte nichts. »Sie wissen, dass das stimmt, Gloria!«
    »Nun, ich hätte es vielleicht anders ausgedrückt.«
    Miriam fuhr mit der Hand durch die Luft. »Wie auch immer Sie es ausdrücken, es kommt auf das Gleiche hinaus. Ich habe Sachen gesagt, die ich anschließend bereut habe. Ich habe die Tür zu Beziehungen geschlossen gelassen, das habe ich ebenfalls bereut. Lynn hat sich nie so verhalten.« Sie lehnte sich im Stuhl zurück und schlug die Arme übereinander. »Was für ein Mensch war Ihr Mann?«
    Ich sah seufzend zur Decke hoch und lächelte bei dem Gedanken an Walt. »Er war ein großer und wundervoller Mann. Ich lernte Walt kennen, als ich achtzehn war. Er war vierunddreißig, und meine Mutter flehte mich an, mich nicht mit ihm einzulassen. Aber er war so anders als die Jungs in unserer kleinen Stadt in Georgia. Seine Denkweise und seine Seele zogen michan. Wir heirateten, und meine Mutter dachte, ich hätte den Verstand verloren. Als ich heiratete, hat mir niemand, noch nicht einmal meine Mutter, erklärt, dass es einen lebenslangen Einsatz erfordern würde, um unsere Ehe funktionieren zu lassen. Niemand sagte mir, dass man sich während der ersten ein, zwei Jahre lediglich irgendwie durchschlägt.«
    »Lynn und ich schafften es, uns durch fünfundzwanzig gemeinsame Jahre zu schlagen.«
    »Bei uns waren es fünfunddreißig.«
    »Und wie viele Kinder hatten Sie?«
    Ich stand auf und ging in das dunkle Wohnzimmer. Dort nahm ich ein Familienfoto vom Kaminsims und reichte es Miriam. Es war aufgenommen worden, als ich Mitte dreißig war und noch die Kurven an den richtigen Stellen hatte. Walt stand neben mir, zusammen mit unseren drei älteren Kindern, und unser Kleinster saß auf meinem Schoß. »Das ist Andrew,

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