Das Weinen der Engel (German Edition)
holen. Der will nämlich mitkommen.“ Chrissy strahlte ihn an und machte einen kleinen Hüpfer in Richtung Ausgang.
„Wohin wollt ihr denn gehen?“, wollte Lark wissen. „Ist das auch sicher?“
„Das Café ist gleich neben dem Motel.“
„Alvarez wird hier nicht nach uns suchen“, beruhigte Dev sie. „Er geht bestimmt davon aus, dass wir Richtung Norden sind, zurück in die Staaten. Er hat keinen Grund zu der Annahme, dass wir weiter nach Mexiko reinfahren. Außerdem befinden wir uns jetzt auf dem Territorium des El-Dorado-Kartells. Wenn Alvarez mit seinen Männern in das Gebiet von de La Guerra eindringt, riskiert er einen offenen Drogenkrieg.“
Johnnie drehte sich um und hob den Saum seines geblümten kurzärmeligen Hemdes an. Darunter kam die halbautomatische Beretta zum Vorschein, die er sich hinten in den Bund der Kakihosen geklemmt hatte. „Ihr wird nichts passieren. Wie gesagt, das Lokal ist nebenan. Wenn du nicht mitkommen willst, bringe ich was mit.“
„Das wäre großartig“, sagte Lark.
Sie sah müde aus. Dev war sicher, dass sie sich ausruhen musste, und er hatte genug Vertrauen zu Johnnie und Jake, um Chrissy mit ihnen gehen zu lassen. Sie lächelte. „Viel Spaß, meine Süße.“
„Tschüs, Mommy!“ Chrissy winkte und hüpfte an der großen Hand von Johnnie aus dem Zimmer. Dev ahnte, dass Riggs das Kind mitnahm, um Lark so eine kurze Verschnaufpause von ihrer elterlichen Verantwortung zu ermöglichen.
Nachdem sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, sah er Lark an. Sie hatte Tränen in den Augen, die sie schnell wegblinzelte.
„Was ist?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nichts … Es ist nur … Sie hat mich zum ersten Mal Mommy genannt.“
Er lächelte. „Und es wird nicht das letzte Mal sein.“ Dev ging zu ihr hinüber. „Sie ist wirklich ein super Mädchen, Lark, und sie liebt dich.“
Lark nickte lächelnd.
Nachdem sie sich im Flussbett geliebt hatten, war er immer wohlbedacht auf Abstand zu ihr geblieben. So hatte sie es gewünscht. Es war für sie beide nicht angenehm, das Feuer zu schüren, das beständig zwischen ihnen zu schwelen schien. Doch sie sah so süß und so verletzlich aus. Es war ihm fast unmöglich, sie nicht zu berühren.
„Wir könnten etwas lesen“, schlug er vor, als sie ihn verunsichert musterte. Sie saß auf einem der Betten, den Rücken gegen das orangefarbene Vinylkopfteil gelehnt, die Knie angezogen. Er bemerkte die Sorgenfalten auf ihrer Stirn und wie sie mit leicht eingesunkenen Schultern dort saß.
Lark wirkte erschöpft und besorgt, und das konnte er vollkommen nachvollziehen. Morgen fand das Treffen statt, das über ihre Zukunft und die des Kindes entschied.
Sie setzte sich an den Bettrand und stand auf, um zu ihm zu gehen.
„Ich weiß, das war nicht abgemacht, und du hast nur meinen Wunsch respektiert. Aber … ob du mich vielleicht ein bisschen in den Arm nehmen kannst?“
Ihm zog sich die Brust zusammen. Die meisten Frauen wären schon längst zusammengebrochen. Er breitete die Arme aus, und sie schmiegte sich an ihn, den Kopf gegen seine Schulter gelehnt. Sie fühlte sich so gut an, so perfekt. Er hielt sie fest und bemerkte ihr leichtes Zittern. Mit einem leisen Seufzer entspannte sie sich.
„Alles ist gut“, sagte er leise und drückte sie noch fester an sich. „Ich bin bei dir.“
Lark rückte von ihm ab und sah ihn an. „Es wird doch funktionieren, oder? Wir müssen uns nicht verstecken? Ich muss nicht ein völlig neues Leben anfangen?“
Er hob die Hand und strich ihr durchs Haar. Es fühlte sich unter seinen Fingern wie Seide an. „Es wird funktionieren, Baby. Alles wird so ablaufen, wie wir es geplant haben.“
Im Stillen hoffte er, dass es so wäre. Er hoffte, dass Alvarez seine Geliebte in Cabo traf, wie er es vorgehabt hatte. Dass de La Guerra ihnen dabei half, diesen Mörder ein für alle Mal loszuwerden. Dass Lark und Chrissy endlich bald in Sicherheit wären.
Sie schmiegte sich seufzend an ihn, genoss seine Körperwärme und auch ein bisschen die Kraft, die er ausstrahlte. Dev hielt sie einfach nur fest. Himmel, sie fühlte sich so gut an, ihre sanften Kurven passten so perfekt zu seinen harten Muskeln. Unwillkürlich reagierte sein Körper auf sie.
Er wollte sie. Seitdem er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Doch er hätte nie gedacht, wie wunderbar es sich anfühlte, sie einfach nur in den Armen zu halten.
Sie atmete zitternd aus und versuchte sich von ihm zu lösen, aber er wollte sie nicht
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