Das Weinen der Engel (German Edition)
fertig machen. Chrissy ist draußen mit Gracie. Ich hole ihre Sachen.“ Und die Kleidung, die Gracie ihr aus dem Sack der Kleiderspende für die Schule gegeben hatte.
Es dauerte keine zehn Minuten, bis die Männer ihre Ausrüstung verstaut hatten. Lark bedankte sich bei Gracie für alles und umarmte sie zum Abschied.
„Du warst wirklich so hilfsbereit, Gracie. Ich kann mich für deine Gastfreundschaft gar nicht genug bedanken.“
„Ich bete für dich und Devlin. Und für das kleine Mädchen.“
„Vielen Dank.“
„Jake wird gut auf sie aufpassen“, sagte Gracie und warf ihm einen Seitenblick zu.
Lark nickte nur, plötzlich fühlte sich ihre Kehle wie zugeschnürt an. Die Männer hatten ihre Tochter gerettet, und sie hatte alle bereits in ihr Herz geschlossen. Doch sie befand sich noch immer in Mexiko, musste noch immer um ihr Leben fürchten, da eine Bande von rücksichtslosen Killern hinter ihr her war. Plötzlich war sie sich bewusst, wie sehr sie ihr normales Leben vermisste, wie sehr sie sich nach ihren Freunden sehnte.
Scotty und Delilah, Carrie Beth und Dex, sie alle mussten schon krank vor Sorge um sie sein. Doch sie konnte es nicht riskieren, dort anzurufen. Wenn Alvarez auf der Suche nach ihr war, überwachte er womöglich ihre Telefone. Wenn sie anrief, konnte er das Gespräch zurückverfolgen. Ihm würde klar sein, dass der Anruf aus Mexiko kam. Dann wäre es für ihn nicht schwierig, ihren Aufenthalt herauszufinden, und sie verfolgen. Es war einfach zu riskant.
Wenn Devs Plan funktionierte, würde das alles in wenigen Tagen überstanden sein.
Wenn
Devs Plan funktionierte.
Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Sie setzten alles auf einen Plan, der womöglich schiefging. Wenn de La Guerra es ablehnte, ihnen zu helfen, würde Alvarez sie früher oder später finden. Er würde sie ohne zu zögern umbringen.
Lark atmete tief durch. Das würde nicht passieren. Sie musste Ricardo de La Guerra davon überzeugen, dass er sie unterstützte.
So oder so.
Sie checkten im
Hotel Barranca
ein, ein kleines Motel am Rande von Ciudad del Cordon. Die sich in die Wüstenlandschaft ausbreitende Stadt hatte ihren Namen von der Bergkette, die man in der Ferne sehen konnte. Ein hübscher Ort, wie Dev fand. Mit verschiedenen Kathedralen aus dem vorigen Jahrhundert, einem Hauptplatz mit altmodischen schmiedeeisernen Lampen und Kopfsteinpflaster. Trotz des kargen, steinigen Umlands wuchsen hier und dort Palmen, und die Straßen waren von grünen Bäumen und üppigen Sträuchern gesäumt.
Dev mietete zwei Zimmer, eins für Jake und Johnnie, eins für sich, Lark und Chrissy. Emilio Campbell hatte die Stadt bereits verlassen, um nach Rio Negro zurückzukehren, wo er wohnte. Montez war nach Cabo San Lucas geflogen. Er musste dringend auskundschaften, ob Antonio Alvarez’ Pläne sich auch nicht geändert hatten.
Was beim morgigen Treffen geschah und was Montez herausfand, würde ihr Schicksal bestimmen. Oder zumindest ihren Plan, am Leben zu bleiben.
Dev sah sich im Zimmer um. Für den mexikanischen Standard war es nicht so schlecht mit den beiden Doppelbetten und einem Bad mit Dusche, in dem nicht alles vollständig verrostet war. Während Lark Chrissy etwas aus einem Kinderbuch über einen verloren gegangenen Welpen vorlas, das Gracie ihr gegeben hatte, telefonierte Dev mit Trace Rawlins.
„Ich bin es. Schon zurück in den Staaten?“
„Wir sind in Arizona.“
„Wie macht sich Madman?“
„Ihm geht’s gut. Unverwüstlich wie Sumpfkraut. Ein Arzt, den mir ein Bekannter empfohlen hatte, hat ihn zusammengenäht. Jetzt wartet er auf seinen Flug nach L.A. Alles in Ordnung bei dir?“
„Bisher ja. Ich arbeite an Plan C. Wenn alles funktioniert, sage ich dir Bescheid. Drück mir die Daumen.“
„Das tu ich.“
Er beendete das Gespräch und stellte das Satellitentelefon aus. Er glaubte nicht, dass Alvarez den Anruf zurückverfolgen konnte, aber er wollte kein Risiko eingehen.
„Hat jemand von euch da drinnen Hunger?“, rief Riggs von draußen vor der Tür, und kurz darauf klopfte er laut an.
„Ich habe Hunger!“ Chrissy sprang vom Bett und rannte zur Tür, um ihn hereinzulassen. Sie grinste ihn breit an. „Ich will einen Taco, Onkel Johnnie.“
Dev warf ihm einen Blick zu. „Onkel Johnnie? Wann ist das denn passiert?“
Er zuckte mit den breiten Schultern. „Chrissy scheint in letzter Zeit eine Menge Onkel zu haben.“ Er nahm die Hand der Kleinen. „Dann lass uns mal losgehen und Onkel Jake
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