Das Weinen der Engel (German Edition)
versprochen, sie zu beschützen. Aber wenn Alvarez noch am Leben war, konnte er für nichts garantieren. Plan C formte sich in seinem Kopf, aber er benötigte noch mehr Informationen. Auf jeden Fall musste er vorher mit Chaz reden.
Er sah zu Clive hinüber, betrachtete sein blasses Gesicht und das Blut auf seinem Hemd. „Deine Frau wird mich umbringen.“
Clive grinste. „Ich werde ihr sagen, dass sich beim Reinigen meiner Pistole ein Schuss gelöst hat.“
Dev lachte. Trace hatte die Unterhaltung mitbekommen und lachte ebenfalls.
Hambone verdrehte die Augen und schüttelte nur den Kopf.
Wenigstens waren sie noch alle am Leben. Der nächste Schritt bestand darin, Alvarez auszuschalten. Wieder konzentrierte Dev sich auf seinen Plan C.
Lark hielt Chrissy, die sich auf ihrem Schoß zusammengerollt hatte, fest in den Armen. Das Mädchen hatte bisher nicht einmal geweint. Während der Motor des Hubschraubers donnerte, lehnte sie sich zu ihr hinunter. „Geht es dir gut, mein Schatz?“
Die Kleine sah zu ihr hoch. In dem fahlen Mondlicht, das durchs Fenster fiel, wirkten ihre grünen Augen riesig. „Ich habe ganz viel Angst gehabt. Aber Doktor Rossi hat gesagt, ich kann immer mit Nana Lupita sprechen, wenn ich sie brauche. Das habe ich gemacht. Meine Nana hat gesagt, wenn ich ganz doll bete, dann kommt Tante Lark mit Onkel Dev und holt mich.“
Lark brannten die Augen. „Da hatte sie recht, wir hätten dich auf jeden Fall nach Hause geholt. Du bist doch mein kleines Mädchen, oder?“
Chrissy sah sie ernst an. „Bist du jetzt meine Mommy?“
Lark musste schlucken, um den Kloß in ihrer Kehle loszuwerden. „Ja, mein Schatz, das bin ich.“
„Das ist schön. Jedes Mädchen braucht eine Mommy.“
Lark zog sie noch fester in ihre Arme. „Das stimmt, jedes Mädchen braucht eine Mommy.“
Sie saßen auf dem Boden des Hubschraubers. Rafael Montez machte seinen Job als Pilot sehr gut. Er war wie die anderen Männer mutig, stark und loyal. Lark würde nie vergessen, wie viel sie diesen furchtlosen Männern zu verdanken hatte.
Vor allem Dev.
Sie hatte sofort wieder das Bild von ihm in seiner Kampfausrüstung vor Augen, mit dem geschwärzten Gesicht, der Automatikwaffe über der Schulter und dem kleinen schwarzhaarigen Mädchen auf dem Arm. Diesen Anblick würde sie nie vergessen.
Genauso wenig wie den Mann.
Sie hatte sich unsterblich in ihn verliebt. Was immer auch geschehen mochte, daran würde sich nie etwas ändern.
Diese Geschichte würde ihr das Herz brechen. Sie wusste, was für ein Mann Dev war. Er hatte ihr nie etwas vorgemacht. Eine enge Beziehung zu einer Frau war nicht seine Sache.
Sie drückte das kleine Mädchen an sich. So wie die Kleine ihn angesehen hatte, mit all der Heldenverehrung in ihrem Blick, wusste sie, dass Chrissy ihn auch liebte.
Er hatte sie gerettet. Daran würde sie immer denken. Sie beide mussten lernen, ohne ihn auszukommen.
Aber das würde nicht leicht werden.
Das Flugzeug wartete nicht auf sie, als sie ankamen. Auf Traces Zeichen hin hatte Lark den Piloten Colin Mercer über das Satellitentelefon informiert, dass er sie jetzt abholen sollte. Mercer hatte behauptet, auf dem Weg zu sein.
Doch das Flugzeug stand nicht vor der Mine.
„Verdammt noch mal, wo ist er denn?“ Dev lief auf der provisorischen Landebahn hin und her. Sie hatten das Anwesen von Alvarez wie ein aufgeregtes Hornissennest zurückgelassen. Die Kampftruppe würde sie verfolgen, die Berge durchkämmen und nach Spuren der Angreifer suchen. Früher oder später hätten sie die Mine gefunden.
Dev sah zum leeren Himmel hoch. Cantrell hatte es geschafft, zurückzukommen. Montez hatte sie wie verabredet hier abgesetzt und flog den Helikopter nun zurück zur Ranch seines Freundes. Vor ihrem Einsatz hatte er die Helikopterkennung überklebt, sodass Alvarez’ Männer den Besitzer nicht ausfindig machen konnten. Er wollte verhindern, dass sie sich an dem armen Mann rächten, der überhaupt nicht ahnte, wozu sein Hubschrauber benutzt worden war. Die Einschusslöcher musste er schnell noch reparieren, doch das dauerte hoffentlich nicht allzu lange.
Sobald sie die Mine erreicht hatten, waren sie ins Haus gegangen, um ihre Sachen zusammenzusammeln und im Jeep zu verstauen. Dann waren sie zur Landebahn gefahren, um auf das Flugzeug zu warten.
Doch das war weit und breit nicht zu sehen.
Das Satellitentelefon klingelte. Dev nahm den Hörer und presste ihn sich ans Ohr.
„Kann nicht zum Rendezvous erscheinen“,
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