Das Weinen der Engel (German Edition)
Hand aus, um Lark hochzuhelfen.
Der Innenraum des Flugzeugs wurde von dunkelbraunem Leder dominiert. Es gab sechs Sitzplätze, wenn man den Piloten und den Copiloten mitrechnete. Alles war sauber und gut gepflegt, deshalb vertraute sie darauf, dass die Motoren ebenso sorgfältig gewartet wurden.
Lark setzte sich auf einen der freien Plätze, und Dev richtete sich auf dem Sitz neben ihr ein.
Seitdem sie sich am Morgen geliebt hatten, verhielt er sich zurückhaltend. Sie glaubte, das zu verstehen. Er konzentrierte sich auf seine Aufgabe, musste die Mission anführen, und das war gut so. Antonio Alvarez war gefährlich, und es bestand das Risiko, dass einer der Männer oder sie alle dabei getötet wurden. Wenn das geschah, mein Gott, was passierte dann mit Chrissy?
Dev musste sich konzentrieren.
Trotzdem, jedes Mal, wenn sie ihn ansah, wurde ihr eng in der Brust. Was zwischen ihnen vorgefallen war, durfte nicht mehr sein, als es gewesen war – ein sexuelles Erlebnis mit einem Mann, der sie körperlich anzog. Etwas, das ihr half, die gegenwärtige Situation besser zu überstehen.
Doch tief im Inneren wusste sie, dass ihr das Zusammensein mit Dev viel mehr bedeutete. Sie musste unbedingt ihre Gefühle im Zaum halten. Sie konnte sich solche tiefen Empfindungen einfach nicht leisten.
Es wird bald alles vorbei sein, sagte sie sich. Wir finden Chrissy, bringen sie nach Hause, und Dev wird wieder nach Arizona zurückkehren.
Sie wünschte, sie würde sich bei dem Gedanken besser fühlen.
Der Pilot machte eine letzte Inspektion, stieg an Bord und startete die Motoren. Als das Flugzeug sich in Richtung Abflugbahn bewegte, nahm Dev plötzlich zu Larks Überraschung ihre Hand in seine.
„Alles in Ordnung?“
Sie nickte. „Ich bin nervös. Und ich habe Angst. Hoffentlich finden wir sie.“
Dev drückte ihre Hand tröstend. „Wir werden sie finden.“
Lark sah zu ihm hoch. Eine Frage brannte ihr seit Langem unter den Nägeln. „Selbst wenn wir sie nach Hause zurückholen, was hält Alvarez davon ab, uns weiterzuverfolgen? Vielleicht will er uns dann das nächste Mal gleich umbringen?“
Dev seufzte und ließ ihre Hand wieder los. „Ich habe mich schon gefragt, wann du die Frage stellst.“
„Ich könnte Bodyguards einstellen, aber selbst das würde nicht ausreichen.“
„Ich weiß.“
„Was soll ich denn tun?“
„Es gibt ein paar Möglichkeiten, was wir in dem Fall unternehmen könnten. Zunächst mal mit dem FBI reden und sehen, ob sie dir helfen. Der Drogenbekämpfungsbehörde ist Alvarez bekannt. Ich bin sicher, dass die DEA ihn hinter den Morden in Arizona vermuten. Inzwischen wissen sie auch von Chrissys Entführung.“
Sie schnaufte. „Dazu gehört aber auch nicht viel. Sie brauchen ja nur im Supermarkt an den Fernsehschirmen vorbeizulaufen, um davon zu hören.“
„Sie wissen jedenfalls, womit du es zu tun hast. Eventuell könnten sie dir und Chrissy zu einer neuen Identität verhelfen. Dann müsstest du vollkommen von der Bildfläche verschwinden. Deinen Namen wechseln. Deinen Job aufgeben und woanders hinziehen. Deine Freunde nicht mehr kontaktieren.“
Lark wurde blass. Sie schüttelte den Kopf. „Das könnte ich … das könnte ich nicht.“
„Vielleicht bleibt dir nichts anderes übrig, Baby.“
Ihr zog sich die Brust zusammen. Es war für sie unvorstellbar, alles aufzugeben, woran sie so hart gearbeitet hatte. Ihre Freunde nie wiederzusehen, wie eine Einsiedlerin unter einem anderen Namen zu leben.
„Ich hoffe, das wird nicht nötig sein“, fügte Dev beim Anblick ihres erblassten Gesichts hinzu. „Ich hätte noch ein paar andere Ideen, die helfen könnten. Aber vorerst möchte ich nicht darüber reden. Wenn alles gut geht, wird es sicher noch einen anderen Weg geben.“
Sie sah ihn an. Wieder empfand sie dasselbe Gefühl von Vertrauen, das sie schon bei ihrem ersten Treffen gehabt hatte.
Lark atmete tief durch. „Okay, wir werden uns etwas überlegen. Bis dahin muss ich durchhalten.“
Er nickte. „Gutes Mädchen. Zuerst müssen wir Chrissy finden.“
Sie verzog schmerzhaft das Gesicht. „Er hat sie. Die Gerüchte stimmen – das habe ich im Gefühl. Er will sich an unserer Angst weiden, will beweisen, dass er mächtiger ist als wir.“ Lark lehnte den Kopf gegen die Nackenstütze. „Wenn diese Reporter sich nicht eingemischt hätten, wenn diese Storys nicht gedruckt worden wären, dann hätte das alles nicht passieren können.“
„Wahrscheinlich hast du recht. Aber so
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