Das Weinen der Engel (German Edition)
hast meine Bilder gesehen?“ „Ganz zuerst in einer Galerie in Ciudad del Cordon, da haben mir deine Landschaften schon sehr gefallen.“
„Also liebst du Kunst.“
„Sehr sogar. Ich male selbst ein bisschen mit Aquarellfarben. Das ist ein Hobby von mir. Ich bin nicht besonders gut, aber es macht mir Spaß.“
„War das dein Bild im Schlafzimmer? Die Wüstenlandschaft? Es ist mir aufgefallen, als ich an der Tür vorbeilief.“
„Ja, das ist von mir. Ich sage ja, ich bin nicht besonders gut.“
„Mir hat es gefallen. Ich finde, du hast großes Talent.“
Sie versuchte sich nicht geschmeichelt zu fühlen. Männer sagten gern solche Dinge, um zu gefallen.
„Meine Ausstellung in Ciudad del Cordon ist schon eine Weile her.“
„Sí
, das war, bevor mein Bruder getötet wurde.“
„Tut mir leid.“
Sie sah ihn an. Da war etwas in diesen interessanten grauen Augen. Etwas wie Freundlichkeit und Trost, als würde er ihren Verlust nachempfinden können. Dann fiel ihr ein, dass sein Vater ebenso im Kampf gegen die Drogen umgebracht worden war.
„Glaubst du, dass du ihnen helfen kannst?“, fragte sie.
„Ich hoffe. Alvarez muss das Handwerk gelegt werden.“
„Du meinst, er muss sterben.“
„Genau.“
„Du bist härter, als du wirkst.“
„Das Leben verändert einen.“
„Sí
, das stimmt.“
Er blickte in die Dunkelheit hinaus. „Du und Cantrell … Montez meint, ihr wärt nur gute Freunde. Aber du siehst ihn an, als würde er dir mehr bedeuten.“
Sie lächelte ein wenig wehmütig. „Früher hatte ich mir immer gewünscht, da wäre mehr. Aber ich bin nicht naiv. Für Jake bin ich nicht die Richtige, und inzwischen denke ich auch, dass er wahrscheinlich auch nicht das ist, was ich suche.“
Emilio streckte den Arm aus, als wollte er sie berühren, hielt sich aber im letzten Moment zurück. „Ich wohne in Rio Negro. Das ist nicht sehr weit von hier entfernt. Wenn das hier alles vorbei ist, könnte ich dich vielleicht einmal besuchen.“
Sie lachte. „Das klingt sehr altmodisch.“
Er lächelte, und sie fand, dass ihn das noch jünger und attraktiver erscheinen ließ. „Manchmal ist gegen die gute alte Schule nichts einzuwenden.“
„Da hast du recht. Ich würde mich sehr freuen, wenn du mich besuchen würdest.“
„Dann verabreden wir einen Termin, wenn das hier überstanden ist.“ Er schien erfreut. „Wir müssen jetzt aufbrechen. Sag bitte den anderen, dass ich mich melde, sobald ich etwas herausgefunden habe.“
„Vielen Dank, Emilio.“
„Da gibt es nichts zu danken. Bete einfach, dass es funktioniert. Wenn das nämlich der Fall ist, gibt es hinterher vielleicht weniger Morde.“
Sie sah ihm nach, wie er sich mit langen, zuversichtlichen Schritten entfernte. Oberflächlich betrachtet, sah er wie ein ganz normaler Mann aus. Doch unter der Fassade des gewöhnlichen Menschen steckte ein harter, kampfbereiter Kern.
Gracie fragte sich, ob sie ihn jemals wiedersehen würde. Sie lächelte, weil sie sich tief im Innern dessen sicher war.
Der Anruf kam um drei Uhr am nächsten Nachmittag. Lark hörte gespannt zu, als Dev mit Emilio Campbell telefonierte und sich dann anschließend an die Männer wandte.
„Campbell hat mit de La Guerra gesprochen. Don Ricardo hat einem Treffen zugestimmt. Er besteht darauf, dass ich Lark und das Kind mitbringe.“
Jake schüttelte sofort den Kopf.
„Auf keinen Fall“, sagte Riggs.
„De La Guerra ist willens, uns anzuhören, aber es gibt keine Garantie.“ Dev sah zu Lark hinüber. „Er will euch beide als Rückversicherung dabeihaben. Das soll beweisen, dass wir ihm die Wahrheit sagen.“
„Ich komme mit … daran kannst du mich nicht hindern. Aber Chrissy …“
„Mach dir keine Gedanken“, sagte Dev. „Chrissy bleibt bei Cantrell und Riggs. Ich nehme dich nur mit, weil das unsere größte Chance ist. Aber ich werde nicht das Leben einer Vierjährigen aufs Spiel setzen.“
„Wann soll das Treffen stattfinden?“, wollte Jake wissen.
„Morgen früh. Um zehn Uhr im Haus von de La Guerra. Ich denke, wir fahren heute Abend noch nach Ciudad del Cordon. Wir müssen morgen pünktlich sein, um keinen Ärger zu riskieren.“
„Gute Idee“, stimmte Johnnie zu. „Ich könnte eine Nacht in einem richtigen Bett gut vertragen. Außerdem wollen wir ja keine Gefahr laufen, dass Sassy womöglich eine ihrer weiblichen Macken bekommt und auf dem Weg widerspenstig wird.“
Jake grunzte nur, aber Lark lächelte. „Ich werde mich besser
Weitere Kostenlose Bücher