Das Weinen der Engel (German Edition)
dunklen Augenbrauen. „Schotte?“
„Halb“, erwiderte Jake. „Emilio ist ein Künstler. Er kennt de La Guerra. Don Ricardo hat ein paar von seinen Landschaftsgemälden erworben.“
„Und er will uns helfen?“
„Das sagt Montez. Alvarez hat seinen Vater getötet. Er war Richter. Es gefiel Alvarez nicht, dass ein Richter sich an die Gesetze gehalten hat. Er und seine Männer sind in ein Café gekommen und haben ihn erschossen, während er seinen Kaffee dort trank.“
Dev presste die Lippen zusammen.
„Rafe hat ihm erklärt, warum wir nach Mexiko gekommen sind und warum wir mit de La Guerra in Kontakt treten wollen. Nachdem Alvarez seiner Familie das angetan hat, ist Campbell bereit, ein Treffen zu arrangieren.“
„Das ist großartig.“ Montez hatte ihnen ein weiteres Mal geholfen. Anfangs war ihm der Mann ziemlich unsympathisch gewesen, doch das hatte wohl hauptsächlich etwas mit Neid auf den gut aussehenden Latino und dessen glutvolle schwarze Augen zu tun gehabt, die mehr zu sehen schienen als andere. Er musste sich eingestehen, dass Rafe seinen Job gut machte. Und solange er sich von Lark fernhielt, konnte Dev sich glücklich schätzen, ihn im Team zu haben.
Die Männer kamen ins Haus. Campbell war ein bisschen größer und schmaler als Montez, hatte hellbraunes Haar und graue Augen. Er war schätzungsweise Anfang dreißig und auf eine etwas weichere, weniger aggressive Art attraktiv als sein Begleiter.
Wieder wurden alle vorgestellt.
„Ich hoffe, ich kann Ihnen weiterhelfen“, sagte Emilio ohne jeden erkennbaren spanischen Akzent. „Don Ricardo mag keine Ungerechtigkeiten. Er würde es nicht gutheißen, dass ein Kind für die Befriedigung von Rachegelüsten benutzt wird. Und er kann Antonio Alvarez nicht leiden.“
„De La Guerra lebt in Ciudad del Cordon“, sagte Dev. „Das ist nicht weit entfernt von hier. Wann, denken Sie, könnten Sie mit ihm sprechen?“
„Ich werde ihn morgen früh anrufen und sehen, wann er sich mit mir treffen kann – vorausgesetzt, er sagt zu.“
„Aber Sie gehen davon aus, dass er es tut“, sagte Dev.
„Ja. Er liebt die Kunst genauso wie ich. Er hat mich in meiner künstlerischen Laufbahn sehr unterstützt. Wir haben sehr unterhaltsame Abende zusammen verbracht und über Künstler und ihre Arbeiten diskutiert. Heute Abend werde ich mit Rafael eine Übernachtungsmöglichkeit im Ort suchen. Ich werde ihn dann als Erstes morgen früh anrufen. Rafael kann mich nach Ciudad del Cordon zum Treffen fahren.“
„Ich weiß, wo Sie unterkommen können“, meldete sich Gracie. „Eine Pension, die einer Freundin von mir gehört. Es ist dort sauber, die Betten sind bequem, und es kostet nicht viel. Sie sind natürlich herzlich eingeladen, hierzubleiben, aber dann müssten Sie auf dem Fußboden schlafen.“
Er lächelte sie freundlich an. „Ich glaube, ich bevorzuge ein Bett.“
„Das Gleiche gilt für mich“, sagte Rafe.
Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Aber Sie werden doch beide zum Abendessen bleiben. Darauf bestehe ich.“
Emilio hob den Kopf, atmete tief den Duft des brutzelnden Fleisches ein. „Ich bin Junggeselle. Einer Einladung zu einem guten hausgemachten Essen kann ich nicht widerstehen.“
„Da ich sein Chauffeur bin, sieht es wohl so aus, als würde ich auch bleiben“, sagte Rafe.
Gracie lächelte. „Gut. Das Essen ist gleich fertig. Jake, würdest du vielleicht inzwischen eine Flasche Wein öffnen und deinen Freunden ein Glas einschenken?“
„Gute Idee.“ Jake folgte ihr in die Küche. Dev entging nicht, wie Emilio Campbells graue Augen den Schwung von Gracies Hüften verfolgten. Sie war eine schöne Frau, doch sie musste bestimmt einsam sein. Jake war offensichtlich nicht an mehr als Freundschaft interessiert. Vielleicht hinderte ihn das Andenken an ihren Bruder daran, mehr von ihr zu wollen.
Aber Emilio … vielleicht war Emilio ja auch einsam.
Devs Blick fiel auf Montez. Dank ihm machten sie nun Fortschritte. Er mochte ja was gegen ihn gehabt haben, aber er verdankte dem Mann ziemlich viel.
Dev gehörte zu denen, die es nie versäumten, ihre Dankbarkeit zu zeigen.
Das Essen war lecker. Mengen von hausgemachten Tortillas, Schüsseln mit saftigem Chile Verde und Berge von spanischem Reis. Alles noch köstlicher durch Gracies delikate Salsa. Dev trank ein Glas von dem kräftigen Rotwein, den Jake als Vorrat im Haus hielt, und Johnnie Riggs füllte sich dreimal den Teller. Himmel noch mal, der Mann konnte essen. Kein
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