Das Weinen der Engel (German Edition)
gehen lassen. Er strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. „Wirst du das durchstehen?“
Sie schluckte und wandte den Blick ab. Als sie sich wieder zu ihm umdrehte, senkte er den Kopf und küsste sie zärtlich. Es war ein sanfter, überraschend vorsichtiger Kuss. Keine Hitze, kein Drängen, und es fühlte sich so richtig an.
Sie erwiderte den Kuss mit derselben Zurückhaltung. Dann befreite sie sich aus seinen Armen und trat einen Schritt zur Seite.
„Ich kann … ich kann das nicht, Dev. Ich sehne mich so danach, mit dir zu schlafen. Die ganze Zeit kann ich an nichts anderes denken. Aber wenn wir das tun, wird es später noch schwerer sein, wenn es vorbei ist.“
Er verspürte eine merkwürdige Enge im Brustkorb. Bisher hatte er nicht gewagt, sich vorzustellen, wie sein Leben ohne Lark aussehen würde. Wenn er sie jetzt ansah, wie sie ihn mit ihren schönen grünen Augen betrachtete, die Lippen noch feucht von seinen Küssen, traf es ihn wie ein Donnerschlag.
Sie war viel mehr als eine Klientin, mit der er ins Bett gegangen war. Er war verrückt nach ihr, vielleicht sogar ein bisschen verliebt, so wie Montez behauptet hatte.
Sein Magen zog sich schmerzvoll zusammen. Wie hatte er es so weit kommen lassen können? Wieso war er so unvorsichtig gewesen?
Es ist noch nicht zu spät, sagte er sich. Wenn er sich vorsah und die Dinge jetzt etwas langsamer anging, konnte er sich noch zurückziehen.
„Du hast recht“, entgegnete er fast schroff. „Es ist besser für uns beide, wenn wir unsere Beziehung streng auf der geschäftlichen Ebene halten. Ich meine, wir sind Freunde. Gute Freunde. Aber mehr darf es nicht sein.“
Sie versuchte zu lächeln, aber ihre Unterlippe bebte leicht. „Ich weiß.“ Sie deutete mit dem Kopf Richtung Tür. „Meinst du, es ist zu spät, den anderen im Café Gesellschaft zu leisten? Also … ich bin auch ziemlich hungrig.“
Es war eine Lüge, beide wussten es. Keiner von ihnen hatte Hunger – zumindest nicht auf Essen.
„Nein, es ist noch nicht zu spät“, sagte Dev. Auch wenn er alles andere wollte, als jetzt essen zu gehen. Viel lieber hätte er sich mit Lark zusammen ins Bett gelegt.
Er ging zum Kleiderschrank hinüber, griff im obersten Fach ganz nach hinten und zog seine Browning 9mm hervor. Nachdem er sich die Waffe in den Bund seiner Jeans geschoben hatte, ließ er das Hemd darüberfallen, sodass sie nicht mehr zu sehen war.
„Bist du bereit?“, fragte er und öffnete die Tür.
Lark nickte.
Doch schien sie genauso wenig bereit zu sein wie er.
27. KAPITEL
L ark saß neben Dev im Jeep, als er auf das schmiedeeiserne Tor der Einfahrt zur riesigen Villa Ricardo de La Guerras zufuhr. Ihr Herz hämmerte, und ihr Mund fühlte sich trocken an. Sie ermahnte sich immer wieder, sich zu entspannen, sagte sich, dass dieser Mann nicht wie Antonio Alvarez war. Wenn ihm nicht gefiel, was sie ihm erzählten, würde er sie nicht gleich erschießen.
Sie lehnte sich zurück und konzentrierte sich auf den Wind, der ihr durchs Haar fuhr. Am frühen Morgen waren Dev und Jake durch die Straßen dieses hügeligen Viertels gefahren, um die Gegend besser kennenzulernen. Sie wollten sich mit der Route vertraut machen, falls es Ärger geben sollte. Als es Zeit wurde, zum Treffen aufzubrechen, war Dev direkt vom Motel ohne Probleme hierhergefahren.
Sie sahen sich um, während sie sich dem Tor näherten. Das Haus mit dem Grundstück war zwar von einer Mauer umgeben und durch ein Tor zu passieren, aber bei Weitem nicht so eine Festung wie das Alvarez-Anwesen. Auf dem Weg den Hügel hinauf standen noch andere Wohnhäuser an der Straße. Doch die große Villa im spanischen Stil ganz oben, mit Blick auf die Stadt, war das beeindruckendste Gebäude.
Dev bremste vor dem Tor. Ein Wachmann in perfekt sitzender beigefarbener Uniform kam aus dem Wachhäuschen zum Fenster auf der Fahrerseite.
„Kann ich Ihnen helfen?“, erkundigte er sich höflich auf Spanisch.
„Mein Name ist Devlin Raines“, erwiderte Dev ebenso auf Spanisch. „Dies ist Lark Delaney. Señor de La Guerra erwartet uns.“
Der Wachmann ging in das Torhäuschen zurück und rief die Sicherheitsleute im Haupthaus an, um sie von ihrer Ankunft zu unterrichten. Dann schwang das große Eisentor auf.
„Schön hier“, sagte Lark, als sie das zweigeschossige U-förmige Gebäude mit Schieferdach betrachtete. Mehrere Gästehäuser, ebenfalls im spanischen Stil, standen etwas zurückgesetzt und seitlich der Villa. Das Anwesen war von
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