Das Weinen der Engel (German Edition)
glaubte Dev ganz sicher zu wissen, welches der beiden Gefühle er für Lark Delaney hegte.
Aber dass er scharf auf sie war, änderte nichts an der Tatsache, dass es sich bei ihr um eine Klientin handelte. Sie war hier, weil sie seine Hilfe benötigte und nicht seinen Ständer, den er jedes Mal bekam, wenn sie auftauchte.
Er musste diesen Job zu Ende bringen, weil sein Freund Madman Monroe ihn darum gebeten hatte. Er würde die Tochter ihrer Schwester finden.
Lark musste aus seinem Leben verschwinden, bevor er tat, was er wollte – und sein Verhalten später bereute.
4. KAPITEL
S tatt ins
Biltmore
zurückzugehen, fuhr Lark an der Abzweigung zum Hotel vorbei und folgte der Straße weiter in Richtung der Wohnung ihrer Schwester. Sie war gerade in die Einfahrt eingebogen, als ihr Handy klingelte. Nachdem sie ausgestiegen war und in ihrer Tasche gewühlt hatte, zog sie ihr BlackBerry heraus und presste es sich ans Ohr.
„Lark, ich bin’s, Brenda.“
„Ach, hallo, Brenda.“ Sie ging zur Wohnungstür, hantierte mit dem Schlüsselbund, schloss die Eingangstür auf und betrat das Apartment.
„Hör zu, ich habe in deinem Büro angerufen, und auf dem Anrufbeantworter heißt es, du wärst die nächsten zwei Wochen im Urlaub. Ich habe die Nummer von Carrie Beth rausgesucht, und sie sagte, du wärst in Phoenix. Bist du wirklich hier? Warum hast du dich nicht bei mir gemeldet?“
Brenda Whitney war eine ihrer besten Freundinnen. Sie kannten sich bereits seit der Highschool. Während der Collegezeit waren sie weiterhin in Kontakt geblieben, auch nachdem Brenda geheiratet hatte. Ihre Freundschaft überdauerte ebenso ihre Scheidung und die schrecklichen Wochen vor Heathers Tod. Brenda war alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, und auch ihre unterschiedlichen Lebenszusammenhänge hatten Lark und sie nicht trennen können.
Lark ließ ihre Handtasche auf den Tisch fallen und seufzte. „Ich wollte dich anrufen. Es war einfach … ich weiß nicht. Irgendwie brauchte ich noch ein bisschen Zeit, um meine Gedanken zu ordnen.“
„Bist du nach Phoenix gekommen, um das Kind zu suchen?“
Brenda wusste von Heathers letztem Wunsch. Ihr war klar gewesen, dass Lark zurückkommen würde, sobald sie es einrichten konnte.
„Ich habe einen Privatermittler angeheuert. Wir arbeiten zusammen.“
„Wo bist du?“
„In Heathers Wohnung. Ich … bin noch dabei, ihre Sachen auszusortieren.“
„Das freut mich, Lark. Ich weiß, wie sehr du dich davor gefürchtet hast. Ich bin stolz auf dich.“
„Es ist nicht so schlimm, wie ich gedacht habe. Irgendwie habe ich das Gefühl, als wenn sie noch hier wäre, falls du verstehst, was ich meine.“
„Ja, ich weiß, was du meinst. Ich komme vorbei und helfe dir. Die Kinder sind bei ihrem Dad. In zwanzig Minuten bin ich da.“
Es war merkwürdig. Gestern hatte sie niemanden sehen wollen. Sie brauchte Zeit, sich mit den Gedanken an ihre Schwester auseinanderzusetzen, mit den Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse. Heute verspürte sie eine große Erleichterung bei der Aussicht auf Brendas Gesellschaft. „Ich freue mich, bis gleich!“
Lark begann mit ihrer Arbeit. Am Boden kniend öffnete sie einen der Kartons, in dem Heather ihre Fotos aufbewahrt hatte, und ging den Inhalt durch. Sie breitete die Bilder auf dem Teppich vor sich aus.
Zwanzig Minuten später klopfte es. Lark blickte auf, als die Tür mit Schwung geöffnet wurde und Brenda hereinkam. Die kurvenreiche Rothaarige stellte ihre LARK-Tasche – ein Weihnachtsgeschenk – auf dem Kaffeetisch ab und kam zu Lark herüber. Die kniete noch vor dem halb leeren Karton und den vor sich ausgebreiteten Fotos.
Brenda warf einen Blick auf die Bilder am Boden und lächelte. „Heather war wirklich eine Foto-Fanatikerin, was?“ In ihren bequemen Jeans und T-Shirt setzte sich Brenda im Schneidersitz neben Lark auf den Teppich.
„Ich bin nie so besonders hinterher gewesen, wenn’s ums Fotografieren ging. Irgendwie scheint man sich die Bilder ja nie wieder anzusehen.“
„Andererseits“, sagte Brenda leise, „haben wir jetzt die vielen schönen Erinnerungen.“
Larks Augen füllten sich mit Tränen. „Ja, das stimmt.“ Sie blinzelte und wischte sich schnell eine Träne von der Wange. Die letzten Monate und Wochen vor Heathers Tod hatte sie genug geweint. Es wurde Zeit, dass sie ihre Trauer überwand.
„Wie verläuft denn die Suche?“, erkundigte sich Brenda, die nun mit dem Ordnen begann. Familienfotos der Delaneys auf
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