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Das Weihnachtsversprechen

Das Weihnachtsversprechen

Titel: Das Weihnachtsversprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Vanliere
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tätschelte sie. »Ich hab dich lieb, Spaz.«
    Chaz antwortete nichts darauf, er konnte es nicht. Als er sich sicher war, dass Donovan schlief, schob er dessen Hand von sich weg und glitt vom Bett auf den Boden, wo er seinen Kopf in den Händen vergrub. Tränen liefen ihm über die Wangen, und er wischte sich mit dem Ärmel seiner Jacke über das Gesicht.
    Er hatte einst seine Mutter zu einer Freundin sagen hören, die Dürre sei unmittelbar vor dem Regen am schlimmsten. Chaz hatte jahrelang unter dürreähnlichen Bedingungen gelebt, weil sein Leben vor ewig langer Zeit ausgetrocknet war. Es gab nichts Lebenspendendes in ihm. Als Kind hatte er so viele Pläne undVisionen gehabt. Was war nur aus ihnen geworden? In seinen Träumen als Junge hatte er sich nie vorgestellt, dass er sich mühsam durchschlagen und das verdiente Geld entweder verlieren oder vertrinken würde. Er hatte schon seit Langem zu träumen und zu planen aufgehört, weil das Einzige, was er sehen konnte, die klaffende Wunde in seinem Leben war, die ihm Tag für Tag mit voller Wucht ins Gesicht schlug. Vielleicht ist es das, was die Wahrheit tut, dachte Chaz, sie prügelt so lange auf uns ein, bis wir entsprechend handeln. Jahrelang hatte er die Wahrheit beiseitegeschoben und es vorgezogen, auf jede ihm mögliche Weise mit dem Schmerz umzugehen. Aber er konnte nicht mehr länger mit ihm umgehen.
    Lass es regnen, sagte er in seine Hände. Bitte, lass es regnen.

NEUNTES KAPITEL
    Der Augenblick der Finsternis ist der Augenblick,
    in dem die Botschaft der Umwandlung unmittelbar bevorsteht.
    Im finstersten Moment kommt das Licht.
    Joseph Campbell
    C
arla klopfte an meine Tür, aber ich war nicht zu Hause. Sie wartete mit Donovan in der Auffahrt, nach einer Stunde jedoch fuhr sie weg zu ihrer Wohnung. Dort stand noch immer das Auto von Thomas, also wendete sie, bevor er sie sehen konnte.
    »Was machst du?«, fragte Donovan.
    »Ich fahr wieder zurück, um beim Haus von Miss Glory zu warten«, erklärte sie. »Du musst heute bei ihr bleiben.«
    »Warum? Ich bin gern bei Spaz gewesen.«
    Sie drehte sich zu ihm hin, und ihre Augen funkelten. »Fang heute keinen Kampf mit mir an.«
    Miriam und ich drückten unsere Nasen an das Fenster des Säuglingszimmers und lächelten. Erins Mutter, Lois, war eine Stunde nach meinem Anruf angekommen. Sie war bei der Geburt ihres ersten Enkels dabei gewesen und hatte die ganze Zeit Erins Hand gehalten. Miriam und ich hatten uns aus dem Raum zurückgezogen, als Lois ankam, und waren gemeinsam in dem Wartezimmer auf und ab gegangen. Wir hatten schlechten Kaffee geschlürft und ein scheußliches Fernsehprogramm angesehen.
    Als der Arzt uns um acht Uhr morgens die Botschaft übermittelte, jubelten wir und fielen ihm um den Hals, wie es jede Großmutter tun würde. Und wir kämpften miteinander darum, die Erste zu sein, die den kleinen Gabriel halten durfte, als wir ihn in Erins Armen sahen. Ich gewann.
    Donovan rannte auf mein Auto zu, als ich in die Auffahrt fuhr. »Señora Cuckoo!«
    Ich legte meine Arme um ihn und sah Carla an. »Was ist los?«, fragte ich.
    Carla musterte Miriam und blickte zu Boden. Miriam verstand den Hinweis und führte Donovan an der Hand ins Haus.
    Ich stand mit Carla in der Auffahrt und suchte ihr Gesicht ab. »Ist er wieder da?« Carla schüttelte den Kopf und wickelte den Schal enger um ihren Hals. »Lügen Sie?«
    Ihre Augen waren finster. »Nein.«
    »Ich glaube Ihnen nicht«, entgegnete ich. Wieder und wieder hatte ich erlebt, wie verprügelte Frauen abstritten, misshandelt worden zu sein, obwohl schwarzblaue Flecken in ihren Gesichtern eine deutlich andere Sprache sprachen.
    Carla beobachtete Donovan durch das Fenster und wischte sich mit einem Finger die Nase. »Er ist nicht wieder da, Miss Glory«, sagte sie. »Ich bin krank.«
    Ich drehte Carlas Gesicht zu mir hin, damit ich sie ansehen konnte. »Was fehlt Ihnen? Müssen Sie zum Arzt?«
    »Ich glaube nicht«, sagte sie. »Es ist eine Grippe. Die geht von selbst wieder weg, wissen Sie.« Sie verschränkte vor Kälte zitternd die Arme. »Miss Glory, könnten Sie ein paar Tage auf ihn aufpassen, bis es mir besser geht?«
    Ich dachte darüber nach, und Carla biss sich wartend auf die Lippe. Mir war unbehaglich, und ich wusste nicht, ob ich ihr glauben konnte. »Sind Sie sicher, dass Thomas nicht da ist?«
    Sie nickte. »Ich bin sicher, Miss Glory. Ich habe ihn nicht wiedergesehen.«
    »Werden Sie nach Hause fahren und sich um sich kümmern?« Sie

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