Das Weinen der Engel (German Edition)
ist das mit dem Erfolg in diesem Land. Man muss immer einen Preis dafür zahlen.“
Das stimmte. Sie bereute nicht, was sie geleistet hatte, dass sie so viel Geld verdiente. Aber ihr kleines Mädchen sollte nicht diejenige sein, die den Preis dafür bezahlte.
Es war fast Mitternacht, als sie in der verschlafenen Stadt Calexio ein paar Kilometer nördlich von der mexikanischen Grenze landeten. Dev mietete zwei Zimmer im „El Camino“, ein unscheinbares Hotel nicht weit vom Flughafen entfernt.
Als Lark das Zimmer betrat und ihre Tasche auf eines der Betten warf, kamen wieder die Erinnerungen an den Vormittag mit Dev zusammen im Bett. Sie dachte an den fantastischen Sex, den sie gehabt hatten, und unwillkürlich sah sie zu ihm hinüber.
Er musste gerade das Gleiche gedacht haben. In seinen blauen Augen erkannte sie den verzehrenden Hunger. Er kam zu ihr und umfasste ihre Schultern, bevor er den Kopf neigte und sie küsste.
„Himmel, es gibt nichts, was ich jetzt lieber täte, als dich auf der Stelle zu nehmen. Aber ich muss mich auf unsere Aufgabe konzentrieren und darf nicht daran denken, wie gern ich jetzt in dir wäre.“
Sie spürte, wie sich ihre Wangen erhitzten. Sie hatte dasselbe gedacht. Wie gut würde es sich anfühlen, wenn er sie berührte, sie liebte.
„Ich weiß.“
„Und wir müssen unbedingt etwas schlafen. Es gibt viel zu tun, wenn wir erst mal in Mexiko sind.“
Sie nickte und machte sich von ihm los, damit sie beide Luft zum Atmen bekamen. Trotzdem brodelte die sexuelle Energie im Raum. Sie fragte sich, ob es nicht viel einfacher wäre, wenn sie ihrem Verlangen nachgaben, statt sich zu quälen, indem sie dagegen ankämpften.
Auf dem Weg ins Bad bemühte sie sich, die Augen von diesem wundervollen muskulösen Körper zu nehmen, als er sich auszog. Sie duschte, nahm eins von seinen T-Shirts und kletterte ins Bett.
Das Licht wurde ausgeschaltet.
Wenige Minuten später hörte sie seinen gleichmäßigen Atem. Er war ein Mann und ehemaliger Soldat. Als solcher war er es gewohnt gewesen, unter den widrigsten Umständen einzuschlafen. Außerdem hatte er nur zwei Stunden geschlafen, bevor sie ihn in ihrer Panik angerufen hatte und er auf dem schnellsten Weg nach L.A. gekommen war.
Lark war am Morgen während seiner zahlreichen Telefonate ein wenig eingenickt. Aber das reichte bei Weitem nicht aus, sie fühlte sich erschöpft und brauchte dringend Erholung. Doch sie musste ständig an Chrissy denken. Wie verängstigt sie bestimmt war, wie verlassen sie sich fühlen musste. Sofort kamen ihr wieder die Tränen. Sie atmete tief durch und schwor sich, das zu tun, was Dev ihr geraten hatte, und sich nur auf die Suche nach Chrissy zu konzentrieren. Darauf, sie wieder nach Hause zu bringen.
Irgendwann schlief sie ein. Doch es erschien ihr, als hätte sie nur Minuten geschlafen, als Dev sie sanft schüttelte, um sie zu wecken.
„Es ist Zeit aufzubrechen.“ Er hatte sich leger gekleidet, mit einer Baumwollhose und einem kurzärmeligen blau geblümten Hemd. Sein fast schwarzes Haar war noch vom Duschen feucht. Er sah aus wie ein Tourist. Oder vielleicht auch wie ein Filmstar.
Lark verstand sofort und zog Jeans und ein hellorangefarbenes Top an, das am Bauchnabel ein bisschen Haut vorblitzen ließ. Dazu schlüpfte sie in ein Paar Sandalen. In ihrer Reisetasche befand sich nicht allzu viel Kleidung. Aber sie war von Anfang an entschlossen gewesen, mit ihm nach Mexiko zu fahren, und hatte sich entsprechend eingedeckt. Das hieß, ihre Wanderstiefel befanden sich in der Reisetasche, ein Paar bequeme Jeans und einige langärmelige Shirts.
„Du siehst perfekt aus“, kommentierte Dev, während er sie von oben bis unten musterte. Einen kurzen Moment verdunkelten sich seine Augen, und wieder sah sie das Verlangen in seinem Blick. Doch es war schnell wieder verschwunden. „Wir müssen bloß durch den Zoll, dann sind wir unterwegs Richtung Chrissy.“
Clive und Johnnie hatten sich ebenfalls betont leger angezogen, allerdings mit Hawaiihemden und Kakihosen. Mit seinem dunklen Haar und dem ewigen Bartschatten sah Johnnie Riggs tatsächlich wie ein Söldner aus.
Sie landeten in San Felipe, ein verschlafenes Städtchen mit sechzehntausend Einwohnern. Hier befanden sie sich an der Küste der Baja Peninsula, etwa zweihundertfünfundzwanzig Kilometer südlich der Grenze. Es war ein kleiner, nicht sehr belebter Übergang für Touristen, die etwas Sonne und Strand suchten oder zum Angeln wollten.
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