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Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Wahnsinn und Tod. Ihr könnt mir von Flüssen und Regen erzählen und ich euch von bis auf die Knochen dünnen toten Körpern voll Dope und Schmerz, die von einem größeren Leben träumen als dem hier ohne Frau, ohne Arbeit und Vaterland, zusammengeklappt in Bars voller Schwuler, die auf ungestimmten Pianos spielen, während stumpf dreinblickende Kassierer-Wirte in toter Münze pfeifen.

    Die Polizei fragt, was machen Sie hier am Wasser?, während ich mir die blutende Seite halte und einen faulen Zahn ausspucke. Die Polizei fragt, warum schlafen Sie um diese Zeit nicht?, während sich Fisch auf Fisch stürzt und Cäsars Gebeine ganz still halten, die Polizei fragt, wo leben Sie?, nicht warum leben Sie?, sondern wo?, und ich werde ins Gefängnis gesteckt, ein Ding aus Holz und Stahl. wie heißen Sie?, werde ich gefragt. Sie stellen lauter leichte Fragen, und ich nehme an, dass sie deshalb auch so fett, unerschrocken und sauber sind.

    Mein junger Freund ist sehr jung und stellt junge Fragen. Ich bezweifle, dass er überhaupt schon Geschlechtsverkehr gehabt hat. Aber das spielt keine Rolle. Irgendeine Hure findet ihn schon. Es gibt kein Entrinnen.

    Glaubst du, das Leben hat einen Preis?, fragt er. Ich verstehe deine Frage nicht ganz. Ich glaube nicht, dass irgendwas einen Preis hat. Ich bin ein Träumer. Ich glaube an Besitzen ohne Schmerz. Ich bin kein Realist. Mir fehlt’s an Rückgrat, ich hasse Langeweile und Anstrengung. Lieber höre ich mir die Samson-Ouvertüre von Händel an.

    Glaubst du an Gott?

    Möglich ist alles …

    könnte ich mir bloß mit einer .45er den Kopf wegpusten, ohne zu denken, wie grün doch das Gras ist.

    kühl ist der Wind in meinem Altmänner
Herzen.

    die Knochen meiner Liebe sind begraben zwischen meinen Ladys, zwischen meinen Ladys, und wie schön ist jetzt mein Sehnen.

    die Toten sind so uralt und die
Lebenden so erzpragmatisch.

    makabre Verse bestürmen mein Herz, sammeln sich da, trampeln mit den Schwabbelfüßen in der Pest und den Trümmern herum.

    deine Liebe ist Kuba mit Bart, eine nach Rum riechende Groschenpresse; deine Liebe ist Baseball mit Fliege und Mandolinenspiel zu Brahms; deine Liebe ist das Strampeln von 14 Katzen in meinem Hirn; deine Liebe ist Rommé und scheinheilige Freaks, die auf der East First Streitschriften verhökern; deine Liebe ist maßgeschneidert in Einzelhaft; deine Liebe ist der Flottenuntergang, der Torpedo des Zweifels; deine Liebe ist Wein und das Malen und Malen von Picasso; deine Liebe ist ein schlafender Bär im Weinkeller des Moulin Rouge ; deine Liebe ist ein Turm, getroffen und zerstört vom Eiffel-Blitz; deine Liebe durchstreift die Hügel, besteigt die Berge und schießt Russen auf den Mond.
    warum
    gehst du
    weg?

    der Tod ist letztlich langweilig – wie wenn man ein Rollo runterzieht, nichts weiter. wir sterben im Allgemeinen nicht auf einen Schlag, sondern nach und nach, Stückchen für Stückchen. die Jungen sterben am schwersten und leben am schwersten und begreifen nichts. aber sie sind am großzügigsten und am ehrlichsten und besser zum Führen geeignet als die aus Klugheit Vorsichtigen. wer überlebt durch Offenheit? nicht mal eine Spinne. zeig mir die Übriggebliebenen, und ich zeige dir nichts. die Jungen müssen sich erst noch den Tatsachen fügen. und die Tatsachen sind nichts als der Kniest der Jahrhunderte. die junge Knospe ist am härtesten. ich bin alt, Voreingenommenheit kann man mir also nicht unterstellen.

    wir alle haben gesoffen und sind von der Straße geholt worden. die Zelle ist vollgestopft mit Säufern, die nicht singen und nie Beethovens herrliche Neunte gehört haben. Es ist wie in einem Kloster, nur Gott ist weit weg. die Wärter kommen vorbei, sehen mich dastehen. »Zeit zu schlafen«, sagen sie. »Zeit zu schlafen.« Sie erinnern mich an meine Frau.

    was haben sie immer mit dem Schlaf? warum muss ich die Augen vor diesem Drecksuniversum verschließen? Ich träume ein Lied … wie diese Männer schlafen, während der Mond ihnen den Tod aufs Gesicht malt … morgen früh wachen sie auf und kratzen sich und fluchen, während die Möwen herabstoßen, um ihnen die sich trübenden Augen auszuhacken.

    du spielst nur rum, Jungchen, sagte er, und ich knallte ihm das Platinrohr aufs Auge, haute ihm das Auge raus und warf es einem vorbeifliegenden Geier zu. ich weiß, dass du es besser kannst, sagte er, als ich ihm den Bauch in Würfel schnitt. du bist der Größte, sagte er, wenn du dich an die

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